Blecha, Karl#
* 16. 3. 1933, Wien
Politiker und Sozialforscher
Der Sohn eines Hufschmiedes war schon früh politisch aktiv. Als
Mitbegründer des Verbandes sozialistischer Mittelschüler wurde er 1954
zum ersten Obmann gewählt. Während seiner Studienzeit war er Obmann des
Verbandes Sozialistischer Studenten Österreichs (VSStÖ) und Mitinitiator
der "Sozialwissenschaftlichen Studiengesellschaft". Zu Beginn der 60er
Jahre setzte er sich für den Aufbau des "Instituts für empirische
Sozialforschung (IFES)" ein, dessen Direktor er 1963-1975 war. Als
Public-Relations-Berater bei Regionalwahlen konnte er sich in der SPÖ
vielfach profilieren, wobei er in
Bruno Kreisky einen besonderen
Förderer fand. 1970 wurde Blecha SPÖ-Abgeordneter im Nationalrat, 1976-1981
Zentralsekretär seiner Partei und Mitglied des Präsidiums, ab 1979
stellvertretender Obmann der sozialistischen Parlamentsfraktion, 1981
stellvertretender Parteivorsitzender und ab 1983 Innenminister. Sowohl
in der Lucona-Affäre des Udo Proksch als auch im Noricum-Waffenskandal
musste er vor parlamentarischen Untersuchungsausschüssen aussagen. Seine
Rolle in beiden Fällen ist noch ungeklärt. 1989 trat Blecha als
Innenminister zurück. Seither ist er im Wege des 1989 gegründeten
Wirtschafts- und Sozialforschungsunternehmens Mitropa bemüht, in den
Ländern des ehemaligen Ostblocks Sozialforschung und Demoskopie aufzubauen.
© "Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik" von Isabella Ackerl und Friedrich Weissensteiner, 1992