Breitner, Hugo#
* 9. 11. 1873, Wien
† 5. 3. 1946, Clairemont (Kalifornien)
Finanzpolitiker
Schon als Prokurist der Länderbank kämpfte
Breitner für die Interessen der
kleinen Angestellten. 1922 wurde er amtsführender Stadtrat für Finanzen;
er musste feststellen, dass sich das Finanzwesen der Gemeinde Wien in
einer katastrophalen Lage befand. Durch die Zeichnung von inzwischen
wertlos gewordenen Kriegsanleihen waren die Kassen der Stadt leer, die
Haupteinnahmequelle der Stadt - die Mietzinssteuer - belastete gerade
die Ärmsten, ebenso andere Einnahmequellen, wie die Gewinne aus
städtischen Betrieben. Um eine soziale Kommunalpolitik finanzieren zu
können, ging
Breitner daran, eine totale Änderung des Steuersystems
vorzunehmen. So fühlte er neue Steuern ein, wie die Branntwein- und
Automobilsteuer, die Lustbarkeits- und Hausgehilfinnenabgabe. V. a. die
Wohnbausteuer stieß unter den neuen "Breitner-Steuern" auf schärfste
Kritik des bürgerlichen Lagers, ermöglichte aber den weltweit
vorbildlichen sozialen Wohnbau des "Roten Wien". 1932, nach einem
Jahrzehnt der Erfolge, legte
Breitner aus gesundheitlichen Gründen das Amt des
Finanzstadtrats zurück. 1920-1927 war er, mit einer kurzen
Unterbrechung, Mitglied des Bundesrates. In den Februar-Kämpfen 1934
wurde er verhaftet, nach seiner Freilassung emigrierte er über Florenz
in die USA.
© "Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik" von Isabella Ackerl und Friedrich Weissensteiner, 1992