Dinghofer, Franz#
* 6. 4. 1873, Ottensheim (Oberösterreich)
† 12. 1. 1956, Wien
Jurist und Politiker
Der Jurist, der einem liberalen Elternhaus entstammte, kam an der
Universität Graz in Kontakt mit der nationalen Studentenverbindung
"Ostmark". Ab 1897 arbeitete er beim Linzer Landesgericht und später als
Bezirksrichter in Urfahr. Er gehörte dem Deutschnationalen Verein an, in
Linz, gründete er den Deutschen Volksbund. Seit 1901 Mitglied des Linzer
Gemeinderats, wurde er 1907 zum Bürgermeister der Stadt gewählt - als
jüngster in der gesamten Donaumonarchie. Außerdem war er Mitglied des
oberösterreichischen.Landtags und seit 1911 Abgeordneter der Deutschen Volkspartei im
Reichsrat, wo er schnell eine große Rolle spielte. Er beschäftigte sich
mit der Reform der Beamtendienstpragmatik und Fragen des Wohnbaus. Seit
1917 Obmann der neugegründeten Deutschnationalen Partei, wurde er 1918
zum Präsidenten der Provisorischen Nationalversammlung gewählt. Obwohl
Monarchist, war er es, der am 12. November 1918 von der Rampe des
Parlaments die Republik Deutschösterreich ausrief. Als Anschlussanhänger
gehörte er 1920-1928 als Abgeordneter der Großdeutschen Volkspartei dem
Parlament an. 1926/27 fungierte er im Kabinett
Seipel als Vizekanzler, 1927/28
als Justizminister. Sein Hauptaugenmerk galt der Angleichung österreichischen
Rechts an das deutsche. 1928 trat er zurück, da er sich geweigert hatte,
den ungarischen Kommunistenführer Bela Kun an Ungarn auszuliefern. In
der Folge Präsident des Obersten Gerichtshofes, wurde er 1938 von den
Nationalsozialisten zwangspensioniert.
Literatur#
- W. Gredler, Franz Dinghofer in: NöB 19
- F. Mayrhofer, Franz Dinghofer Leben und Wirken (1873-1956), in: Hist. Jahrbuch der Stadt Linz (1969)
© "Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik" von Isabella Ackerl und Friedrich Weissensteiner, 1992