Ender, Otto#
* 24. 12. 1875, Altach (Vorarlberg)
† 25. 6. 1960, Bregenz
Rechtsanwalt und Politiker
Ender half zunächst seinem Vater, der eine Bauernwirtschaft, eine
Gemischtwarenhandlung und ein kleines Textilunternehmen der
Stickereibranche betrieb. Nach dem Besuch des Jesuitengymnasiums "Stella
Matutina" in Feldkirch studierte er Jus in Innsbruck und wurde
Rechtsanwalt. Schon während des 1. Weltkriegs Obmann der Vorarlberger
Christlichsozialen, trat der nüchterne Demokrat 1918-1920 für einen
Anschluss Vorarlbergs an die Schweiz ein - vor allem aus wirtschaftlichen
Überlegungen. Als Landeshauptmann von Vorarlberg (1918-1930 sowie
1931-1934) engagierte er sich für wirtschaftliche Belange, ihm sind u.
a. ausländische Kredite für den Ausbau der Elektrizitätswirtschaft zu
danken. 1930/31 war er Bundeskanzler und meinte, mit rigoroser
Sparsamkeit und Korrektheit der anstehenden Probleme Herr zu werden.
Wegen des Zusammenbruchs der CA musste er zurücktreten. 1933/34 war er
in der Regierung
Dollfuß als Minister für die Ausarbeitung einer
neuen ständischen Bundesverfassung zuständig (sogenannte Maiverfassung). Er
plädierte für einen Ständestaat auf demokratischer Basis, konnte sich
aber gegen vorherrschende autoritäre Tendenzen nicht durchsetzen.
1934-1938 war
Ender Präsident des Rechnungshofes. Infolge seiner
Anschlussneigungen erkannte er erst ziemlich spät den wahren Charakter
des NS-Regimes. 1938 wurde er zwar nicht verhaftet, musste aber, mit
"Gauverbot" belegt, bis 1945 in Wien leben. Eine neuerliche
Kanzlerschaft, die man ihm 1945 anbot, lehnte er ab.
© "Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik" von Isabella Ackerl und Friedrich Weissensteiner, 1992