Gredler, Wilfried#
* 12. 12. 1916, Wien
† 18. 11. 1994, Wien
Diplomat und Politiker
Sein Urgroßvater war Abgeordneter der Frankfurter Paulskirche, sein
Vater gehörte der Niederösterreichíschen Heimwehr an und verbrachte 4 Jahre im KZ Dachau.
Gredler selbst schied nach Jusstudium und Absolvierung der Konsularakademie
1942 aus gesundheitlichen Gründen aus der Wehrmacht. Er wurde von den
NS-Machthabern als junger Diplomat am Balkan eingesetzt, wo er jene
Eindrücke über das Regime gewann, die ihn schließlich in Kontakt mit der
Widerstandsbewegung brachten. Nach dem Krieg begann er zunächst eine
politische Karriere bei der "Jungen Front" der ÖVP, gehörte aber dann zu
den Mitbegründern der FPÖ, an deren liberalem Flügel er stand. 1953-1963
Abgeordneter zum Nationalrat, war er einer der brillantesten Redner des
Hohen Hauses. 1963 legte er sein Mandat zurück, da er die Politik seiner
Partei in der Habsburgfrage und die Kooperation mit der SPÖ nicht
guthieß. Er wandte sich dem diplomatischen Dienst zu. Als ein Vorkämpfer
für Europa war er österreichischer Vertreter beim Europarat in Straßburg,
1970-1977 war er Botschafter in Bonn und ging anschließend als erster
österreichischer Diplomat nach Peking, wobei er auch in Nordkorea und Vietnam
mitakkredidiert war. 1980 ließ er sich von seiner Partei bereden, als
Kandidat bei der Bundespräsidentenwahl aufzutreten; die Niederlage gegen
Rudolf Kirchschläger,
die der "Doyen" der FPÖ erlitt, traf ihn
schwer.
© "Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik" von Isabella Ackerl und Friedrich Weissensteiner, 1992