Kirchschläger, Rudolf#
* 20. 3. 1915, Niederkappel (Oberösterreich)
† 30. 3. 2000, Wien
Jurist und Diplomat
Kirchschläger wuchs unter harten Bedingungen auf. 1918 verlor er die Mutter, 1926 den Vater. Durch Gelegenheitsarbeiten finanzierte er sich die Bahnfahrt zur Hauptschule Steyr. Hilfsbereite Menschen ermöglichten es ihm dann, das Aufbaugymnasium in Horn zu besuchen, an dem er 1935 mit Auszeichnung maturierte. Das anschließende Jusstudium bestritt er durch Nachhilfestunden (Promotion: 1940). Im 2. Weltkrieg wurde er schwer verwundet. Seine Karriere begann Kirchschläger 1947 als Richter am Bezirksgericht Langeneis (Niederösterreich), 1954 wurde er Landesgerichtsrat am Bezirksgericht Innere Stadt in Wien. Im selben Jahr in die Völkerrechtsabteilung des Außenministeriums berufen, war er an den Vorarbeiten zum österreichischen Staatsvertrag und zum Neutralitätsgesetz beteiligt. 1958 erhielt er den Titel eines a. o. Gesandten und bevollmächtigten Ministers, 1963 wurde er Kabinettschef des Außenministers, 1967 Gesandter in Prag, bis er 1970 in der Regierung Kreisky die Leitung des Außenministeriums übernahm. 1974 wurde der Parteilose als Kandidat der SPÖ zum Bundespräsidenten gewählt. Seine korrekte, untadelige Amtsführung und seine Volksnähe brachten ihm 1980 bei seiner Wiederwahl triumphale 79,9% der Stimmen. Allseits geachtet, schied er 1986 aus seinem Amt. Kirchschläger veröffentlichte 1980 das Buch "Der Friede beginnt im eigenen Haus". 1977 gab K. H. Ritschel eine Auswahl seiner Reden heraus.
Literatur#
- M. Schenz, Bundespräsident Rudolf Kirchschläger (1985)
© "Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik" von Isabella Ackerl und Friedrich Weissensteiner, 1992