Gulda, Friedrich#
* 16. 5. 1930, Wien
† 27. 1. 2000, Weißenbach a. Attersee (Oberösterreich)
Klaviervirtuose und Komponist
Der Sohn eines Schuldirektors wurde schon früh als Wunderkind gefeiert.
Er erhielt seine musikalische Ausbildung bei Bruno Seidlhofer und
Joseph Marx
an der Wiener Musikakademie. Mit 16 Jahren wurde er
sensationeller Sieger des Internationalen Musikwettbewerbs in Genf, trat
als 20jähriger in der Carnegie Hall auf und führte 1953 als erster
Pianist das gesamte Sonatenwerk Beethovens auf.
Gulda war auf dem besten
Weg, zu einem der berühmtesten Konzertpianisten der Gegenwart zu
werden, dessen überragende Technik und reife Interpretationskunst von
den Kritikern hoch gelobt wurden, bis der Weltstar 1967 Frack und steife
Hemdbrust ablegte, aus dem konventionellen Musikleben ausstieg und sich
dem Jazz zuwandte. Er begann zu komponieren - wobei er seinen eigenen
Stil entwickelte, eine Mischung aus konventioneller Harmonik,
Jazzelementen und bizarren Tonverfremdungen ("Concerto für Ursula",
"Concerto for Myself"). Er trat nun als sein eigener Veranstalter auf,
der mit gewagten Programmzusammenstellungen (als einer der ersten führte
er E- und U-Musik gleichberechtigt nebeneinander auf) und Absagen in
letzter Minute das konservative Publikum schockierte. Bei seiner
gelegentlichen Rückkehr in den klassischen Konzertbetrieb und bei
Schallplattenaufnahmen beweist
Gulda, der besonders Mozart schätzt, dass er
auch in der klassischen Musik noch immer einer der ganz Großen unter den
Pianisten unserer Zeit ist.
© "Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik" von Isabella Ackerl und Friedrich Weissensteiner, 1992