Hanusch, Ferdinand#
* 9. 11. 1866, Oberdorf bei Wigstadtl (Österreich-Schlesien)
† 28. 9. 1923, Wien
Sozialpolitiker
Der Sohn eines schlesischen Hauswebers wuchs in ärmlichen Verhältnissen
heran. Bereits mit 13 Jahren arbeitete er am Bau als Hilfsarbeiter, zwei
Jahre später schloss er sich der Arbeiterbewegung an. 1900 wurde
Hanusch
Sekretär der eben gegründeten Union der Textilarbeiter in Wien, 1903 kam
er als profilierter Sozialpolitiker in den Vorstand der Österreichischen
Gewerkschaftskommission. Ab 1907 als Abgeordneter der SDAP im Reichsrat,
trat er für den Achtstundentag und Arbeitslosenunterstützung ein. Nach
Ausrufung der Republik 1918 übernahm er das Staatssekretariat für
soziale Verwaltung (bis 1920) und konnte nun seine Forderungen zum Teil
verwirklichen. Ihm ist der Aufbau des Sozialministeriums, die
Neugestaltung des Krankenkassenwesens, der Ausbau der
Sozialversicherung, das Angestellten- und das Betriebsrätegesetz zu
verdanken. Er leistete wichtige Vorarbeiten für eine Alters-, Invaliden-
und Hinterbliebenenversicherung für Arbeiter. Damit war
Hanusch Mitgestalter
des österreichischen Sozialstaates. 1921 wurde er Direktor der Wiener
Arbeiterkammer, deren Sozialwissenschaftliche Bibliothek er begründete.
Hanusch schrieb auch Theaterstücke und Erzählungen.
Werke#
- "Parlament und Arbeiterschutz" (1913)
- "Sozialpolitik im neuen Österreich." (1923)
© "Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik" von Isabella Ackerl und Friedrich Weissensteiner, 1992