Przibram, Hans Leo#
* 7. 7. 1874, Wien-Lainz
† 20. 5. 1944, KZ Terezin/Theresienstadt (Böhmen)
Zoologe
Przibram,
der aus einer Prager Fabrikantenfamilie stammte, begann sein Biologie-
und Zoologiestudium in Wien, als man daranging, die Lehren von Darwin
experimentell zu überprüfen. Er studierte auch in Leipzig und Straßburg.
1904 habilitierte er sich für Biologie mit besonderer Berücksichtigung der
experimentellen Morphologie. 1913 erhielt er ein unbesoldetes
Extraordinariat, das 1921 in ein besoldetes umgewandelt wurde. Ein
Ordinariat wurde ihm in Österreich nie angeboten. Nach Auslandsstudien zur
Meeresfauna, denen er in Triest, Neapel und in der Bretagne nachging,
gründete er 1913 mit dem Botaniker Leopold von Portheim und Dr. Wilhelm
Figdor im Wiener Prater das "Vivarium", eine biologische
Forschungseinrichtung, die er vorbildlich einrichtete und - ab 1914 im
Eigentum der Akademie der Wissenschaften - führte.
Przibram interessierte sich
v. a. für Fragen der Regeneration und Transplantation, für
Wachstumsstudien und den Chemismus des tierischen Farbkleides. Für seine
Versuche konstruierte er eigene Klimakammern mit gleichbleibender
Temperatur. Einer seiner Assistenten war der begabte Biologe
Paul Kammerer,
dessen Forschungen von
Przibram unterstützt wurden. In den 30er
Jahren geriet das Labor im Prater in finanzielle Schwierigkeiten. 1938 wurde
Przibram, der Jude war, seines Amtes enthoben. Ein Jahr später
emigrierte er nach Amsterdam, von wo er 1943 in das KZ Theresienstadt
verschleppt wurde.
Przibrams Institut wurde in den letzten Kriegstagen 1945
völlig zerstört. Sein Werk fand nur im Ausland reiche Anerkennung.
Werke#
- "Experimental-Zoologie" (7 Bde., 1907-1930)
- "Die anorganischen Grenzgebiete der Biologie" (1926)
© "Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik" von Isabella Ackerl und Friedrich Weissensteiner, 1992