Reisch, Richard#
* 7. 4. 1866, Wien
† 14. 12. 1938, Wien
Nationalökonom
Nach dem Studium in Wien und Innsbruck (Dr. jur.: 1889) trat
Reisch in den
Dienst der Finanzprokuratur in Innsbruck. Von dort wurde er 1891 ins
Finanzministerium berufen, wo er bis 1910 zum Sektionschef avancierte.
1918 berief man ihn in die Direktion der Allgemeinen österreichischen
Bodencreditanstalt. 1919/20 war er als Staatssekretär im Staatsamt für
Finanzen tätig. Danach erneut in der Bodencreditanstalt, übernahm er
1922 das Präsidium der Oesterreichischen Nationalbank in einer äußerst
schwierigen Situation. Er forderte zunächst die Einstellung der
Lebensmittelzuschüsse, die das Budget extrem belasteten; mit einer
Aufhebung des Mieterschutzes
konnte er nicht durchdringen. Er hatte die Sanierung des
Staatshaushalts, die Umstellung auf Schillingwährung mit 1. Jänner 1925
und die Einführung der Goldbilanzen zu bewältigen.
Bereits seit 1906 lehrte Reisch als Privatdozent an der Wiener Universität
Finanzrecht, 1928 wurde er o. Prof. Er war intensiv um den Ausbau des
betriebswirtschaftlich fundierten Rechnungswesens bemüht und publizierte
u. a. in der "Zeitschrift für Nationalökonomie" hierzu zahlreiche
wissenschaftliche Arbeiten.
© "Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik" von Isabella Ackerl und Friedrich Weissensteiner, 1992