Rintelen, Anton#
* 15. 11. 1876, Graz
† 28. 1. 1946, Graz
Jurist und Politiker
Nach einem Jusstudium in Graz und Wien (Promotion: 1898) widmete
Rintelen sich
zunächst der wissenschaftlichen Forschung. 1902 habilitierte er sich für
zivilgerichtliches Verfahren, 1906 erhielt er in Graz einen Lehrstuhl
für Zivilprozessrechte. Zuvor an der Deutschen Universität Prag, war er
als Dekan (1908/09) in die Nationalitätenauseinandersetzungen
(Wahrmundaffäre) verwickelt. Im 1. Weltkrieg leistete er freiwillig beim
Militärgericht Dienst. Nach dem Krieg wurde er als steirischer
Christlichsozialer von der Landesversammlung zum stellvertretenden
Landeshauptmann bestellt. 1919-1933 war er Landeshauptmann, nur jeweils
unterbrochen durch seine Amtszeiten als Unterrichtsminister.
Rintelen, ein
äußerst ehrgeiziger und skrupelloser Machtpolitiker, setzte alles daran,
um Kanzler zu werden. Versuche, über die Heimwehren zu reüssieren,
scheiterten spätestens 1931 mit dem Putschversuch von
Pfrimer.
1933 eliminierte Kanzler
Dollfuß ihn aus dem Kabinett und übertrug
ihm den Gesandtenposten in Rom. Von da an konspirierte
Rintelen mit den
Nationalsozialisten, die ihn im Zuge ihres Putsches vom 25. Juli 1934 in
Wien zum Kanzler ausriefen. Das Scheitern des Putsches veranlasste
Rintelen zu
einem Selbstmordversuch. 1935 wurde er wegen Hochverrates vor Gericht
gestellt und zu lebenslänglicher Haft verurteilt, jedoch 1938 von den
Nationalsozialisten aus der Haft entlassen; er spielte aber keine
entscheidende Rolle mehr. 1941 erschienen seine Memoiren "Erinnerungen
an Österreichs Weg".
© "Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik" von Isabella Ackerl und Friedrich Weissensteiner, 1992