Schönbauer, Leopold#
* 13. 11. 1888, Thaya (Niederösterreich)
† 11. 9. 1963, Wien
Chirurg
Der Sohn einer Arztfamilie studierte Medizin an der Deutschen
Universität in Prag (Promotion: 1914). Im 1. Weltkrieg diente er als
Truppenoffizier in Rußland. Nach einer Verwundung wurde er der Klinik
Eiselsberg zugeteilt, wo er seine weitere Ausbildung erhielt. 1924
habilitierte er sich in Wien, anschließend unternahm er eine
Studienreise nach Amerika und zu Sauerbruch nach München. In diese Zeit
fallen wesentliche neurochirurgische Forschungen. Nach seiner Ernennung
zum Primarius in Wien-Lainz 1930 übernahm er ein Jahr später die Leitung
des Strahlentherapeutischen Instituts. 1939 wurde er an die I.
Chirurgische Universitätsklinik berufen, wo er im Laufe des 2.
Weltkriegs ein Sonderlazarett für neurochirurgische Fälle einrichtete.
Nach dem 2. Weltkrieg übernahm er die Direktion des Wiener Allgemeinen
Krankenhauses. Dank seines Organisationstalents meisterte er die
immensen Wiederaufbauprobleme, auch ging es darum, wissenschaftlichen
Anschluss an den Forschungsstand des Auslands zu finden. Die plastische
Chirurgie musste als Fach aufgebaut werden. Besonders wichtig war für
Schönbauer
die Krebsforschung und -therapie. Der vielseitige Forscher hat mehr als
300 Publikationen veröffentlicht sowie ein Buch über bedeutende Ärzte
("Das medizinische Wien", 1944). Er bemühte sich auch um das von ihm
gegründete moderne Schwesternheim im Rudolfinerhaus. Ab 1948 war er Herausgeber
der "Beiträge des Instituts für Geschichte der Medizin". 1959-1962 war
Schönbauer ÖVP-Abgeordneter zum Nationalrat. Zahlreiche Anekdoten, die über ihn
als Arzt und Persönlichkeit kolportiert wurden, haben
Schönbauer in der Öffentlichkeit populär gemacht.
© "Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik" von Isabella Ackerl und Friedrich Weissensteiner, 1992