Schwarzwald, Genia#
* 4. 7. 1872, Polupanowka (Galizien)
† 7. 8. 1940, Zürich
Pädagogin
Nach dem Schulbesuch in Czernowitz wandte sie sich 1895 nach Zürich,
um dort Philosophie und Literatur zu studieren, weil das in Österreich
für eine Frau damals nicht möglich war.
Nach ihrer Promotion 1900 ließ sie sich in Wien nieder,
heiratete im selben Jahr Hermann Schwarzwald, später Sektionschef
im Finanzministerium, und begann zu unterrichten. Bereits 1901 übernahm
Schwarzwald (geb. Nußbaum) von Eleonore Jeiteles deren Mädchenlyzeum.
Die Schule, die 1906 das Öffentlichkeitsrecht erhielt,
wurde eine einmalige Bildungseinrichtung für Mädchen,
in der Spitzenkräfte wie
Oskar Kokoschka,
Arnold Schönberg
und
Egon Wellesz
unterrichteten.
Adolf Loos,
mit dem Schwarzwald befreundet war, richtete nicht nur ihre private
Wohnung, sondern auch die Schule ein, die sogar einen Dachgarten hatte,
auf dem bei Schönwetter der Turnunterricht abgehalten wurde. Während des
1. Weltkriegs schuf Schwarzwald zahlreiche soziale Institutionen, wie
Gemeinschaftsküchen und Erholungsheime auf dem Land für Großstadtkinder.
Die hervorragende Pädagogin, die von ihren Schülerinnen liebevoll
"Fraudoktor" genannt wurde, trat auch als Schriftstellerin hervor. Das
Haus des kinderlosen Ehepaars war ein Treffpunkt von Intellektuellen.
1938 kehrte Schwarzwald von einer Vortragsreise nach Dänemark nicht mehr nach
Österreich zurück, sie musste emigrieren und ging in die Schweiz.
© "Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik" von Isabella Ackerl und Friedrich Weissensteiner, 1992