Sever, Albert#
* 24. 11. 1867, Zagreb/ Agram (Kroatien)
† 12. 2. 1942, Wien
Fleischhauergehilfe und Politiker
Der früh verwaiste Sohn eines Staatsbeamten erlernte das
Fleischhauerhandwerk und arbeitete in einer Fabrik. Schon seit frühester
Jugend war er in der Arbeiterbewegung aktiv. Als Krankenkassenbeamter
wurde er 1908 in den Niederösterreichíschen Landtag gewählt, 1911 kam der Sozialdemokrat in
den Reichsrat. 1916 war er nur kurz eingerückt. In den letzten
Kriegstagen entsandte ihn seine Partei als Vertrauensmann nach Pola, um
einen Streik zu schlichten. Er kam gerade zur Übergabe der Flotte an den
SHS-Staat (Staat der Serben, Kroaten und Slowenen) zurecht und sorgte
für den Rücktransport von Offizieren und Mannschaften in die Heimat. Der
überaus beliebte Politiker wirkte 1919-1921 als
Landeshauptmann in Niederösterreich. In dieser Zeit erließ er eine Verordnung für
die Dispens von Ehen, d. h., Geschiedene konnten wieder heiraten. Da
Verfassungsgerichtshof und Oberster Gerichtshof sich in dieser Frage
nicht einigen konnten, blieben diese "Sever-Ehen" bestehen. Damit hat
Sever zum persönlichen Lebensglück Tausender beigetragen. 1920-1934 hatte er
ein Nationalratsmandat inne. Als besonders vertrauenswürdiger Politiker
wurde er 1921 dazu ausersehen, Kaiser Karl nach seinem zweiten
Restaurationsversuch in die Schweiz zurückzubegleiten. 1934 verlor
Sever seine Frau bei den Februarunruhen. 1956 erschien seine Autobiographie
unter dem Titel "Ein Mann aus dem Volk".
© "Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik" von Isabella Ackerl und Friedrich Weissensteiner, 1992