Terzaghi, Karl#
* 2. 10. 1883, Prag
† 25. 10. 1963, Cambridge (USA)
Techniker
Nach dem Besuch der Militärrealschule studierte der Sohn einer
Offiziersfamilie an der Grazer Technischen Hochschule Maschinenbau,
besuchte aber auch Vorlesungen über Philosophie, Astronomie und
Geologie. Nach Abschluss des Diplomstudiums absolvierte er seinen
Militärdienst. Anschließend arbeitete er in Ingenieurbüros, wobei er
auch Stellungen im Ausland annahm. Zu dieser Zeit veröffentlichte er
Arbeiten über Landformen und Grundwasserbedingungen im Karst. Später
beschäftigte er sich mehr mit Betonbau. 1911 promovierte er in Graz und
ging nach Amerika, wo er sich v. a. mit Bewässerungsproblemen befasste.
Ab 1916 begann er in Konstantinopel, sich mit der Festigung von Böden zu
befassen. Er lehrte am amerikanischen College in Istanbul und hielt auch
Gastvorlesungen in Cambridge (Massachusetts), wo er ein
Erdbaulaboratorium einrichtete. Zunächst begegnete man seinen Ideen mit
Skepsis, 1929 erhielt er aber einen Lehrstuhl an der Technischen
Hochschule in Wien. Auch hier entstand ein Erdbaulaboratorium.
Terzaghis
Vorlesungen und seine Experimente zogen bald Studenten aus aller Welt
an, die die Bedeutung seiner Forschungen erkannten. Er wurde ein
international gesuchter
Gutachter,
hielt Gastvorträge und arbeitete an zahlreichen Projekten, wie
Staumauern, Staudämmen, Fundierungen von Großbauwerken und an
Brückenkonstruktionen. Ihm ist die Begründung der Bodenmechanik als
selbständige Ingenieurwissenschaft zu danken. Von einer Vortragsreise
nach Frankreich kehrte er 1938 nicht mehr zurück, sondern emigrierte in
die USA, wo er 1939-1956 in Harvard lehrte.
Werke#
- "Erdbaumechanik auf bodenphysikalischer Grundlage" (1925)
- "Erdbaumechanik und Baupraxis" (1937)
- "Theoretische Bodenmechanik" (1954)
© "Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik" von Isabella Ackerl und Friedrich Weissensteiner, 1992