Architekturbücher aus dem Pustet-Verlag#
Seit mehr als einem Jahrzehnt widmet sich Salzburgs ältester Buchverlag dem Thema Architektur als Schwerpunkt. Mit großem Engagement werden verschiedene Publikationsreihen mit vielen Einzeltiteln ediert, die schon durch ihr fast quadratisches Format und die Art der Bindung auffallen. Hier einige Beispiele:
Adolph Stiller (Hg.): Josef Plečnik. Architekt in Wien, Prag und Laibach. Verlag Anton Pustet Salzburg 2006. 80 S. , illustriert, € 22,-
Der Architekturwissenschafter Adolph Stiller widmet als Herausgeber einen der Text-Bild-Bände Josef Plečnik (1872-1957). Dem Architekten, der in Wien, Prag und Laibach wirkte, war eine Ausstellung im Rahmen der "Architektur im Ringturm" gewidmet. Das Buch bildet Band XII. der gleichnamigen Serie. Der "Paradeeuropäer" Plečnik stammte aus einer Tischlerfamilie in Laibach/Ljubljana. Er arbeitete im väterlichen Betrieb und vervollkommnete seine Kenntnisse an der Gewerbeschule in Graz. Anschließend studierte er an der Eliteschule der Monarchie, der Akademie der bildenden Künste bei Otto Wagner. Nach Mitarbeit in dessen Atelier - u. a.bei den berühmten Wienzeilen-Häusern - wirkte Plečnik ein Jahrzehnt als selbstständiger Architekt in Wien, ehe er für ein weiteres Jahrzehnt Professor der Gewerbeschule in Prag wurde und dann an der neu gegründeten Universität in Ljubljana unterrichtete. Als viel beschäftigter Architekt prägte er vor allem das Bild seiner Heimatstadt. Außerdem baute er u.a. in Belgrad, Graz, Melk, Padua, Paris, Sarajewo und Zagreb. In Wien entwarf er neben einem Mehrfamilienhaus, einem Mierthaus und einer Villa die Heilig-Geist-Kirche in Ottakring im Stil der altchristlichen Basilika mit den damals modernsten Materialien. Besonders markant wirkt sein "Zacherl-Haus" in der Inneren Stadt. Das Wohn- und Geschäftshaus Ecke Brandstätte/Wilpretmarkt/Bauernmarkt ist ein Eisenbetonbau mit Fassaden aus Stahl und polierten Granitplatten. Das Buch gibt einen Eindruck über das Gesamtwerk des Schöpfers der modernen slowenischen Architektur, wobei verschiedene Autoren, wie Friedrich Achleitner, Beiträge schrieben und eindrucksvolle Farbfotos die Bauwerke bis ins Detail illustrieren.
Adolph Stiller: Der Ringturm. 5 Jahrzehnte Baugeschichte eines Hochhauses. Verlag Anton Pustet Salzburg 1998. 80 S., illustriert, € 14,80
Die Publikation über Wiens erstes Bürohochhaus eröffnete eine Ausstellungsserie und die Buchreihe "Architektur im Ringturm", die inzwischen weit über ein Dutzend Titel umfasst. Seit der Planung des Ringturms ist mehr als ein halben Jahrhundert vergangen. Er ist zum Symbol des nach dem 2. Weltkrieg entstandenen neuen Wien geworden. Nach zweijähriger Bauzeit wurde das 73 m hohe Versicherungsgebäude mit 20 Stockwerken 1955 eröffnet. 1200 Mitarbeiter arbeiteten in den Büros. Größere Umbauten erfolgten 1979 und in den 1990er- Jahren. Architekt war der bei zahlreichen Wiederaufbauprojekten (u.a. Staatsoper) engagierte Erich Boltenstern (1896-1991). Er meinte: "Wir sollten nobel und zurückhaltend bauen, nicht brutal aufdringlich und nach dem Nachbar schielend, ob wir ihn damit übertrumpfen. Der Architekt ist der Diener der Allgemeinheit."
Die bewahrte Schönheit - Drei Jahrzehnte Altstadterhaltung. Hg. Sachverständigenkommission für Altstadterhaltung. Verlag Anton Pustet Salzburg 1997. 144 S., illustriert, € 10,-
Wie man früher baute und heute mit dem architektonischen Erbe umgeht, erzählt der Band "Die bewahrte Schönheit", der sich mit drei Jahrzehnten Altstadterhaltung in Salzburg beschäftigt. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts tobten in der Mozartstadt die Kämpfe zwischen traditionsbewußten "Bewahrern" und wirtschaftsorientierten Neuerern. Damals sollte die barocke Altstadt einer gründerzeitlichen Modernisierung Platz machen. Seit 1967 hat die Stadt ein Altstadterhaltungsgesetz, 30 Jahre später wurde die Salzburgs City (gemeinsam mit dem Wiener Schloss Schönbrunn) in die Weltkulturerbe-Liste der UNESCO aufgenommen. Die ersten Kapitel des Buches zeichnen die kontroverse Entwicklung nach und dokumentieren Stadtbildverluste. Im zweiten Teil geht es um "Die neue Architektur und die alte Stadt", Kunsthistoriker begeben sich "auf die Suche nach der verlorenen Moderne". Zahlreiche Bilder illustrieren gelungene Revitalisierungen.Der dritte Abschnitt, "Die Altstadt als Denkmal und Lebensraum", beleuchtet die Problematik der Denkmalpflege und gibt Einblick in die Arbeit des Restaurators. Ein besonders spannendes Kapitel ist "Altstadt und Politik", weil es hier um Ideologien und parteipolitische Interessen geht. Spektakuläre Abbrüche und Bürgerinitiativen gingen dem Altstadterhaltungsgesetz voraus. Damit waren und sind aber keineswegs alle Probleme gelöst. Abschließend widmen sich Experten der Praxis der Altstadterhaltung, die ebenfalls mit vielen Beispielen illustriert wird. Die interdisziplinäre Publikation lässt tiefer blicken, als man bei oberflächlicher Betrachtung der alljährlich von Hunderttausenden Menschen besuchten Stadt ahnt.