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Alois Döring: Heilige Helfer#

Bild 'Döring 2009'

Alois Döring: Heilige Helfer. Rheinische Heiligenfeste durch das Jahr. Greven-Verlag Köln 2009. 264 Seiten mit 100 farbigen Abbildungen. € 19,90

6650 Heilige und Selige nennt die katholische Kirche im aktuellen Martyrologium Romanum, dazu kommen rund 7400 namentlich nicht genannte Männer und Frauen, die Opfer von Christenverfolgungen geworden sind. Seit 1970 gilt der "Allgemeine römische Kalender", der durch den "Regionalkalender für das deutsche Sprachgebiet" ergänzt wird. Dieser enthält die Gedenktage von regional verehrten Heiligen. Rund 70 würdigt der vorliegende Band, darunter viele, die auch in Österreich populär sind, wie die heiligen Drei Könige, Josef von Nazareth, Johannes Nepomuk, Anna, Judas Thaddäus, Barbara, Stephan oder Silvester.

Es ist nicht übertrieben, wenn im Vorwort der Autor Alois Döring als "der beste Kenner des Themas" gelobt wird. Er ist seit 1980 wissenschaftlicher Referent beim Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte Bonn und hat jahrzehntelang über populäre Religiosität geforscht. Das Heiligenbuch ist quasi der zweite Band zu "Rheinische Bräuche durch das Jahr", in dem sich der Ethnologe den Jahresfesten widmet. Wie in diesem Standardwerk gelingt es ihm, Historisches und aktuelle Erkenntnisse in ebenso verständlicher wie fundierter Art aufzubereiten. Eine profunde Einleitung vermittelt Grundwissen zu wichtigen Stichworten, z.B. Heiligsprechung, Legenden, Attribute, Patronate, Wallfahrt, Bauernregeln und Heiligenverehrung im Wandel.

Das Werk ist kalendarisch nach Gedenktagen geordnet, nennt - soweit bekannt - Fakten und Lebensdaten, zitiert Legenden, Wundertaten und Bauernregeln. Breiten Raum nehmen volkstümliche Formen der Verehrung ein, die mit dem Segen der Kirche gepflegt wurden und werden, wie Segnungen von Brot und Wasser, Prozessionen und Wallfahrten. Österreichische Leser sollten sich vom Untertitel "Rheinische Heiligenfeste" nicht abschrecken lassen. Denn die Grundlagen sind hier wie dort die selben und viele Bräuche findet man in ähnlicher Weise auch hierzulande. Beispiele sind Lourdesgrotten, Maiandachten und Kräutersegnungen im Zusammenhang mit Maria, Haussegnungen zu Dreikönig, Blasiussegen, Georgsritte, Johannesfeuer, Christophorus-Fahrzeugsegnungen, Jakobswege nach Spanien, Votivtafeln für Judas Thaddäus, Hubertus-Jägermessen, Kinderbräuche zu Martini, Barbarazweige, Nikolausumzüge, Luziafeste, Stephansritte und Johanneswein. Die Beschreibung der Beispiele frommer Begehungen im Nachbarland mag anregen, sich in der eigenen Umgebung auf die Spurensuche nach Bräuchen zu machen.

Wenn auch die traditionelle Heiligenverehrung eng mit der alten bäuerlichen Lebenswelt verknüpft war und viele früher populäre Formen dementsprechend überholt erscheinen, konstatiert der Autor "eine sehr lebendige von neuen Sinngebungen und neuen Ausdrucksformen geprägte Heiligenverehrung." Döring nähert sich dem Thema mit freundlicher Distanz und Wertschätzung, zitiert historische Quellen und bringt viele interessante - alte wie moderne - Illustrationen. Darunter fällt eine Skulptur des Johannes Nepomuk aus dem Jahr 1985 auf, der die Gesichtszüge des polnischen Märtyrerpriesters Jerzy Popieluszko trägt. Alois Döring geht mit seinen Darstellungen bis in die Gegenwart, zeigt aktuelle Fotos von Wunderquellen und nennt sogar den Schutzpatron für das Internet: Isidor von Sevilla (580-636) samt Zitat eines Gebetes, das vor dem Surfen gesprochen werden soll.