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Rolf Kutschera: Glück gehabt#

Bild 'Kutschera'

Rolf Kutschera: Glück gehabt. Meine Erinnerungen. Aufgezeichnet von Birgit Thiel. Mit einem Vorwort von Michael Heltau und einer Nachbetrachtung von Ernst Stankovski. 288 S., ill. € 24,95

Der Name Rolf Kutschera ist untrennbar mit dem Theater an der Wien verknüpft. "Wechselhafte Geschichte" ist für diese Bühne fast schon ein Hilfsausdruck: 1800 von Emanuel Schikaneder, dem Librettisten von Mozarts "Zauberflöte" eröffnet, ein Jahrhundert später vom prominenten Theaterarchitekten-Duo Fellner & Helmer grundlegend umgebaut, 1939 still gelegt. 1945 als Ausweichlokal der Staatsoper wieder eröffnet, sollte das Haus in den 1960er- Jahren demoliert werden. Die Gemeinde Wien rettete und renovierte es als "Wiener Festspielhaus", dem kein Erfolg beschieden war. Dieser begann - für die nächsten 18 Jahre - 1965. Damals übernahm der Schauspieler Rolf Kutschera die Direktion.

Adolf Kutschera wurde im Ersten Weltkrieg, am Dreikönigstag des Jahres 1916 in Wien-Ottakring geboren. Sein Vater war Fleischergehilfe in der Großmarkthalle. Daher erlernte auch der Sohn diesen Beruf. "Glück gehabt" hatte Kutschera schon mit seinen Eltern, der Vater war musikalisch - er spielte Akkordeon - auch die Mutter unterstützte ihn. Sie kauften dem Volksschüler ein Pianino und ermöglichten ihm den Klavierunterricht. In der Hauptschule erkannte man sein Talent als Sänger und im Schulorchester. Nebenberuflich betätigte sich der junge Fleischhauer als Pianist, Komponist, Claqueur und Komparse. Dass er bei erster Gelegenheit zum Theater umsatteln wollte, war klar, doch man schrieb das Jahr 1936. Die Eltern zeigten Verständnis, der Sohn besuchte eine private Schauspielschule. Ein Jahr später war er Eleve im Theater an der Wien, im legendären Stück "Axel an der Himmelstür" mit Zarah Leander. Der Direktor sagte ihm eine große Karriere voraus.

Die Schauspielerin Birgit Thiel, die Kutscheras Einnerungen "druckreif gemacht" und damit, wie er schreibt, "Licht in sein Leben gebracht" hat, gliedert die 94 Lebensjahre des großen Theatermannes in fünf Kapitel. Das dritte beschäftigt sich mit den Jahren des Zweiten Weltkriegs, das vierte mit Neuanfang und Existenzkampf danach. Im persönlichen Erzählstil Kutscheras vermittelt sie ein Stück Zeitgeschichte, nicht schöngefärbt, nicht dramatisiert, und durchzogen vom roten Faden des "Glück gehabt".

Unvergessen bleiben die Jahre seiner Direktion im Theater an der Wien 1965-1983. Anfangs sagte ihm jeder ungefragt Misserfolg voraus. Musical in Wien ? Das konnte man sich nicht vorstellen. Mit Robert Jungbluth als Geschäftsführer und Verwaltungsdirektor wurde Rolf Kutschera ein unzertrennliches Team. Die folgenden 120 Seiten der Autobiographie behandeln die zahlreichen Musical-Inszenierungen an der Wien, mit dem liebevollen Blick des Insiders, aber nie indiskret. Es begann im Dezember 1965 mit einer Europäischen Erstaufführung "Wie man was wird im Leben …" , der 62 Vorstellungen folgten. 1968 spielte Josef Meinrad den "Mann von La Mancha" und ging damit in die Musicalgeschichte ein. Als erster Darsteller dieses Genres erhielt er die Kainz-Medaille. "Wenn man heute Besucher des Theaters an der Wien fragt, welche Musicals meiner Direktionszeit sie am stärksten beeindruckt hätten, nennen alle 'Der Mann von La Mancha' und 'Anatevka'. Beide Musicals haben eine wichtige Aussage, die auch vom Publikum verstanden und quittiert wurde. Besonders 'Anatevka' bewegte das Publikum," erinnert sich Kutschera. Dabei hatte es vor der Premiere sogar eine Bombendrohung gegeben. Die nächste Premiere galt 1969 dem "Non-plus-Ultra eines Musicals", My Fair Lady. 1972 ging durch die Welturaufführung von "Helden, Helden" mit der Musik von Udo Jürgens und Michael Heltau als Hauptdarsteller in die Erfolgschronik ein. Zur Festmatinee "175 Jahre Theater an der Wien" dirigierten 1976 Leonard Bernstein und Willi Boskovsky die Wiener Philharmoniker. Die Welturaufführung von "Die Gräfin vom Naschmarkt", 1978, war die letzte Paraderolle von Marika Röck, die ein Jahrzehnt zuvor hier in "Hello Dolly" Triumphe gefeiert hatte. Mit der Rockoper "Jesus Christ Superstar" ging 1981 eine Ära zu Ende, erstmals sangen alle Schauspieler mit Mikrophonen. "Meine Zeit des Musicals mit direktem Spiel und Gesang der Schauspieler, ohne elektrische Tonverstärkung, war vorbei."