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Peter Diem: Leopold Guggenberger - der Bürgermeister#

Bild 'Gugggenberger'

Peter Diem: Leopold Guggenberger - der Bürgermeister. Verlag Mohorjeva - Hermagoras Klagenfurt 2012. 240 S., ill., € 24,90

Dieses kluge, umfassend recherchierte und gut ausgestattete, Buch ist ein vorweg genommenes Geburtstagsgeschenk. So Gott will, wird Leopold Guggenberger am 8. September 2013 sein 95. Wiegenfest feiern. Gläubigkeit, Humanismus und Toleranz prägten die Amtszeit des langjährigen Klagenfurter Stadtoberhaupts. Mit fast einem Vierteljahrhundert war er der bisher längst dienende demokratisch gewählte Bürgermeister der Kärntner Landeshauptstadt.

Dabei war "Guggi" kommunalpolitisch äußerst erfolgreich, "sei es durch sein besonderes Talent als Kommunikator, sei es durch seine vom einfachen Menschenverstand getragene politische Haltung, sei es durch viel Glück oder durch einen scharfen analytischen Geist…, " schreibt sein Biograph Peter Diem. Unter Guggenberger wurde die Nordumfahrung Klagenfurts gebaut, Klagenfurt wurde zur Sportstadt. Ein besonderes Anliegen waren ihm Städtepartnerschaften, in seiner Amtszeit verdoppelte sich deren Zahl auf 16 - darunter in Europa, China, Israel und Kanada. "Infolge seiner weit über die Stadtpolitik hinausreichenden Denkweise geht man nicht fehl, wenn man Leopold Guggenberger als einen heimlichen österreichischen Staatsmann bezeichnet, dessen Hauptanliegen Versöhnung und Frieden waren," meint Diem. Er geht auch auf die Hobbies des Politikers ein. Neben der Vorliebe des Klagenfurter Barden für das Gittarespiel und die Kärntner Lieder zählen dazu die Mitgliedschaft bei der CV-Verbindung "Rudolfina" und zahlreichen Vereinen.

Am Feiertag Mariä Geburt im letzten Jahr des Ersten Weltkriegs wurde Leopold Guggenberger in Niederösterreich als Kriegswaise geboren. In Wien besuchte er das Schottengymnasium, studierte Jus und engagierte sich in katholischen und ständestaatlichen Organisationen. Den Zweiten Weltkrieg machte er u. a.in Narvik (Dänemark) und Russland mit. 1944 heiratete der 26-Jährige die Wiener Professorentochter Elisabeth Havers, die 1979 Opfer eines Verkehrsunfalls wurde. Das Ehepaar hatte acht Kinder, seine Tochter Barbara trug wesentlich zum Gelingen des Buches bei.

Neben verschiedenen Publikationen konnte sich der Autor einer besonderen Quelle bedienen: einer 40 m langen Rolle, auf der Mitarbeiter des Klagenfurter Magistrats, anlässlich der Pensionierung ihres Chefs, die Chronik seiner kommunalpolitischen Tätigkeiten aufgelistet hatten. Geschichte und Geschicke der Stadt am Wörthersee sind aber nicht die einzigen Themen, die Peter Diem beleuchtet. Er beginnt das mit vielen Fotos angereicherte Buch mit dem Curriculum Vitae unter der Überschrift "Ein Wiener mit Wurzeln im Lesachtal". Daran schließen die ersten politischen Aktivitäten Guggenbergers an. Als er in den Parlamentsklub einzog, war der "Neo-Politiker" schon 48 Jahre alt, doch machte sich der "unberechenbare Idealist" bald einen Namen - nicht zuletzt durch sein provokantes Auftreten. 1970-1978 war er dann Abgeordneter im Kärntner Landtag.

Die erste Amtsperiode des "Bürgermeisters der besonderen Art" dauerte von 1973 bis 1978. Er legte ein modernes kommunalpolitisches Programm auf der Basis christlich-sozialer Grundsätze vor, hatte ein Herz für die Umwelt und vor allem für die Bürgerinnen und Bürger. Seinem Motto "Das Notwendige vor das Repräsentative stellen" blieb er auch in der zweiten (1979-1985), dritten (1985-1991) und vierten Periode (1991-1997) seiner Amtszeit treu. Der Biograph ist ein getreuer Chronist, aber kein Schönfärber. Auch problematische Begegnungen - etwa mit Jörg Haider, dem militanten Nationalsozialisten Walter Reder oder den Teilnehmern der Ulrichsbergtreffen - finden Platz.

Selbst im Unruhestand bleibt der Bürgermeister ein interessierter Beobachter und, so sein Selbstbild, "der Unangepasste". Für die Klagenfurter ist ihr "Guggi" der "Bürgermeister der Herzen", konstatiert Peter Diem.