So war Wien / Vienna Revisited#
So war Wien / Vienna Revisited
Die schönsten Bilder aus dem Alten Wien / The Best Pictures Of Old Vienna. 160 S., durchg. ill., Metro Verlag Wien 2013. € 16,90
Beim Durchblättern dieses hübschen Buches drängt sich ein Lied von Hans Moser (1880-1964) auf: "Mein Herz, das ist ein Bilderbuch vom alten Wien". Auch die Zeit würde stimmen - "zwischen Glanz und Untergang". Der anonym bleibende Herausgeber versammelt hier wirklich alles, woran man bei Alt-Wien denkt - auch wenn niemand so genau weiß, wann die Stadt alt war, oder ob sie es vielleicht "niemals war", wie das Wien Museum 2004 eine Ausstellung nannte. Um Hans Moser zu zitieren: "die Märchenstadt am Donaustrand", "den oidn Prater", "die feschen Maderln", "die oide Pferdebahn", "d' Fiaker"…
Eindrucksvoll: Das 1931/32 erbaute erste Hochhaus Wiens in der Herrengasse, wo der Verlag seinen stilvollen Sitz hat. Ungewohnt: Das Mozartdenkmal bei der Albertina, das 1953 im Burggarten seinen neuen Platz fand. Seltsam: Ein zweispänniger städtischer Stellwagen vor dem Riesentor des Stephansdoms. Gut lesbar ist die Tafel mit den Endstationen, vom Apollotheater zur Westbahnrampe. Legendär: Das im Kern mittelalterliche "Elephantenhaus" am Graben. Kurios: Der noble Regensburger Hof am Lugeck als Werbeträger für "Patent Closets". Falsch: Das angebliche Dreimäderlhaus auf der Mölkerbastei - es hat nichts mit Franz Schubert zu tun. Nostalgisch: Uniformierte Postbeamte bei den Paketschaltern.
Auch "Außerhalb der Innenstadt" fanden die frühen Fotografen eindrucksvolle Motive, unter anderem Arbeiter, die das Riesenrad montieren, Zuschauer mit Vollbart und Trachtenhut beim Arbeiterfest, jüdisches Leben am Karmelitermarkt, die Ulmer Schachtel am Donaukanal, ein mit Bierfässern beladener Pferdewagen vor einem Restaurant, das - 1908 bis 1960 bestandene - Johann-Strauß-Theater in der Favoritenstraße, der "Ratzenstadl" in Mariahilf, Setzer an Linotype-Maschinen, der Bau der Votivkirche, ein Purzelbaum schlagender Elephant in Schönbrunn, der O-Bus in Neustift am Walde und schließlich ein Panorama auf die Schemerlbrücke in Nussdorf und den Donaukanal.
Ein Bild sagt bekanntlich mehr als tausend Worte, einiges an Information wäre aber doch gut gewesen. Die knappen Texte sind deutsch und englisch gehalten. Aber eben, leider, viel zu wenige. Manche Bilder müssen überhaupt darauf verzichten, obwohl die Recherche vielleicht gar nicht so kompliziert gewesen wäre. Schade auch, dass nicht verraten wird, aus welcher Sammlung die Aufnahmen stammen. So bleibt der Band ein Bilderbuch und ideales Souvenir: "Vienna waits for you".