Das Schusterbuben-Traumbuch#
Das Schusterbuben-Traumbuch mit Lottozahlen. Nach F.C. Mickl-Unger. Verlag Perlen-Reihe, Wien 2014. 128S., ill., € 9,95
Generationen von Fahrschülern und Heimwerkern kennen und schätzen die "Perlen-Reihe". In der Nachkriegszeit erschienen mehr als 1000 Titel in einer Gesamtauflage von 3 Mio. Stück. Sogar Wikipedia würdigt die Taschenbücher, die Reihe "kann als Prototyp der bis heute boomenden populären Ratgeberliteratur gelten. … Wenige Jahre nach Kriegsende fiel der Do-it-yourself-Gedanke in Österreich auf fruchtbaren Boden. Das zentrale Credo der Perlen-Reihe 'Hilf dir selbst!' wandte sich an alle, die ihren Platz in der Mitte der Gesellschaft aus eigener Anstrengung finden wollten und wurde zur Zauberformel in den Wirtschaftswunderjahren."
Als Einmannbetrieb gegründet, brachte der Verlag wirklich für jeden etwas. Die ersten Editionen trugen Titel wie: "Mutti, bitte eine Geschichte. Hilfsbuch für Mütter", "Aquariumfreund, gib acht!" oder "Kochkunde für Junggesellen und Strohwitwer". Der Chef, Adalbert Pechan (1906 -1960), suchte die Autoren, betreute die Manuskripte, kümmerte sich um Umschlaggestaltung, Druck, Auslieferung und Werbung. Unterstützt wurde er dabei von seiner Frau Hedwig. Als er, nur 54-jährig infolge Überarbeitung nach drei Herzinfarkten starb, führte Hedwig Pechan den Verlag noch ein Jahrzehnt weiter. Es folgten mehrere Besitzerwechsel, ohne an den ursprünglichen Erfolg anschließen zu können. Seit drei Jahren engagiert sich die Verlegerin Ulla Harms für die kleinen Klassiker. Seither sind zwei Dutzend neue Titel im alten Format, zeitlosem Design und umweltfreundlich produziert, erschienen. Zu ihren Zielsetzungen gehört es auch, "Klassiker" neu aufzulegen, "die schönsten, beliebtesten und aus heutiger Sicht skurrilsten Bücher der alten Perlen-Reihe".
Der meist gefragte Titel war "Das Schusterbuben-Traumbuch", es knüpft an "das altbekannte Wiener Schusterbuben-Traumbuch" von Franz Clemens Mickl-Unger aus dem Jahr 1956 an. Der Text wurde überarbeitet, die Original-Illustrationen, mit Ausnahme des Covers, übernommen. Bei näherer Betrachtung zeigen sich allerdings Unterschiede. Zum Beispiel "Besen" alt: eine Angelegenheit in Ordnung bringen, 28. Neu: Geistig ausmisten: 88. Neben Beitägen zur Geschichte des Lottos und der Traumdeutung enthält das Ratgeberbüchlein das aktualisierte ABC der Traumbegriffe mit ihrer Deutung und den damit verbundenen Lottozahlen. Für Abergläubische beginnt es mit einem guten Omen: "Aal fangen" wird mit Glück gleichgesetzt und mit den Lottozahlen 12 und 17 verbunden. Auch "Aas" bedeutet "gute Zeiten" (Zahl 62). Wenig günstig wird es am Ende: Zwieback - böse Nachrede (7), Zypresse - Trübsal (33).
Man erfährt, dass die erste Lotto-Ziehung 1445 aus dem flandrischen Sluis (Niederlande) verbürgt ist: "Um ein Stadttor zu bauen, wurden vermeintlich hochwertige Gewinne verlost - in Wirklichkeit Ladenhüter." In Österreich ließ Maria Theresia 1751 nach Genueser Vorbild Lotterien veranstalten und verpachtete die Konzessionen. Heute werden beim Zahlenlotto dreimal wöchentlich 5 aus 90 Zahlen gezogen. Die Höhe des Einsatzes (zwischen 1 und 500 €) kann man selbst bestimmen und zwischen verschiedenen Spielarten wählen.
Nostalgisch-phantastisch wirken die "Glücktabelle nach Buchstaben" - "worin alles zu finden ist, was ein jeder Buchstabe durch das ganze Alphabet für Nummern in sich enthält und wie man auf geträumte Worte glückliche Zahlen im Lotto setzen kann" - und "Wochentage und entsprechende Zahlen". Diese sollen anzeigen, welche Träume an welchen Tage bestimmte Nummern bedeuten. Allerdings mit dem Hinweis, dass "der Lauf des Mondes oder der Sonne in keiner Weise zu irgend einem Taum in Beziehung zu bringen" sei. Modern sind hingegen "ein paar nützliche Regeln für den Lottotipp", wie "Verwenden sie keine Zufallstipps oder Tippvorschläge aus Softwareprogrammen." Schließlich stimmen wohl noch immer die "Sieben Gebote für Glücksspieler" aus der Erstausgabe. Das siebente lautet: "Gib einen Spielgewinn erst dann aus, wenn du seiner völlig sicher bist."