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Peter Wegenstein: Wege aus Eisen im Waldviertel#

Bild 'Wegenstein'

Peter Wegenstein: Wege aus Eisen im Waldviertel. Zur Geschichte der Eisenbahnen im Viertel ober dem Manhartsberg. Edition Winkler-Hermaden Schleinbach 2014. 120 S., ill., € 19,90

Ein Buch, über das Bahnfans jubeln werden. Sein Autor war bei den ÖBB beschäftigt, hat umfangreiche Forschungen über die Geschichte der Bahnstrecken durchgeführt und zahlreiche Artikel und Bücher über die "Wege aus Eisen" publiziert

Der vorliegende Band erinnert an die Zeit, als die Bahnen gewinnbringende Privatunternehmen waren. Die Geschichte der Zugverbindungen im Viertel ober dem Manhartsberg begann 1869 mit der Strecke der Franz-Josefs-Bahn von Eggenburg bis zur heutigen Staatsgrenze. Drei Jahre später folgte die Eröffnung der Flügelbahn von Absdorf-Hippersdorf nach Krems. Vor 100 Jahren war das Waldviertel mit einem ansehnlichen Netz von Bahnstrecken durchzogen, darunter viele kleine Normalspurstrecken, die es nicht mehr gibt, wie jene nach Martinsberg-Gutenbrunn, nach Zlabings oder nach Raabs.

Peter Wegenstein schenkt den Hauptstrecken genauso sein Augenmerk wie den verschwundenen Lokalbahnen. Der Autor beleuchtet detailliert die Geschichte der Bahnstrecken des Waldviertels mit ihren Stationen, er dokumentiert Entstehung, Blüte und Niedergang der Bahnen. Mehr als 100 historische und aktuelle Fotos zeigen verschiedenste Fahrzeuge.

Experten werden die genauen Beschreibungen und Auflistungen zu schätzen wissen. An "Bedeutende Ereignisse und Bauten" werden sich auch viele Passagiere erinnern. Zu den Besonderheiten zählten die zwei Bahnhöfe der Stadt Gmünd, die ab 1907 ein Jahrzehnt hindurch mit einer 2,6 km langen O-Bus-Linie verbunden waren. Reise-Reminiszenzen verbinden sich mit dem Schnellzug "Vindobona". Seit 1874 verkehrten Luxuszüge von Wien zu den nordböhmischen Kurbädern und nach Prag. 1962 trat der "Blaue Blitz" deren Nachfolge an. Bis 1979 war der "Vindobona"-Express "das Aushängeschild der Franz-Josefs-Bahn und wurde deshalb mit besonderer Umsicht von allen Bahnmitarbeitern behandelt."

Als Dampfloks die schnellen und schweren Züge zu den Kurorten zogen, war die Franz-Josefs-Bahn von den Lokomotivheizern gefürchtet. Da die Strecke auf 104 km dauernd anstieg, mussten sie zwei Stunden lang Schwerstarbeit leisten. Wurde dann die Straßenbrücke zwischen Hötzelsdorf-Geras und Irnfritz sichtbar, konnten sie erleichtert aufseufzen. So kam die Brücke zu ihrem Namen "Seufzerbrücke". Auch eine "Teufelsbrücke" gab es, bei dieser ereignete sich 1875 die Entgleisung eines Personenzuges, die 17 Menschenleben forderte.

Nostalgie weckt das Kapitel "Fahrkarten in früheren Zeiten". In den besetzten Stationen kaufte man kleine Karten, die auf dickem Karton gedruckt waren. Der Schalterbeamte prägte auf der Rückseite den Ausgabetag ein, der Schaffner im Zug entwertete die Karte mit seiner Prägelochzange. Wer bei einer unbesetzten Haltestelle einstieg, erhielt vom Schaffner eine halbe Doppelzettelkarte, deren andere Hälfte dem Schaffner zur Verrechnung diente. So blieb es bis 1981. Das letzte Kapitel betrifft "Niedergang und Ende der Lokalbahnen". Sie begann 1977 mit Gilgenberg - Fratres, bis 2010 folgten 14 weitere Strecken. Einige übernahm dann das Land Niederösterreich, doch nur vier überlebten als Anschlussbahn mit Touristenverkehr. "Es ist zu hoffen, dass die bisher nicht betroffene Kamptalstrecke auch weiterhin in Betrieb bleibt," schließt Peter Wegenstein sein Buch.