Dina Larot: 50 Jahre Malerei#
Dina Larot: 50 Jahre Malerei. Die Malerin des Weiblichen: eine Gesamtschau. Amalthea Verlag Wien 2015. 225 S., ill., € 39.95
Die Wiener Malerin Dina Larot ist eine vielseitige Künstlerin. Das vorliegende Buch stellt erstmals ihr Gesamtwerk vor: Ölbilder - Frühwerke, Portraits, Biblische Themen, Kinder, Frauen -, Grafik - Frühwerke, Akte, Familie, Ballett, Reisen, Köpfe, Pferde -, Porzellanteller, Briefmarke, Performance. In der Öffentlichkeit bekannt wurde sie mit bunten Aktbildern, abgedruckt in einer Tageszeitung. Doch wer sie und ihre Arbeit auf "Lust und Liebe" reduziert, tut ihr unrecht. Kuratorin Angela-Jacqueline Rakuscha hat mehr als 200 Werke ausgewählt und es gelingt ihr großartig, das einseitige Bild zurechtzurücken. Beginnend 1965 mit kleinen Ölbildern und Zeichnungen bis zu großformatigen Gemälden der letzten Jahre, zeigt das Kunstbuch auch Aquarelle, Zeichnungen und Radierungen.
Der Werdegang von Dina Larot begann an der Kunstgewerbeschule in Graz, nachdem sie zuvor in Pariser Museen und Galerien ausgiebige Studien betrieben hatte. Sie lernte bei Rudolf Sziszkowitz und nahm an der "Schule des Sehens" bei Oskar Kokoschka in Salzburg teil. Danach, schreibt sie, "wurde mir die Malerei zum Schicksal, einer Aufgabe, die kein Maß und Ziel kennt, niemals bewältigbar ist und die Genügen in sich selbst findet. Ab nun sah ich die Welt anders: gefärbt duch seine Persönlichkeit. Die Malerei wurde das Mittel, mich in eine irreale Welt zu versetzen, die ich mir selber schuf. Diese Welt malte ich." In langjährigem Briefkontakt mit ihrem großen Vorbild stehend, schuf sie Veduten und Landschaften. Diese wurden in Graz angekauft, doch für ihre Akte hatte man dort kein Verständnis. Nach Wien übersiedelt, malte sie in der Staatsoper Balletttänzerinnen. Reisen, die sie u. a. durch Asien und Südamerika führten, boten tiefgehende Inspirationenund Anreiz zum Studium seltener Sprachen. Ihre erste Ausstellung veranstaltete Dina Larot in Florenz.
Beiträge namhafter Experten würdigen die Malerin. Im Vorwort schreibt die Kunstmanagerin Gertrude Haider-Grünwald: "Als totale Newcomerin im Reich der Malerei der 60er Jahre wollte sie nur einen Weg gehen: Ihren eigenen. Unbeirrt von allen Buh-, Zu- und Zwischenrufen, die ihr von bereits etablierten Vertretern der neuen Welle entgegenschallten." Walter Koschatzky, der ehemalige Direktor der Wiener Albertina, meinte: "Nur zwei Dinge sollten gelten: die unbedingte Ehrlichkeit sich selbst gegenüber und das Können, das Gewollte auch zu verwirklichen." Der deutsche Kulturschaffende Hilmar Hoffmann fand Parallelen zu den Großen des Jugendstils, des Expressionismus und der Pop-art. Die Judaistin Gabriele Kohlbauer erinnern Larots Bilder an die Stücke Arthur Schnitzlers oder die Aphorismen von Peter Altenberg: "So gesehen ist das Werk Dina Larots sehr wienerisch mit dieser Mischung aus Leichtigkeit und Schwere und den Abgründen, die sich hinter einer schillernden Oberfläche auftun." Der Kunsthistoriker Werner Kitlitschka würdigt die Werke als lebensbejahende Kunst und "höchst schätzenswerte Appelle gegen die Gefühlskälte der Gegenwart." Joachim Jung schrieb in der Zeitschrift für Philosophie: "Je mehr sich der Betrachter dem Zauber dieser Bilder überläßt, desto deutlicher erkennt er, dass alle Meinungen, die über Dina Larot verbreitet werden, fragwürdig sind."
Im Buch dominieren - gut gegliedert - die Reproduktionen der Werke. Die durchwegs knappen Texte der Künstlerin sind, ebenso wie die Beiträge, deutsch und englisch. Beispielsweise: "Jedes Bild ist eine neue Hoffnung, ein wiedererstarkter Glaube, endlich die lang erwartete Erfüllung und Erlösung zu finden, endlich dem Ziel nahe zu sein. Nach Höhenflügen stürze ich immer wieder in eine sonnenlose Tiefe - und beginne von Neuem."