Christina Rademacher: Auf den Spuren von Prunk und Pomp#
Christina Rademacher: Auf den Spuren von Prunk und Pomp. Unterwegs zu den schönsten Schlössern in und um Wien. Pichler Verlag Wien 2015. 192 S., ill., € 19,99
"Ein Schloss ist das, was die Leute in der Umgebung Schloss nennen", zitiert die Autorin eingangs Eduard von Habsburg-Lothringen in seiner Eigenschaft als Fernsehmoderator ("Wo Grafen schlafen"). Diesem Motto entsprechend hat sich die Wiener Publizistin Christina Rademacher zu Fuß und per Rad auf 14 Entdeckungstouren begeben. Wie schon in ihren früheren Büchern, führt sie zu Orten in und um Wien, die zu den großen Sehenswürdigkeiten zählen ebenso wie zu solchen, die nur wenige kennen. Erfreulich, wie viele Schlösser sich - oft durch das Engagement privater Besitzer erhalten haben. Verständlich, dass in einem Buch nicht "alles" vorgestellt werden kann, aber schade, dass die vorbildlich gepflegten Liechtenstein-Palais, wie das Gartenpalais in Wien 9 (bis vor kurzem Museum), das Stadtpalais und Schloss Wilfersdorf im Weinviertel fehlen.
Tour 1 führt zum "Herzen der Habsburgermonarchie", in die Hofburg. Während Theresianum und Belvedere - hier besonders das Goldkabinett - von der habsburgischen Macht und Pracht Zeugnis geben, zählt das Viertel um den Margaretenplatz zu den verschwundenen Schlössern. (Tour 2). Ungleiche Nachbarn, durch die Grünbergstraße getrennt, sind die imperialen Anlagen von Schönbrunn und das Springer-Schlössel. Sein Erbauer, der Bankier Freiherr von Springer, engagierte die prominenten Theaterarchitekten der Ringstraßenära, Ferdinand Fellner und Hermann Helmer als Planer. Auch heute ist es ein theatralisch wirkender Veranstaltungsort (Tour 3). Das einzige Wasserschloss Wiens, Schloss Laudon, befindet sich in der Mauerbachstraße in Penzing. Das Europahaus und die Villa Windisch-Graetz liegen am Weg. (Tour 4). In Hietzing sind das ehemals erzbischöfliche Schloss Ober St. Veit und die Hermesvilla lohnende Ausflugsziele. Während man das erstere, das für seine exotischen Bergl-Fresken berühmt ist, nur nach Anmeldung besuchen kann, steht "Titanias Schloss der Träume", wie Kaiserin Elisabeth ihr Refugium im Lainzer Tiergarten nannte, als Außenstelle des Wien Museums offen. (Tour 5). Von den "Lust- und Landschaftsgärten zwischen Wien und Wienerwald" - Schloss Wilhelminenberg, Schloss Neuwaldegg, Schloss Pötzleinsdorf und Geymüllerschlössel - sind teilweise nur die Gärten öffentlich zugänglich. Doch allein deren Besuch lohnt sich, besonders wenn man mit diesem praktischen Führer in der Hand so manchen Geheimtipp aufspürt. (Tour 6) Gleiches gilt für die "Idyllen im Verborgenen" - die Schlösser Alterlaa, Altmannsdorf und Hetzendorf. (Tour 7) Tour 8 führt in den Süden Wiens, zu den Schlössern in Liesing und Rodaun. Simmering ist das nächste Ziel, mit den Schlössern Neugebäude, Kaiserebersdorf und Thürnlhof (Tour 9). Die 10. Tour in Wien geht nach Döbling, zum Maria-Theresien- und zum Léhar-Schikaneder-Schlössel. Ersteres ist nach langen Jahren als Nervenheilanstalt zur Privatschule geworden, letzteres ein stimmungsvoller Veranstaltungsort voller Erinnerungen. Es folgt ein Ausflug nach Laxenburg mit seinem Park (Tour 11), ehe man wieder an den Wiener Stadtrand, diesmal nach Essling, Süßenbrunn und Hirschstetten zurückkehrt. (Tour 12).Die beiden letzten Touren sind nicht mehr als Spaziergang, sondern mit dem Fahrrad zu bewerkstelligen. Dafür bietet das ebene Marchfeld beste Voraussetzungen. Man besichtigt die Marchfeldschlösser Obersiebenbrunn, Eckartsau und Orth sowie Niederweiden, Schloss Hof und Marchegg.
"Auf den Spuren von Prunk und Pomp" ist ein handlicher Führer, in dem sich Fachkenntnis und lockerer Stil mit viel Information verbinden. So gibt es zu jeder Tour abschließend eine Zusammenfassung, Tipps zum Rasten und eine genaue Routenbeschreibung samt Plan. Außerdem machen die Fotos, von denen die meisten von der Autorin stammen, so richtig Lust, die mehr oder weniger bekannten Ziele in natura zu sehen.