Michael Vogler: Wieso arbeiten wir eigentlich hier ? #
Michael Vogler: Wieso arbeiten wir eigentlich hier ? Unternehmenskultur erkennen und bewusst gestalten.Edition Konturen Wien - Hamburg 2015. 188 S. ill., € 24,- Die Edition Konturen hat sich zum Verlagsprogramm gestellt, Fragen, die einfach klingen, die aber komplexe Inhalte betreffen, auf den Grund zu gehen. " Wir brauchen die besten verfügbaren Entscheidungsgrundlagen, und wir benötigen Wissen von höchster Qualität in fassbarer Form. Dieses Wissen will die Edition Konturen liefern." heißt es im Verlagsprogramm. Die Frage, die Michael Vogler aufwirft - "Wieso arbeiten wir eigentlich hier?" - stellen sich wahrscheinlich hunderttausende Beschäftigte täglich. Beantworten kann sie auch das vorliegende Buch nicht. Aber der Autor, vielseitig ausgebildeter und langjährig erfahrener Berater, hat eine Empfehlung: Unternehmenskultur erkennen und bewusst gestalten. Das heißt, "darüber nachzudenken, wie das Leben im Betrieb besser und freudvoller und gleichzeitig das Betriebsergebnis erhöht werden könne." Das Ergebnis seines Nachdenkprozesses, gewürzt mit vielen Beispielen aus der Praxis, gliedert der Autor in vier große Kapitel: Die Situation - Die Basis der Veränderung - Kulturen zuordnen - Kulturdesign.
Der Einstieg - "Der ideale Mitarbeiter" - liest sich positiv. "Ich gehe gern in die Arbeit und freue mich schon darauf, die Kollegen zu sehen" , lässt Vogler den Elektrotechnik-Meister Franz sagen. Franz und seine Kollegen haben eine innovative Schalteineinheit entwickelt, wenn er darüber spricht, übertragen sich seine Freude und Kreativität auf die Zuhörer. "Menschen wie Franz gibt es wirklich" , weiß Vogler. In Dutzenden Veranstaltungen haben ihm Führungskräfte den idealen Mitarbeiter beschrieben. Das Ergebnis war unabhängig von der Branche: "Der ideale Mitarbeiter ist ein Mensch, der mit sich und seiner Umwelt gut zurechtkommt." Davon unterscheidet sich das Wunschbild vom idealen Kollegen wenig. Vertrauen, Verständnis, Motivation sind gefragt. Vom idealen Chef erhofft man Anerkennung, Spielraum und Rückhalt. Diese Anforderungen klingen wenig überraschend, umso überraschender Voglers Erfahrung. "Es ist immer wieder verblüffend, festzustellen, dass Menschen in ihrem Inneren und in ihren menschlichen Fähigkeiten den genannten Idealvorstellungen durchaus sehr nahe kommen." Der Autor erklärt dies im Blick auf die Evolution - Menschen sind auf einander angewiesene "Rudeltiere" - und Neurophysiologie: "Das Gehirn ist ein Kooperationswerkzeug". Es fehlt ihm nicht an "ermutigenden Bestätigungen". Trotzdem ist für viele das "Schlachtfeld Unternehmen" Realität. Mitarbeiter wie Führungskräfte "ziehen sich häufig in die innere Kündigung zurück". Dies ist nicht nur für die Betroffenen schlimm, die Demotivation verursacht auch hohe Kosten. Statistiker beziffern die Folgekosten der Enttäuschung in Deutschland auf 100 Milliarden Euro.
Die "Basis der Veränderung" findet der Autor in der Natur mit ihrem simplen Auftrag "Achte auf dich und gedeihe!" Einem Baum reiche es, dem Licht entgegen zu wachsen, andere Bäume zu bekämpfen, würde ihn zu viel Kraft kosten. Die Natur tue nichts Unnützes und suche, um den Aufwand niedrig zu halten, die Kooperation. "Den natürlichen Grundregeln allen Lebens wird in Unternehmen jedoch viel zu wenig Beachtung geschenkt." Im menschlichen Zusammenleben gibt es noch weitere wichtige Aspekte, wie "Gefühle sind mächtiger als die Vernunft" . Nun kommt erstmals der Begriff "Kultur" ins Spiel, hier verstanden als "Kitt der Gemeinschaft".
Michael Vogler nennt seine Beratungsfirma, die sich der Entwicklung von Unternehmenskulturen widmet, "Kulturdesign". Im dritten Teil seines jüngsten Buches beschäftigt er sich mit dem Erkennen von Organisationskulturen und stellt eine fünffache Typologie auf. Sie reicht von der "Funktionalen Paranoia" - Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit zeichnen das Leben in einer derartigen Kultur aus - bis zu den "Hochleitungsteams", deren wichtigste Eigenschaften Leidenschaft und Hingabe sind und deren Arbeitsfreude ansteckend wirkt. Das Abschlusskapitel ist "Kulturdesign" übertitelt. "Vergesst Managementstile - beachtet kulturelle Funktionen" appelliert der Autor und ruft zum "Handwerk der Gemeinsamkeit" auf. "Kultur ist veränderbar. Der Weg beginnt mit dem ersten Schritt", ermutigt Vogler. Er schreibt nicht nur für Führungskräfte, sondern öffnet allen die Augen, die sich die im Titel formulierte Frage stellen. Das Leitmotiv des Buches ist das gemeinsame Ziel, eine Kultur, "in der sich ihre Mitarbeiter bereits am Sonntag auf den Montag freuen. Jede Woche wieder."