Thomas Schäfer-Elmayer: Der große Elmayer#
Thomas Schäfer-Elmayer: Der große Elmayer. Alles, was Sie über gutes Benehmen wissen sollten. Ecowin Verlag Salzburg. 512 S., ill., € 28,-
Es war Zeit für ein neues Benimmbuch. Vor mehr als 60 Jahren schrieb der legendäre Tanzschulgründer Willy Elmayer-Vestenbrugg "Gutes Benehmen wieder gefragt - Ein zeitgemäßer Ratgeber für SIE und IHN". Jetzt hat sein Enkel Thomas Schäfer-Elmayer wieder ein umfangreiches Werk über kultivierte Umgangsformen publiziert. Der Autor leitet nicht nur das 1919 vom Großvater gegründete Institut in der Wiener Innenstadt, er gibt sein Wissen auch in Business- und Etikette-Seminaren an Personen aller Altersgruppen, Berufs- und Gesellschaftsschichten weiter. "Vom Häftling bis zum Polizeioffizier, vom Lehrling bis zum Generaldirektor, vom Beamten bis zum Unternehmer, vom Kammerfunktionär bis zum Freischaffenden, vom Schüler bis zum Universitätsprofessor, vom Banker bis zum Politiker, vom Arzt bis zum Sportler, vom Offizier bis zum Diplomaten usw." , schreibt der Autor im Vorwort.
Dementsprechend groß ist der Themenkreis der behandelten Situationen. Die alphabetisch gegliederten Stichworte reichen von Accessoires bis Zyniker. Dazu kommen noch, speziell hervorgehoben, persönliche Tipps des Verfassers. Das (aktualisierte) Nachschlagwerk geht auf traditionelle Formen ebenso ein, wie auf jüngste Entwicklungen. Mit einer großen offiziellen Einladung mit Rangordnung und Protokoll werden wenige zu tun bekommen und auch Frackträger sind wohl in der Minderheit. Es schadet aber nicht zu wissen, wie man beispielsweise kirchliche Würdenträger oder Bedienstete an Universitäten (auf Deutsch und Englisch) anspricht, Kardinäle als Eminenz (oder Herr Kardinal), Bischöfe als Exzellenz (oder Herr Bischof), Rektoren als Magnifizenz, Dekane als Spektabilität". Der offiziellen österreichschen Titelvielfalt sind weitere 17 Seiten gewidmet.
Sprache ist ein roter Faden der gekonnten Umgangsformen. Wortwahl, Sprachmelodie und Sprechweise entscheiden, ob eine Botschaft wie gewünscht ankommt. Manchmal kann man mit der Verwendung von Fremdwörtern in der Konversation beeindrucken. Allerdings sollten es die richtigen sein. Wer bei lateinischen Phrasen und französischen Begriffen nicht ganz sattelfest ist, findet eine ausführliche Liste mit deren Bedeutung.
Jede Generation hat ihre eigene Sprache - daher kann es auch zu Sprachlosigkeit kommen. Humorvoll bietet der Autor fast 60 Synonyme für "cool" an. Der Rede widmet er einen weiteren Abschnitt und zitiert den amerikanischen Schriftsteller Mark Twain: "Eine gute Rede hat einen guten Anfang und ein gutes Ende - und beide sollten möglichst dicht beieinander liegen." Von einem Bewerbungsgespräch kann die Zukunft abhängen. Oft entscheidet, wie auch beim Flirt, der erste Eindruck. Wie man Briefe und Einladungen richtig formuliert, kann man im "großen Elmayer" ebenso lernen, wie dem Umgang mit modernen Kommunikationsmedien. Telikette (am Telefon) und Netiquette - die Kunst mit anderen Netizens (Internet Citizens) reibungslos zu kommunizieren - oder SMS (Short Message Services) haben den Alltag erobert und ihre eigenen Spielregeln etabliert. So kann man in einer E-Mail alles klein schreiben. Der Autor verrät aber, dass er "selbstverständlich" Groß- und Kleinbuchstaben verwendet.
Seit mehr als drei Jahrzehnten leitet er die Tanzschule im Palais Pallavicini in der Wiener Bräunerstraße, "dieses weltweit einzig- und großartige Traditionsunternehmen im wesentlichen gemäß den Prinzipien von Willy Elmayer - natürlich adaptiert an unsere Zeit und ihre Rahmenbedingungen im modernen Wien." Wien gilt als unangefochtener Schauplatz der glanzvollen klassischen Bälle der Welt, ist der Autor überzeugt und fasst alles, was man darüber wissen sollte, in den "Zwölf wichtigsten Ballregeln" zusammen. Allerdings bedauert er: "Es ist ein beklagenswertes Phänomen, doch die Spezies des leidenschaftlichen Tänzers ist vom Aussterben bedroht." Zum Stichwort "Tanzen" erfährt man, dass dieses so alt wie die Menschheit und ein tiefes Bedürfnis aller Völker ist. Es weckt Emotionen und ist gesund. Das Welttanzprogramm kennt je fünf Standard- und Lateinamerikanische Tänze. Das erste Menuett wurde um 1660 am Hof des Sonnenkönigs Ludwig XIV. getanzt, der Wiener Kongress begründete vor 200 Jahren den guten Ruf der hiesigen Ballveranstaltungen. Dabei erfreut sich die Publikumsquadrille nach wie vor großer Beliebtheit. Beim Clubbing ist die Welt der Etikette scheinbar aus den Angeln. Doch auch dabei verständigen sich die Teilnehmer in der Sprache der Musik: " … taktvoll, ausgelassen, aber achtsam, respektvoll und einfühlsam, damit alle dieses Vergnügen genießen können."