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Gebhard König: Mein altes Mödling#

Bild 'König'

Gebhard König: Mein altes Mödling. Die „Perle des Wienerwaldes“ in alten Fotografien. Edition Winkler-Hermaden Schleinbach. 96 S., ill., € 14,95

Hofrat Dr. Gebhard König, war Direktor der NÖ Landesbibliothek und Gestalter von Ausstellungen. Er ist Autor zahlreicher Veröffentlichungen, in der Edition Winkler-Hermaden erschienen zuletzt "Das Land um Wien" und "Marchfeld-Atlas". Sein jüngstes Buch ist wohl sein persönlichstes, denn der Autor ist in Mödling aufgewachsen und wohnhaft. Viele alte Fotos, die er für den Band zusammengetragen hat, sieht man hier zum ersten Mal. Der Historiker kommentiert sie in kompakten und kompetenten Texten.

Wer einem Gast einen Überblick über seine Stadt vermitteln will, führt ihn am besten auf einen Aussichtsberg, in Mödling zum Beispiel auf den Frauensteinberg. Das markante Ensemble der gotischen Pfarrkirche St. Othmar und des romanischen Karners bestimmen das Stadtbild. Vom "Schwarzen Turm" aus geht der Blick nach Süden, wo das Aquädukt der Ersten Hochquellenleitung das Bild dominiert. Mit fast 28 m ist das 1870 errichtete Bauwerk der höchste Talübergang der Wasserleitung.

Im Stadtzentrum schaut man zunächst durch die Herrengasse zum Rathaus, einst Schranne, und zur Othmarkirche. Das Bild aus dem Jahr 1901 hat einen prominenten Urheber, den bedeutenden Kunsthistoriker Richard Kurt Donin. Noch älter, und das wohl älteste dieses Buches, ist das Foto der Othmarkirche im Jahr 1860. Auch dieses Bild wurde von einem Archäologen und Historiker, Franz Widter, aufgenommen. In der Folge lernt man das Kircheninnere vor seiner nachkonziliaren Umgestaltung, die Pfarrgeistlichkeit, Waisenhäuser, die evangelische Kirche und die Synagoge kennen.

Weiter geht es zum Hauptplatz mit der barocken Pestsäule und dem regen Marktleben. Der Vergleich "vorher - nachher" in der Badstraße geht nicht zu Gunsten des "nachher" aus. Eine Zeile ebenerdiger Häuser und eine Mühle, deren Geschichte sich bis ins Mittelalter verfolgen lässt, wurden demoliert. Wien hat eine Fürstengasse, Mödling eine Fürstenstraße. Beide erinnern an die Fürsten Liechtenstein, die viel in die Verschönerung der Mödlinger Landschaft investierten. Dies wussten noch Generationen später die Sommerfrischler zu schätzen, die nach 1838 mit der Südbahn ankamen. Später betrieb die Südbahngesellschaft die erste elektrische Eisenbahn Österreichs in die Hinterbrühl. Die Linie, die bis 1932 verkehrte, war die erste dauerhaft mit Oberleitung betriebene Bahn der Welt. Vor der "Elektrischen" beförderten Bauern mit einspännigen Eselswagen die Touristen zu Zielen wie Husarentempel, Burg Mödling, Anninger oder Burg Liechtenstein. Ein weiteres Verkehrsmittel, das Wiener nach Mödling und Mödlinger zu ihrem Arbeitsplatz in die Hauptstadt brachte, war die "Krauss'sche Dampftramway".

Die folgenden Seiten widmen sich der Schulstadt Mödling. Immer wieder taucht der Name des Bürgermeisters Josef Schöffel (1832-1910) auf, der als Retter des Wienerwaldes berühmt wurde. In Mödling förderte er den Bau eines Waisenhauses, des Gymnasiums und überhaupt die Entwicklung des Ortes, der 1875 zur Stadt erhoben wurde. Außer dem Gymnasium bestanden um die Jahrhundertwende ein Mädchen-Lyzeum, eine Handelsschule, eine Landwirtschaftliche Lehranstalt, eine Militärakademie und eine Brauerschule. Der Brauhof war durch Generationen hindurch ein beliebter Veranstaltungsort. Postkarten zeigen weitere Restaurants in der Stadt, Ausflugsgasthöfe und Hotels.

Viele Bilder in dem Buch stammen vom Fotopionier Carl Weingartshofer, der 1852 im Beethovenhaus sein Atelier einrichtete. Später kaufte er eine Lichtdruckpresse, mit der er täglich 10.000 Ansichtskarten hergestellt haben soll. Eine Sammlung befindet sich in der Niederösterreichischen Landesbibliothek. Es ist erfreulich, dass diese Schatztruhe geöffnet wurde und der frühere Direktor Einblick in sein altes Mödling ermöglichte.