Die Weihnachtskrippe (Red. Alois Döring)#
Die Weihnachtskrippe. Jahrbuch 64 der Landesgemeinschaft der Krippenfreunde in Rheinland-Westfalen (Red. Alois Döring) Mit Beiträgen von
Bernhard Alshut, Franz-Josef Brandenburg, Alois Döring, Ernst Gierlich, Annette Hiemenz, Rudolf Knapstein, Gertrud Mayr, Guido Scharrer, Wilfried Schwarz, Brigitte Spieker, Rolf-Jürgen Spieker, Caroline M. Weber. Waxmann Verlag Münster 2018. 156 S., ill., € 29,90
Die Krippe ist ein wichtiges Requisit der Weihnachtszeit. Zehntausende Menschen im deutschen Sprachraum sind in Krippenbauvereinen organisiert. Allein der Verband der Krippenfreunde Österreichs, der seit mehr als acht Jahrzehnten besteht, umfasst in seinen neun Landesverbänden mehr als 10.000 Mitglieder. Die kulturelle Vereinigung sieht ihre Aufgabe in der Pflege des Krippenwesens, Förderung der Volkskunst, des Krippenschnitzens und Krippenbaues. Junge und ältere Menschen finden hier sinnvolle Freizeitgestaltung, die auch religiöse Werte vermittelt.
In Deutschland ist die Landesgemeinschaft der Krippenfreunde in Rheinland und Westfalen besonders aktiv. Schon im Gründungsjahr 1925 veröffentlichte sie ihr erstes Jahrbuch. Weitere Folgen erschienen von 1949 bis 2001. Nach 17-jähriger Pause liegt nun die 64. Ausgabe der Publikation „Die Weihnachtskrippe" vor. Sie wendet sich, so wird betont, an Interessierte über die Grenzen Deutschlands hinaus. "Es war das Bemühen der Redaktion, aufzuzeigen, wie (Krippen-)Künstler die Christgeburt bis in die Gegenwart in den verschiedensten Ausdrucksformen gestalten Stets haben Künstlerinnen und Künstler … neue Wege gesucht … die Texte des Evangeliums bildnerisch zu interpretieren", schreibt der Vorsitzende Alois Döring. Als kompetenter Volkskundler hat er Standardwerke wie "Rheinische Bräuche durch das Jahr" (2006) oder "Heilige Helfer (2010) verfasst. Im vorliegenden Buch widmet er den zentralen Beitrag der Künstlerin Ruth Schaumann (1899-1975). Heute fast vergessen, war sie mit fast 100 literarischen und unzähligen bildnerischen Werken eine der produktivsten christlichen Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts. Besonders das Thema Krippe beschäftigte sie immer wieder. Für Kirchen, Privatpersonen und Ausstellungen schuf sie Weihnachtsbilder, Glasfenster, Reliefs, Grafiken und Scherenschnitte mit Krippendarstellungen.
Die Themen des Jahrbuchs sind breit gefächert. Neben Darstellungen einzelner KünstlerInnen - Bildhauer- wie Klosterarbeiten - und Werken "mit besonderer Geschichte" finden sich auch eine Anleitung zur Herstellung von Figuren oder Bräuche, die zum Nachmachen anregen. Bei der anregenden Lektüre kommt man zum Schluss: Jede Zeit hat ihre Krippen. Die Wachsfiguren der Clara-Fey-Schwestern waren anfangs nicht für den Verkauf bestimmt und wurden doch zu einem begehrten Exportartikel. Mehr als ein Jahrhundert hindurch prägten sie das weihnachtliche Aussehen vieler Kirchen. Mitte des 20 Jahrhunderts gab es für solche Arbeiten "keinen Markt mehr".
Alles andere als lieblich waren die Symbolkrippen der 1930er Jahre. Schlichte, in Messing geschnittene Symbole leuchteten im Schein der Adventkerzen im dunklen Gotteshaus. Sie stellten das Auge Gottes, die Heiliggeisttaube, Stern, Kreuz und das älteste Christusmonogramm, Chi-Ro, dar. Mit missionarischem Eifer warben die Krippenfreunde damals für die "gute Krippe", sachlich und modern, "ein wirksames Kampfmittel gegen den Gipskitsch unserer Tage". Damit waren die industriell gefertigten Figuren im Nazarenerstil gemeint, wie sie in der Zwischenkriegszeit in vielen Kirchen zu finden waren. Gips wurde als billiges, unwürdiges für den liturgischen Kontext ungeeignetes Material betrachtet. Die sachlichen Symbole konnten sich nicht gegen die beliebten Szenerien mit vielen Figuren durchsetzen. Zu diesen zählen die Tiere, denen der Krippensammler Rudolf Knapstein ein eigenes Kapitel widmet. Er stellt nicht nur Ochs, Esel und Schaf in den biblischen Zusammenhang, sondern auch Fuchs, Vogel, Taube, Hahn und anderes Getier.
Der Historiker Guido Scharrer beschäftigt sich mit Jahreskrippen, die in Bayern und Österreich im 16. Jahrhundert aufkamen Ein frühes Zeugnis sind Briefe der Wittelsbacherin Maria Anna von Bayern (1551–1608) aus dem Jahr 1578. Die fromme Katholikin war mit Erzherzog Karl II. von Innerösterreich-Steiermark (1540–1590) vermählt und lebte mit ihm in Graz. Die Erzherzogin wollte sich eine Jahreskrippe zusammenstellen, die sie im häuslichen Bereich aufbauen und damit ihre 15 Kinder in der biblischen Geschichte unterweisen konnte. Die Szenen von Jahreskrippen in Kirchen wechseln meist monatlich. In erster Linie zeigen sie Leben, Sterben und Auferstehung Jesu, aber auch andere Texte aus den Evangelien, dem Alten Testament, der Apostelgeschichte oder den Apokryphen, sowie Heiligenlegenden werden dargestellt. Manche sehen die Zukunft in den Jahreskrippen. "Der schon öfter totgesagten Krippe ist keine Zukunft gegeben worden. Die Öffnung zur Jahreskrippe wird ihr neues Leben schenken, " meint ein engagierter Krippenfreund.