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Sigrid-Maria Größing: Kaiserlicher Glanz#

Bild 'Größing'

Sigrid-Maria Größing: Kaiserlicher Glanz. Habsburgs Herrscher in Geschichten und Anekdoten. Ueberreuter Verlag Wien 2019. 208 S.,€ 21,95

Es gibt schon viele Bücher über die Habsburger, auch von Sigrid-Maria Größing. Trotzdem hat die promovierte Historikerin ein weiteres verfasst. Wie der Untertitel verspricht, geht es diesmal um Geschichten und Anekdoten - aber nicht nur. Die Autorin betont, ihr jüngstes Werk solle "leicht lesbar und zudem noch übersichtlich verfasst" sein. Sie schreibt für ein breites, historisch interessiertes Publikum: "Die Leichtlesbarkeit steht für mich genauso wie historische Treue an vorderster Stelle, weshalb so manche Kritiker mir vorwerfen, im 'Courths-Mahler-Stil' zu schreiben" , meint Sigrid-Maria Größing.

Sie porträtiert 24 Herrscherpersönlichkeiten - darunter 18 Kaiser - vom "Überraschungskönig" Rudolf von Habsburg bis zum "Herrscher, den niemand wollte", Karl I. Jeder Fürst wird in der Überschrift plakativ charakterisiert, dann mit seinen Ehepartnerinnen und Kindern vorgestellt, die Biografie letztlich durch typische Anekdoten ergänzt. So soll sich der Ahnherr, Rudolf I., mit dem schlauen Fuchs einer Äsop-Fabel identifiziert haben. Sie schildert, wie der Löwe, der König der Tiere, seine Untertanen in seine Höhle lockte, wo er alle fraß. Nur der Fuchs überlebte, denn er hatte beobachtet, dass keiner der Besucher wieder ans Tageslicht kam. Bei seiner Krönung war Rudolf I. 55 Jahre alt, mit 73 sah er sein Ende kommen. Der deutsche König ritt in das 20 km entfernte Speyer, weil er, wie einige Kaiser, dort begraben sein wollte. Er starb wenige Stunden, nachdem er sein Ziel erreicht hatte.

Wie ein Krimi liest sich die Geschichte von Ladislaus Postumus, "Königssohn ohne Chancen". Er wurde nach dem überraschenden Tod seines Vaters Albrecht II. geboren, dessen schwangere Witwe, Elisabeth, sah nur ihren Sohn als rechtmäßigen König von Ungarn. Mithilfe ihrer Kammerfrau raubte sie für ihn sogar die Stephanskrone. Ladislaus war erst wenige Monate alt, als er damit gekrönt wurde. "Selten spielte ein Kleinkind in der Geschichte eine so bedeutende Rolle, wobei es bei dem Für und Wider der Sympathien für oder gegen Ladislaus zu blutigen Revolten kam." Die herzoglichen Brüder Albrecht VI. und Friedrich V. (als Kaiser Friedrich III.) stritten erbittert um Vormundschaft und Erbe. Ladislaus, König von Ungarn und von Böhmen, starb 17-jährig auf seiner Brautfahrt. Gerüchte über eine Vergiftung verstummten nie, auch bei seinem Vater und seiner Mutter wurde diese Todesursache vermutet.

Eine weitere prominente Persönlichkeit, der die Kaiserwürde nicht zukam, war Maria Theresia, "die Mutter Europas". Gerade über sie wurde viel publiziert, nicht zuletzt von Sigrid-Maria Größing. Es passt ins Bild, wenn in diesem Kapitel über "das schönste Mädchen ihrer Zeit" und ihren Ehemann, den lothringischen Prinzen Franz Stephan, in den Maria Theresia "unsterblich verliebt" war, das Private dominiert. Immerhin hatten "Reserl" und "Mäusl" 16 Kinder, die ihre Mutter als "politisches Kapital" ansah. "Durch die entsprechenden Heiraten versprach sie sich eine Beruhigung der politischen Szene in Europa." Die habsburgische Erbtochter Maria Theresia konnte als Frau den Kaisertitel nicht erwerben. Als ihr Gemahl zum Oberhaupt des Reiches wurde, ließ sich Maria Theresia demonstrativ nicht krönen. In ihrer 40-jährigen Regentschaft gelangen der Herrscherin weitreichende Reformen des Militärs, der Wirtschaft, Justiz, Bildung und Verwaltung. "Maria Theresia hat die Ära, in der sie lebte, wie keine andere Frau aus dem Hause Habsburg geprägt. Auf ihren Reformen konnte ihr Sohn Joseph aufbauen, sie hatte den Weg in eine moderne Zeit bereitet."

Auf Joseph II. folgten fünf weitere Kaiser, zuletzt Karl I. Eine Zeugin seines Begräbnisses in Madeira schrieb 1922: "Der Sarg war mit der alten österreichisch-ungarischen Fahne bedeckt; es ist wohl das letzte Mal, dass sie entfaltet wurde. Was wird jetzt mit der armen Familie werden?" Medien ist zu entnehmen, dass die Familie Habsburg-Lothringen rund 500 Personen umfasst. Magister Markus Habsburg-Lothringen - Verwalter und Bewohner der Kaiservilla in Bad Ischl - hat ein Geleitwort für "Kaiserlicher Glanz" geschrieben: " Den Glanz dieser vergangenen Zeiten hat weder die Autorin gesehen noch erlebt, aber sie hat ihn gefühlt und mit dem Herzen wahrgenommen oder registriert. Sie erleichtert uns die Erschließung von Welten, die wir nicht in allen Bereichen aus dem Fernsehen kennen können … Diese Kostbarkeiten sind hier im Buch aufgezählt und werden uns aufgedeckt: Sonderliches und vielleicht auch Alltägliches oder Liebenswertes."

hmw