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Alexandra Gruber, Wolfgang Muhr: Vom Wienerwald zur Buckligen Welt#

Bild 'Gruber'

Alexandra Gruber, Wolfgang Muhr: Vom Wienerwald zur Buckligen Welt. Wiener Becken und Wiener Alpen erleben. Styria Verlag Wien, 192 S., ill., € 23,-

Das Viertel unter dem Wienerwald ist auch als Industrieviertel bekannt. Zur Maria Theresianischen Zeit, mehr noch im 19. Jahrhundert, entstanden im südlichen Wiener Becken die typischen "Single factory towns" rund um Produktionsstätten. Für ihre Reste, Fabriken, Arbeitersiedlungen und soziale Einrichtungen, interessieren sich heute Experten und Freunde der Industriearchäologie. Stichworte sind etwa Berndorf mit den Stil-Schulklassen, Kirche und Theater, die barocke Nadelburg in Lichtenwörth oder Gramatneusiedl, bekannt durch die Studie über die Arbeitslosen von Marienthal. Mehr noch, meinen Alexandra Gruber und Wolfgang Muhr, punktet die Region südlich der Bundeshauptstadt mit anderen Attraktionen: Naturschönheiten im Rax-, Schneeberg- und Semmeringgebiet und anderen Sehnsuchtsorten der Sommerfrischler. Die Sachbuchautoren nehmen ihre LeserInnen mit zu Sehenswürdigkeiten, unter denen sich Bekanntes und Unbekanntes, Geheimtipps und Kuriositäten befindet. Dabei gliedern sie die 50 Ausflugsziele in acht Themengruppen. An deren Beginn bieten jeweils eine Planskizze und Schlagzeilen einen Überblick. Am Ende jedes Kapitels findet man Informationen über Museums-Öffnungszeiten, Telefonnummern und Homepages. Dazu kommen noch spezielle Tipps für Ausflüge in der Umgebung.

Die Reise über "Schiene, Berg und Tal" beginnt bei der ersten Hochgebirgseisenbahn der Welt. 1998 wurde die Semmeringbahn mit dem Prädikat UNESCO-Weltkulturerbe geadelt. Bei den Myrafällen lernt man die "Poesie des Wassers" kennen, und im jüngsten Naturpark Österreichs (1986), "die Wüste" in Mannersdorf, den "Kalkofen Baxa." Weiter geht es nach Wiener Neustadt. Im "urbanen Herz des Industrieviertels" finden sich so unterschiedliche Attraktionen wie Militärakademie, Stiftspfarre und einer der ältesten Flugplätze Europas. Dort kann man im "Aviaticum" fast 35 funktionsfähige Fluggeräte sehen.

"Arbeit, Industrie und altes Handwerk" widmet sich den Fabriken ebenso wie Lebkuchen oder der "gläsernen Burg". Die Fassade dieser Erlebniswelt in Weigelsdorf ist mit sieben Millionen Mosaiksteinen das größte Glasmosaik Europas. Auch der "Nachlass der Sommerfrischler" kann mit Superlativen aufwarten. In Reichenau an der Rax ging 1887 die erste ländliche Telefonzentrale der Monarchie in Betrieb. Angehörige des Kaiserhauses zogen sich gerne in ihre Sommerresidenz im Nobelkurort zurück. Otto Habsburg wurde 1912 hier geboren. Der populäre Erzherzog Rainer Ferdinand, Onkel und Ratgeber Kaiser Franz Josephs, ließ um die Jahrhundertwende im Thermalbad Fischau und Kabinenpavillons errichten. Heute denkmalgeschützt, werden sie von 300 Saisonniers gemietet. "Das Erbe der Vergangenheit" geht noch viel weiter zurück. In diesem Abschnitt erfährt man u. a. Wissenswertes über die Kelten in Schwarzenbach und die Römer in Carnuntum.

Autorenteam und LeserInnen erkunden "unterirdische Welten" in der Kirchberger Hermannshöhle, der Seegrotte Hinterbrühl oder der Tropfsteinhöhle in Alland. Ehe sie sich auf die Spuren des Wundersamen und Kuriosen begeben und die Weltrekord-Weihnachtskrippe in Mönichkirchen besichtigen, schließt sich der Kreis des Verkehrs mit "Wasser, Wind und Holz". Der Wiener Neustädter Kanal, Österreichs längstes Industriedenkmal (von 63 km sind 36 erhalten), die Wiener Hochquellenwasserleitung, des Reich des Raxkönigs in Nasswald und eines der wenigen dem Publikum zugänglichen Windräder sind Inhalt dieses Kapitels.

In dem unkonventionellen Reiseführer erscheint die abwechslungsreiche Region zwischen Wiener Wald und Buckliger Welt wie in einem Vergrößerungsspiegel, der Details ins Zentrum rückt. Mit lebendigen Interviews, unterhaltsam verpackten Fakten und vielen Farbfotos macht das Autorenduo so richtig Lust, die Region Wiener Becken & Wiener Alpen zu entdecken und zu erleben.

hmw