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Katharina Kaska (Hg.): Kaiser Maximilian I. #

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Katharina Kaska (Hg.): Kaiser Maximilian I. Ein großer Habsburger. Residenz Verlag Salzburg 2019. 240 S., ill., € 29,-

Maximilian I. (1459-1519) gilt als "letzter Ritter" und genialer Selbstvermarkter. Als Verfasser der autobiographischen Werke "Theuerdank" und "Weißkunig" und Auftraggeber der "Ehrenpforte" einem der größten jemals produzierten Drucke, verstand er es perfekt, die junge Buchdruckerkunst (seit Mitte des 15. Jahrhunderts) für die Eigenwerbung einzusetzen. Zum 500. Todestag widmet ihm die Österreichische Nationalbibliothek (ÖNB) die diesjährige Jahresausstellung.

"Als schillernde Figur an der Schwelle vom Mittelalter zur Neuzeit verkörperte er als letzter Habsburgerkaiser die mittelalterlichen Ideale des Ritters und öffnete sich gleichzeitig der bereits anbrechenden Epoche der Renaissance und der Neuzeit. Maximilian war ein überaus gebildeter und bibliophiler Herrscher, aufgeschlossen gegenüber den Ideen des Humanismus, den Wissenschaften und der Kunst seiner Zeit" , schreibt Generaldirektorin Johanna Rachinger im Vorwort zum Begleitbuch der Ausstellung. Es ist kein Katalog, sondern ein wissenschaftliches Werk zu einzelnen Aspekten mit faszinierenden Illustrationen in perfekter Gestaltung.

Beiträge von 15 AutorInnen sind in drei großen Kapiteln zusammengefasst. Im ersten geht es um "Lebenslanges Lernen". Mit sieben Jahren war die unbeschwerte Kindheit des jungen Erzherzogs in der Wiener Neustädter Burg vorbei. Dem Trivium aus Grammatik, Rhetorik und Dialektik folgte das Quadrivium aus Arithmetik, Geometrie, Astronomie und Musiktheorie. Die ÖNB verwahrt einige Schulbücher, darunter ausgesprochene Prunkexemplare. Daneben lernte Maximilian fechten, kämpfen und jagen. Weiters galt sein Interesse der Astrologie, Medizin, Malerei, Musik und Fremdsprachen. Vermutlich endete diese Phase der Ausbildung mit dem 18. Geburtstag, an dem er seine Brautfahrt zu Maria von Burgund unternahm. Doch pflegte der Fürst weiterhin Kontakt zu den bedeutendsten Wissenschaftlern und Künstlern seiner Zeit.

Wie das Kapitel "Dichter und Gelehrte" zeigt, beschäftigte man sich im Umkreis seines Hofes mit der griechischen und lateinischen Antike, nahm die neuen geographischen Entdeckungen interessiert auf und widmete sich der Übersetzung von Hieroglyphen. Maximilian berief den deutschen Humanisten Conrad Celtis (1459-1508) nach Wien, der de Universität reformierte. In einem Versdrama mit Musik, das die kaiserlichen Beamten aufführten, verherrlichte der Erzhumanist die Tugenden seines Förderers. Das typografisch klassische Titelblatt von "Ludus Diane" ist ebenso abgebildet, wie Notendrucke in einer damals neuen Technik: Im ersten Durchgang druckte man die Linien, in einem zweiten die Noten darauf und den Text dazu.

"Der Blick in die Ferne" hat die Entdeckungen während Maximilians Regierungszeit (1486-1519) zum Inhalt. Bartholomäus Diaz umsegelte als erster Europäer die Südspitze Afrikas, Vasco da Gama führte seine Flotte um Afrika nach Indien. 1492 entdeckte Christoph Columbus Amerika, Amerigo Verspucci sprach in seinen weit verbreiteten Briefen von der Neuen Welt, die schließlich nach ihm benannt wurde. Im Todesjahr Maximilians startete Ferdinand Magellan die erste Weltumseglung und bewies damit die Kugelform der Erde. Der Herrscher erkannte das Potential der neuen Länder. Eine im Buch wiedergegebene Federzeichnung von Albrecht Altdorfer (um 1508/10) zeigt ihn im Kreis von Gelehrten mit einem Globus in Händen - eine der ganz frühen bildlichen Darstellungen eines Erdglobus. Die Welt wurde "größer", doch hielt sich manches an mittelalterlichem Denken. So gab es nach der Einnahme Konstantinopels (1453) wieder Pläne für einen Kreuzzug gegen die Osmanen. Doch hat der "letzte Ritter" hatte nie wirklich gegen sie gekämpft.

Die Publikation zur Ausstellung beleuchtet auch Aspekte der kaiserlichen Alltagskultur. Maximilians erste Ehefrau, Maria von Burgund (1457-1482), war reich, schön und gebildet. Sie schenkte ihm drei Kinder und brachte die Kultur des damals prachtvollsten und modernsten Hofes in Europa ein. Sie sprach nicht deutsch und er nicht französisch, man verständigte sich in Latein. Maria übersiedelte auch nicht zu ihrem Mann, der sie sehr geliebt haben soll. Als Erbtochter musste sie in Burgund bleiben, das von den Eheleuten gemeinsam regiert wurde. Maria von Burgund starb mit 25 Jahren bei einem Reitunfall. Die zweite Gemahlin, Bianca Maria Sforza (1472-1510), war ebenfalls schön und gut ausgebildet, vor allem aber reich. Das scheint für Maximilian der Hauptgrund der Eheschließung gewesen zu sein. Bianca konnte seine Zuneigung nicht gewinnen, die Verbindung blieb kinderlos.

Astrologische Bestrebungen hatten bei den Habsburgern seit dem Mittelalter Tradition. Maximilians Vater, Friedrich III., ließ für ihn ein Horoskop erstellen, das die ÖNB verwahrt. Nora Pärr, die den Artikel darüber verfasste, schreibt: "Maximilian wurde vorausgesagt, ein Lebensalter von 49 ¾ Jahren zu erreichen, mit 27 Jahren eine schwächliche Ehefrau zu heiraten, einen Sohn und drei Töchter zu zeugen und an Herz-Magen-Schwäche zu sterben. Keine dieser Prognosen traf später zu: Maximilian war zweimal verheiratet, hatte fünf eheliche und 14 uneheliche Kinder und starb rund zehn Jahre später als vorhergesagt." Die Herausgeberin Katharina Kaska spannt den Bogen von der Geburt bis zum Tod Kaiser Maximilians. "Zeitlebens glaubte er, durch eine ungünstige Gestirnkonstellation in seinem Fortkommen behindert zu sein. … Wie in seinem Leben viele seiner hochfliegenden Pläne unerfüllt geblieben waren, so auch nach seinem Tod." Fast zwei Jahrzehnte wurde am Grabmal gearbeitet, aber die berühmten "Schwarzen Mander" in der Hofkirche in Innsbruck umgeben ein leeres Hochgrab.

hmw