Wir freuen uns über jede Rückmeldung. Ihre Botschaft geht vollkommen anonym nur an das Administrator Team. Danke fürs Mitmachen, das zur Verbesserung des Systems oder der Inhalte beitragen kann. ACHTUNG: Wir können an Sie nur eine Antwort senden, wenn Sie ihre Mail Adresse mitschicken, die wir sonst nicht kennen!
unbekannter Gast

Sepp Forcher - Elisabeth Eisner: Grüß Gott in Österreich#

Bild 'Forcher'

Sepp Forcher - Elisabeth Eisner: Grüß Gott in Österreich. Ein Nachschlag zu 200 Sendungen "Klingendes Österreich". Fotos von Anton Wieser. Kral Verlag Berndorf. 216 S., ill., € 27,90

Ein Blick hinter die Kulissen ist immer faszinierend. Umso mehr, wenn es sich um eine Fernsehsendung mit zuletzt 996.000 Sehern und einen Publikumsliebling handelt. 200 Sendungen "Klingendes Österreich" hat Sepp Forcher seit 1986 gedreht, seit 2002 mit Elisabeth Eisner als Regisseurin. Überall wo sie erzählte, dass sie dabei mitarbeitete, stellte man ihr Fragen über Hintergründe, Entstehung und die einzigartige Persönlichkeit Sepp Forcher. Die Neugier ihrer "treuen Anhänger" und das - vom heuer 90-jährigen Moderator selbst gewählte - Ende nach 200 Folgen haben sie zu diesem Buch bewogen. Die hinreißenden Fotos stammen von Anton Wieser, Kameramann und Chronist der Sendung.

Seit 1972 gestaltete der Hüttenwirt Sepp Forcher Radiosendungen für die ORF-Landestudios Salzburg, Tirol und Oberösterreich. Mit einem kleinen Aufnahmegerät ging er zu den Leuten und redete mit ihnen. Auch Schnitt und Redaktion besorgte er eigenhändig. Die Teamarbeit im Fernsehen, das eigenen Gesetzmäßigkeiten folgt, war für ihn eine große Umstellung. In den 1980er Jahren wünschten sich Generalintendant Gerd Bacher und der Salzburger Landesintendant Fritz Urban eine neue Sendereihe. Sie sollte unterhaltende Volksmusik, originelle Bräuche und die Schönheit der österreichischen Landschaft durch einen glaubwürdigen Präsentator vermitteln. Als Idealbesetzung konnte Sepp Forcher Bedingungen stellen: Keine Hochsprache und kein schriftliches Manuskript. Die Vorbereitung mit Auswahl der Drehorte, Titel und Ablauf sollten ebenso seine Sache sein, wie zuvor beim Radio. Die Regisseure verstanden sich darauf einzustellen: Da hätt' ein falsches Wort genügt, und ich hätt' gleich wieder aufgehört, erinnert sich der Moderator. Er hätte dem "Klingenden Österreich" keine lange Lebensdauer vorausgesagt und wollte nach fünf Jahren aufhören. Überaus positive Reaktionen von Presse, Publikum und der "Erfinder" Gerd Bacher motivierten ihn zum Weitermachen. Forcher sah die Möglichkeit, sein Interesse an Kunst und Kultur auf seine Weise einem breiten Publikum zu vermitteln. So wurde Kulturelles ein fixer Bestandteil in seinen Sendungen, weiß Elisabeth Eisner. Sie begann 1993 als Regieassistentin und übernahm neun Jahre später nach der Pensionierung ihres Chefs Pert Oberhauser die Regie. Es war ihr bewusst, dass sie am Konzept - Volksmusik, Landschaft und Sepp Forcher - nicht viel ändern durfte. Dieser quittierte das mit Lob: Du hast - des hat mir so taugt - dich immer bemüht, meine Vorstellung zu verstehen und umzusetzen. Wir sind ein gutes Team geworden. Zu diesem Team gehörten rund zwei Dutzend Personen, Kameraleute und -assistenten, Regieassistent, Musikredakteur, Tonmeister, Maskenbildnerin, Inspizient, Ausstatter, Produktionsleiter und - in diesem Fall ganz wichtig: Helli Forcher. Das Ehepaar kennt sich seit fast 70 Jahren. Ihrem Mann zuliebe sattelte die gelernte Schneiderin auf Hüttenwirtin um. Für das Fernsehen übernahm sie die Rolle der Kostümbildnerin und sorgte dafür, dass sich ihr Sepp in der Kleidung wohlfühlte. Von einer Firma gesponserte Garderobe hätte er nie akzeptiert. Helli war in vieler Hinsicht wichtig für die Sendung. In erster Linie, natürlich als Sepps Vertraute und erste Ansprechperson für die Inhalte des "Klingenden Österreich" . Aber Helli gehörte auch zum Team, schreibt Elisabeth Eisner, von Frau Forcher gerne "unsere Tochter" genannt. Die "Tochter" verrät im Buch auch ein kleines Geheimnis des Ehepaares: Sie hielt bei allen Moderationen einen selbst gefundenen Rauchquarz in der Hand. … Er fühlte sich wohler, wenn Helli den Stein dabei hatte.

Ich war kein großer Liebhaber und Kenner der Volksmusik. Ich bin mit der klassischen Musik aufg'wachsen, sagt Sepp Forcher. Bei der Auswahl der Musikgruppen verließ er sich auf regionale Musikredakteure - so waren alle OR-Landesstudios in die Produktionen eingebunden. Ensembles und Blasmusikkapellen spielten Playback. Musik machte rund ein Drittel jeder Sendung aus, ein weiteres Landschaft und Kultur. Hubschrauberflüge boten besondere Blicke auf Bauwerke und Berge. Dabei sollten nicht nur die Gipfel gezeigt werden, sondern auch Wände und Wege. Das war dem Bergsteiger-Moderator besonders wichtig, der mit seinen Auftritten ebenfalls rund 20 Minuten bestritt. Die aufwändige Technik, drei Kameras, Schienen, Kran, Licht, Ton-Equipment, Kabel, Stromaggregat usw. erforderte einen Tross von fast zehn Fahrzeugen - was in gebirgigen Gegenden gar nicht so einfach zu bewerkstelligen war. Wenn uns gesagt wurde, dass den Weg ein Holztransporter schafft, waren wir schon beruhigt, doch bei kritischen Situationen blieb eine Begehung im wahrsten Sinn des Wortes unerlässlich. Hatte man die Aufnahmen von acht Musikgruppen und zwölf Moderationen "im Kasten", folgte die Fertigstellung im Studio - vier Tage konzentrierte Arbeit für Bildmeister und Regisseurin. Waren die Bild- und Tonblöcke fertig zusammengefügt, kam Forcher ins Studio. Er begutachtete den Rohschnitt und sprach - wieder mit freien Worten - seine Kommentare. Dadurch hatte man dann auch beim Anschauen der Sendung das Gefühl, Sepp Forcher sitzt neben einem und erklärt. Nach 50 Sendungen blickt Elisabeth Eisner zurück: "Klingendes Österreich" ist für mich ein bedeutender Bestandteil meines Lebens. … Die Wichtigkeit jedes Einzelnen, die Loyalität und die Dankbarkeit für alles, was uns gelingt, das sind nur ein paar dieser Werte, die mir in dieser Zeit mit Sepp Forcher und auch seiner Frau Helli sehr bewusst geworden sind.

Das Buch heißt im Untertitel Ein Nachschlag zu 200 Sendungen "Klingendes Österreich" . Die Autoren erklären den Begriff: "Nachschlag" stammt aus einer Zeit, in der man selten satt wurde. Ein Nachschlag war keine Selbstverständlichkeit, sondern eine freundliche Geste der Köchin oder des Kochs. Der zweite Teil, 200 Sendungen im Überblick ist ein Nachschlag im doppelten Sinne, nämlich auch zum Nachschlagen gedacht. Stationen und Musikgruppen sind kurz zusammengefasst und in Bildern dokumentiert. Die erste Folge führte 1986 Dem Inn entlang. Die letzte trug 2020 den Titel Die große Liebe - Mein Klingendes Österreich. Sie wurde in allen Bundesländern und Südtirol gedreht. Dazu gab es einen besonderen Anfang und Abschluss: Sie beginnt und endet im Garten von Sepp Forcher. Er meint: Nach 200 erfolgreichen Sendungen dieser Reihe erfüllt mich das Gefühl der Dankbarkeit und eine große Zufriedenheit. Wem ist es schon vergönnt, seine Heimat so zeigen zu dürfen, wie er sie sieht und empfindet?! Das heißt – voller Stolz! Es war mir immer ein Anliegen, ein positives Bild Österreichs und seiner großen Kultur zu vermitteln!

hmw