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Rolf Toman (Hg.) - Barbara Borngässer: Burgen und Schlösser #

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Rolf Toman (Hg.) - Barbara Borngässer: Burgen und Schlösser. Reisen zu den schönsten Meisterwerken der Baukunst in Deutschland und Österreich. Produziert von Thomas Paffen. Vista Point Verlag, Rheinbreitbach. 352 S., ill., € 29,90

Es soll Menschen geben, die, weil sie selbst nicht kochen können, sich opulente Kochbücher auf den Tisch stellen und dabei denselben Genuss erleben, wie beim Verzehr der gezeigten Speisen. Weil man derzeit nicht selbst zu Sehenswürdigkeiten reisen kann, sollte man den Kunstgenuss aus Büchern beziehen. Der von Rolf Toman herausgegebene, von Barbara Borngässer kompetent verfasste Bildband Burgen und Schlösser bietet sich dazu in idealer Weise an. Mit hervorragenden Fotos (Panoramen und Details) repräsentativ gestaltet, ist es zudem erfreulich wohlfeil. Einer fachlichen Einleitung folgen fünf Touren zu prachtvollen Bauten aus acht Jahrhunderten.

Eingangs stellt die Autorin die Burg als Brennpunkt höfischen Lebens vor. In unruhigen Zeiten sollten Angreifer durch die, nach strategischen Gesichtspunkten errichteten, Burgen abgewehrt werden. Meist gliederten sie sich in einen äußeren und einen inneren Verteidigungsring mit dem Bergfried als Wohnturm als Zentrum. Dass es im Heiligen Römischen Reich so viele Burgen und Schlösser gab, hat mit der Zersplitterung in zahlreiche Fürstentümer zu tun, im 17. Jahrhundert waren es rund 300. Im Früh- und Hochmittelalter sind für den deutschen Raum knapp 400 Pfalzen belegt, in denen Könige und Kaiser kurzfristig residierten. Im 15. und 16. Jahrhundert bevorzugten die Adeligen luxuriöse Wohnsitze. In Landshut entstand für den Wittelsbacher Ludwig X. die erste "moderne Stadtresidenz" im Stil der Renaissance. In dieser Epoche erfuhren auch die Gärten eine Neubewertung. Auf das Schloss ausgerichtet, mit Wasser- und Zierelementen versehen, wurden sie - ebenfalls nach italienischen Vorbildern - angelegt. Im 17. Jahrhundert entwickelte sich der streng symmetrische französische Barockpark. Barocke Schlösser sollten als sichtbare Zeichen absolutistischer Herrschaft den universellen Machtanspruch des Herrschers demonstrieren und den Untertan auch sensualistisch überwältigen. Im Klassizismus verzichteten die feudalen Bauherren auf Imponiergehabe. Nun war "edle Einfalt und stille Größe" das Ideal. Im Historismus des 19. Jahrhunderts entstand eine Vielzahl malerischer Objekte, wobei die Märchenschlösser König Ludwig II. herausragen. Kein anderes Monument Europas zieht mehr Besucher an als das pittoreske Schloss Neuschwanstein in Bayern.

Die erste Reise führt vom Münsterland ins Rheintal. Dieses gilt wegen seiner zahlreichen Wasserburgen und Barockschlösser als die deutsche Kulturlandschaft schlechthin. 19 architektonische Meisterwerke, eines beeindruckender als das andere, werden hier in Wort und Bild vorgestellt. Das Heidelberger Schloss gilt als "schönste Ruine Deutschlands". … Über 400 Jahre wurde (an ihm) gebaut. Gotik, Renaissance und Manierismus hinterließen ihre architektonischen Spuren. Naturkatastrophen und Kriege vernichteten wesentliche Teile des Baues, teilweise hat man ihn rekonstruiert.

Die zweite Tour, durch Preußen, Sachsen, Böhmen umfasst 20 Residenzen, Villen und Lustschlösser, darunter Schloss Sanssouci in Potsdam. 1744 erhob Friedrich II. die Stadt zu seiner Residenz. Er ließ nicht nur das dortige Hohenzollernschloss ausbauen, sondern gleichzeitig in den Weinbergen ein exklusives Schloss- und Parkensemble mit dem programmatischen Namen "frei von Sorge" als privaten Rückzugsort errichten. Schloss Charlottenburg in Berlin wird auf der virtuellen Reise ebenso besucht, wie die Albrechtsburg in Meißen - eines der prachtvollsten Ensembles des deutschen Mittelalters - und die Schlösser in Dresden, wie die Residenz mit dem weltberühmten Grünen Gewölbe und den 3000 Meisterwerken der Schatzkunst. Über die Grenze führt der Weg nach Tschechien, zunächst in die Burg Karlstein, Aufbewahrungsort der böhmischen Krönungsinsignien, mit ihren auf das Kostbarste ausgestatteten Kapellen. In Prag besichtigt man die größte Burganlage Europas, den Hradschin, und beeindruckende Palais.

Bischofssitze und Märchenschlösser charakterisieren die dritte Sightseeingtour, von Unterfranken nach Oberbayern. Bekannte Städte, wie Würzburg, Nürnberg oder München, befinden sich hier. Barbara Borngässer schreibt: Die Reise von Aschaffenburg nach Herrenchiemsee ist zugleich eine Zeitreise durch verschiedene Stilepochen und deren Wiederaufleben im 19. Jahrhundert. So besucht man die machtvollen Renaissanceanlagen bayerischer Herzöge, bestaunt die prachtvollen Barockbauten der Mainzer Erzbischöfe und die eleganten Rokokoräume in den Schlössern der bayerischen Kurfürsten. Nicht minder interessant … sind die romantischen Märchenschlösser, die sich Ludwig II. von Bayern errichten ließ.

Hofburg, Stadtpaläste, Schlösser im Inntal sind die Vertreter Österreichs auf dem Weg von Wien nach Tirol. In den Werken der konkurrierenden Architekten Johann Bernhard Fischer von Erlach und Johann Lucas von Hildebrandt erschließt sich das barocke Wien in seiner ganzen Vielfalt. Stationen sind zunächst die Hofburg samt Nationalbibliothek, Winterreitschule und Glashaus, Paläste in der Innenstadt und den Vorstädten - Palais Lobkowitz, Porcia, Liechtenstein, Trautson, Schwarzenberg, Rasumofsky. Das Stadtpalais und Belvedere Prinz Eugens bezeichnet die Autorin als einzigartige Paläste. Dementsprechend prominent sind sie mit zahlreichen, bestechend schönen Fotos vertreten. Die Habsburgische Sommerresidenz Schönbrunn hätte nach den ersten ambitionierten Plänen Johann Bernhard Fischer von Erlachs Versailles in den Schatten gestellt. Doch auch die realisierte "bescheidenere" Lösung präsentiert sich überaus glanzvoll. Salzburg ist mit den Schlössern Mirabell und Hellbrunn vertreten. Den Mirabellgarten mit seinen zahlreichen Skulpturen und Brunnen zählt die Autorin zu den schönsten Parkanlagen Österreichs. Hoch über dem Inntal thront Schloss Tratzberg, das in Jenbach Kaiser Maximilian als Jagdsitz diente und auch von den Fuggern bewohnt wurde. Im Innsbrucker Schloss Ambras findet die Reise ihren Höhepunkt und Abschluss. Hier befindet sich das ältesten Museum der Welt, die Kunst- und Wunderkammer Erzherzog Ferdinand II. Einen weiteren Superlativ liefert der Innenhof mit seinen wertvollen Grisaillemalereien des 16. Jahrhunderts. Klappt man den beeindruckenden Band zu, erscheint auf der Umschlagseite der tief verschneite Garten mit dem Schloss Mirabell - und dazu ein Zitat Johann Wolfgang von Goethes: Architektur ist gefrorene Musik.

hmw