Reinhard Kittenberger - Franz Aschauer: Wunderland der Gartenfantasie#
Reinhard Kittenberger - Franz Aschauer: Wunderland der Gartenfantasie. Die Geschichten des Erlebnisgärtners Reinhard Kittenberger. Kral Verlag Berndorf. 200 S. ill., € 29,90,-
Reinhard Kittenberger gilt als Pionier des Gartentourismus, der einfallsreichen Gestaltung und der Anlage von Schwimmteichen. Schon als Kind stand sein Berufswunsch fest, so absolvierte er die Gartenbaufachschule in Langenlois und die Meisterprüfung für Gartengestaltung. In den 1980er Jahren eröffnete der "Botschafter der Gartenfreude" in Schiltern (Niederösterreich) einen Gartenshop und eine Baumschule, 1996 den ersten Schaugarten. Inzwischen sind es 50 auf 60.000m² und die "Kittenberger Erlebnisgärten" zählen zu den beliebtesten Ausflugszielen Österreichs. 35 stellt das vorliegende Buch in Bild und Text vor.
Der Garten als Ort der Inspiration beginnt mit dem Asia Garten nach Feng Shui. Dabei zeigt sich das Fachwissen des Gartengestalters ebenso wie seine Fantasie und das Talent, Steine, Holz und Wasser in Szene zu setzen, wie man es von japanischen Gärten kennt. Neben den klassischen Bonsai- und Zierkirschenbäumen haben ein chinesisch-roter Pavillon und indonesische Steinfiguren im fernöstlich inspirierten Park ihren Platz gefunden. Der Erlebnisgärtner hat Japan nie bereist. Daher war es sein schönstes Lob, als ein japanischer Journalist nach dem Besuch feststellte, er sei beeindruckt von der nahezu originalgetreuen Darstellung in Kombination mit der regionalen Kultur. Eine Grotte aus Waldviertler Steinen mit einer Madonnenstatue gestaltete Kittenberger als Gedenkort für seinen verunglückten Vater.
In dem wunderschönen Bilder-Buch erzählt der Gründer und Inhaber viel Persönliches. Er verrät, wie sein Reich der Verzauberung entstanden ist und welche Geschichten dahinterstecken – emotionale Achterbahnfahrten inklusive. Die Texte verfasste er in Zusammenarbeit mit Franz Aschauer, Redakteur der Niederösterreichischen Nachrichten. So erfährt man, dass Kittenberger seine Liebe zu englischen Gärten auf einer Gartenreise entdeckte. Der Reiseleiter Karl Ploberger, der "Biogärtner des ORF" schreibt im Vorwort: Mit Reinhard Kittenberger verbindet mich viel. Nicht nur eine Freundschaft, die schon fast 30 Jahre währt, sondern auch die Freude, die Gartenlust mit vielen anderen Menschen zu teilen. Die Inspiration zum Rosengarten kam von den englischen Sissinghurst Castle Gardens. Als Reminiszenz erhielt dieser Teil eine künstliche Ruine. In der Toskana erwarb der kreative Gärtnermeister tonnenweise Pflanzen und handgefertigte Keramik. Letztlich war es so viel, dass er nach der Lieferung nicht wusste, wo er sie lagern sollte. Also baute er kurzerhand einen Toskanagarten, mit Ziegelmauern, Steinsäulen, Rankgerüsten für Weinstöcke, Terrakottagefäßen, Oliven- und Zypressenbäumen, Frühlingspflanzen und Sommerblumen. Das Zentrum bildet ein italienischer Stilbrunnen aus weißem Marmor. Apropos Weiß: Es gibt auch einen Weißen Garten, der dem Popsänger Falco gewidmet ist und einen Garten der Liebe als romantische Hochzeitslocation.
Naturnah und elementar ist ein Leitmotiv in den Erlebnisgärten. Da steht beispielweise ein Weidenhotel im Regenbogen-Garten. Seine Beete sind jeweils einfärbig angelegt und jeden Monat blüht etwas. Der Felsengarten war der erste, der ökologisch gepflegt wurde. Das war 1999 - im Gründungsjahr der Bewegung "Natur im Garten" … Selbst die Experten waren damals unschlüssig, was die Alternative zur herkömmlichen Gartenbewirtschaftung sein kann. … Es dauerte nicht lange und für mich kam nichts anderes mehr in Frage. … Seit 2014 erhalten wir jedes Jahr den "Goldenen Igel", die höchste Auszeichnung der Bewegung.
In keinem der 50 Erlebnisgärten darf das Element Wasser fehlen, meist in Form von Biotopen und Schwimmteichen. Ein eigener Brunnengarten zeigt 15 Arten von Zierbrunnen aus Säulen, Kugeln, Natursteinen oder Steinplastiken. Iris, Lilien und 3000 Zwiebelpflanzen ergeben ein eindrucksvolles Blühbild. Der Sommergarten erwies sich als Besuchermagnet. Seine Elemente sind ein Gartenhaus samt Sitzterrasse, ein Naturpool, ein Schattensitzplatz unter Platanen und eine Gartenküche mit Grill. Die Bepflanzung besteht aus Hecken und Beeten, Zypressen, Eiben, Hainbuchen und rosa blühenden japanischen Zierkirschen.
Die Erlebnisgärten bieten den Gästen unzählige Inspirationen für ihre professionell oder selbst angelegte Grünoase. Doch Kittenberger bietet noch weitere Attraktionen, wie den 13.000 m² großen naturnahen Abenteuerspielplatz. Dessen Wasserläufe, Bewegungsparcours, Kletterwand, Turm mit Rutschen, Strohballenburg und vieles mehr begeistern nicht nur Kinder. Das gleiche gilt für die Miniatur-Wunderwelt. Auf 100 m² durchquert die Modelleisenbahn eine Landschaft aus Zwerggehölzen. Fast selbstverständlich ist auch ein tierischer Bauerngarten vertreten.
Bei all dem soll der Genuss aus dem eigenen Garten nicht zu kurz kommen. Dafür sorgen der Winzergarten, die weltgrößte Kräuterspirale, Omas Gemüsegarten und der Kitti-Beeren-Garten. Die Schiltener Gartenwelt befindet sich in einem der größten Weinbaugebiete Österreichs. Auch Kittenbergers Eltern waren Winzer. So lag es nahe, einen Schauweingarten mit den vertrauten Elementen anzulegen: Bauerngarten mit Obst und Gemüse, Kübelpflanzen wie Oleander, Hühnerstall, Heurigentische und -bänke sowie ein Keller, den heimische Winzer als Verkostungsraum nutzen. Die Kräuterspirale beinhaltet 750 Heilpflanzenarten, sie hat 45 Meter im Durchmesser und ist 10 Meter hoch. Die Ernte aus Omas Gemüsegarten kommt im Gartenrestaurant Glas.Haus zum Einsatz. Die Früchte des Kitti-Beeren-Garten laden zum Naschen ein. Für die Fernsehserie "Natur im Garten" angelegt, wurden hier 27 Sendungen mit Karl Ploberger gedreht. Stars präsentieren sich gerne in der Gartenarena. Der "leidenschaftliche Musiker" Reinhard Kittenberger hat für sie eine gärtnerisch gestaltete Bühne mit Sitzreihen gebaut. Seit 2006 treten Interpreten aus der Pop- und Schlagerwelt hier ebenso auf, wie klassische Orchester, Kabarettisten, Köche und Artisten. Ein Highlight des Jahres ist der Adventzauber, bei dem 500.000 Lichter die Erlebnisgärten stimmungsvoll illuminieren.
Im zweiten Teil des Buches gibt Reinhard Kittenberger seine Erfahrungen über Pflanzenstärkung und ökologisches Gärtnern weiter und beantwortet oft gestellte Fragen aus der Praxis. Der phänologische Kalender erklärt, wann es für die jeweiligen Arbeiten Zeit ist. Das Gartenjahr hat 10 Monate, es beginnt mit der Haselnuss-Blüte und endet mit dem Nadelfall der Lärche. Die Vielfalt der Erlebnisgärten ist überwältigend. Auch das Veranstaltungsprogramm, im Buch nur angedeutet, kann sich sehen lassen. Die Lektüre macht richtig Lust, dies alles - und noch mehr - in Schiltern selbst zu erleben.