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Robert Bouchal - Wolfgang Mastny: Schloss Laxenburg#

Bild 'Mastny'

Robert Bouchal - Wolfgang Mastny: Schloss Laxenburg. Eine romantische Entdeckungsreise. Rundumadum Sonderband. Kral Verlag Berndorf. 232 S., ill., € 19,90

Die Schlossanlage Laxenburg ist einer der bedeutendsten historischen Landschaftsgärten Europas und der größte Park Österreichs Mit einer Fläche von rund 280 Hektar umfasst sie ein Viertel der Marktgemeinde. Der Landschaftsarchitekt Wolfgang Mastny, der seit 16 Jahren den Schlosspark leitet und der Fotograf Robert Bouchal laden mit einem neuen Taschenbuch zur "romantischen Entdeckungsreise" ein.

Generarionen lang war das Areal ein Jagdgebiet der Habsburger. Kaiser Maximilian I. (1459-1519) ließ den ersten Garten "in niederländischer Manier" anlegen. 1716 zeichnete der Hofmathematiker - und Lehrer Maria Theresias - Johann Jakob Marinoni, die älteste bekannte Plandarstellung des Geländes. 1753 erwarb die Kaiserin den auf das Mittelalter zurückgehenden Blauen Hof und weitere Gebäude. Sie beauftragte den Leiter des Hofbauamtes, Nikolaus Pacassi, mit dem großzügigen Umbau in ein barockes Wohnschloss. Die Strukturen des Gartens blieben weitgehend unverändert. Wenig Freude hatte die Herrscherin an der Beizjagd, an die der Parkteil "Reiherstand" erinnert. In Laxenburg züchtete man Reiher, die von Falken gejagt wurden. Die Falkoniere lebten in einer eigenen Siedlung beim Schloss. Die Bereiche des Oberstjägermeisters und des Oberstfalkenmeisters hatten ihre Blütezeit unter Kaiser Karl VI. (1685-1740) erlebt. Maria Theresia kürzte das Oberstfalkenmeisteramt von 50 Posten auf 40 und entzog ihm Kompetenzen. Der Lieblingsplatz der Kaiserin, das grüne Lusthaus mit den Achsen "Waldstern" und "Alleesternwiese" ist heute eine beliebte Hochzeitslocation.

Für Kaiser Joseph II. (1765-1790) konzipierte Isidor Canevale einen ersten landschaftlich gestalteten Gartenbereich. Der Hofarchitekt war ein wichtiger Vertreter des Frühklassizismus, in Wien gehen u. a. das Josephinum und das Allgemeine Krankenhaus mit dem Narrenturm auf ihn zurück. Bis 1789 sind rege Gartenaktivitäten belegt, Baumpflanzungen in beeindruckender Stückzahl sind aus dieser Zeit gut nachweisbar. Auch das Mobiliar des Schlossparks erfuhr eine Erneuerung. Allein 400 neue Parkbänke veranschaulichen sehr schön auch die etwa zeitgleiche Öffnung der Gärten für die Öffentlichkeit. 1766 machte der Kaiser den Wiener Prater allgemein zugänglich. In den 1780er Jahren war es dann auch in Laxenburg so weit.

Die größte Umgestaltung erfolgte unter dem "Blumenkaiser" Franz II/I. (1768-1835) und seiner Gemahlin Maria Theresia von Neapel-Sizilien (1772-1807). Der Barockgarten wurde zum Englischen Landschaftspark, eine eigene Baumschule sorgte für Nachwuchs. Die Symmetrie wich der inszenierten "natürlichen Landschaft". Die Welt des Mittelalters hielt Einzug, der "Rittergau", der Concordiatempel und andere Staffagebauten entstanden. Die Wasserläufe wurden verändert, mit der Anlage des 25 Hektar großen Schlossteichs und sieben künstlichen Inseln als Höhepunkt. Mit der Ausgestaltung der Inseln konnte man auch die enormen Mengen an Aushubmaterial sinnstiftend wieder verwenden, verweist der Autor auf den praktischen Aspekt. Auf der größten Insel erhebt sich die neugotische Franzensburg. Man wollte keinen weiteren Wohnsitz schaffen, sondern eine Traumwelt der großen Vergangenheit der kaiserlichen Familie, ein Museum mit Reminiszenzen an die eindrucksvolle Geschichte. Für sein "Gartenhaus im altdeutschen Stile" ließ der Kaiser originale Bauteile vom 13. bis zum 19. Jahrhundert zusammentragen. Spolien kamen u. a. aus der ältesten gotischen Kapelle Österreichs, der Capella Speciosa in Klosterneuburg und dem aufgehobenen Stift Waldhausen. Der ersten Eröffnung dieses "Meilensteins des Historismus" folgten schon bald Rundgänge mit einem Schlossführer durch die 20 Schauräume und Besuche des markanten Turms. Außer historischen Elementen umfasste die exzellente Ausstattung Gemälde und Glasfenster der bedeutendsten Künstler jener Zeit, wie Ferdinand Georg Waldmüller, Leopold Kupelwieser oder die Maler der Wiener Porzellanmanufaktur Gottlob Samuel Mohn und Anton Kothgasser. Die Fertigstellung der Franzensburg dauerte ast vier Jahrzehnte, der Bauherr erlebte sie nicht.

Karl I. (1887-1922), der letzte Kaiser von Österreich, bezog mit seiner Gemahlin Zita (1892-1989) Laxenburg als Residenz. 1918 wurde die Schlossanlage samt Ländereien dem (1937 aufgegebenen) Kriegsgeschädigtenfonds übertragen. Da in der NS-Zeit Laxenburg zum 24. Bezirk, Mödling, von Groß-Wien zählte, kam die "Landwirtschaft Laxenburg" in das Eigentum der Stadt Wien. Nach 1945 bezog die Rote Armee das Schloss. … Nach dem Abzug der Besatzung 1955 war die gesamte Schlossanlage in einem denkbar schlechten Zustand. Viele Gebäude waren derart beschädigt, dass man auch über einen teilweisen Abriss diskutierte. 1962 einigten sich Wien und Niederösterreich auf die Gründung der "Schloss Laxenburg Betriebsgesellschaft m.b.H." mit einer Beteiligung von je 50%. Die gemeinnützige Gesellschaft verwaltet den ehemaligen kaiserlichen Besitz. 50 MitarbeiterInnen arbeiten an der Erhaltung und dem Ausbau des Freizeitareals. So gibt es seit Mitte des 20. Jahrhunderts einen 6000 m² großen Kinderspielplatz, Bootsvermietung, Bummelzug und Gastronomie.

Nach dem historischen Abschnitt widmet sich der Text von Wolfgang Mastny - kongenial ergänzt durch die stimmungvollen Fotos von Robert Bouchal - einzelnen Elementen des Laxenburger Schlossgartens. Dazu zählen u. a. der Karolinenhain und der Prater, wo sich im 19. Jahrhundert ein Vergnügungspark befand, ein Goldfischteich, der Chinamode entsprechende Staffagebauten und eine Gebirgslandschaft. Dunkle Koniferen verleihen dem "Rittergau" mit Grotte, Turnierplatz, Rittersäule und Rittergruft bei der Franzensburg seinen feierlichen Charakter. Im Eichenhain befand sich das "Haus der Laune", eine intellektuelle Architekturkarikatur des Hofarchitekten Johann Ferdinand Hetzendorf von Hohenberg, der die baukünstlerische Leitung in Schönbrunn inne hatte. Das Lusthaus besteht nicht mehr. Die Restaurierung des unter Kaiser Ferdinand (1793-1875) gebauten Pavillons der Marianneninsel ist geplant. Wasser ist ein typisches Merkmal englischer Landschaftsgärten. Bei Laxenburg vereinigen sich Triesting, Schwechat, Lobenbach, Krottenbach und Mödlingbach. Die gesamte Wasserfläche im Schlosspark macht 34 Hektar aus. Dazu gehören ein Wasserfall, 30 Rohrdurchlässe und Brücken.

Der Schlosspark Laxenburg, einer der prominentesten Vertreter der Gartenkunst in Österreich, zählte zu den ersten Anlagen, die unter Schutz gestellt wurden, als einige Gärten (erst im Jahr 2000) unter das Denkmalschutzgesetz fielen. In diesem Zusammenhang erstellten Edith und Franz Bodi ein Parkpflegewerk, das die Grundlage für die weitere Erhaltung bildet. Seit 2001 ist der Schlosspark Teil des Natura-2000-Gebiets "feuchte Ebene - Leithaauen" und bietet zahlreichen Tier -und Pflanzenarten Lebensraum. Gegen Ende des empfehlenswerten Buches finden sich noch ein Kapitel über weitere historische Gebäude der Schlossanlage sowie umfangreiche Informationen der Betriebsgesellschaft über die Schlossanlage als Ausflugsziel. Zusammenfassend meint Wolfgang Mastny: Die große Kunst in der weiteren Erhaltung des Schlossparks wird nun darin liegen, die Forderungen des Denkmalschutzes und des Naturschutzes miteinander zu vereinen. Der Schlosspark Laxenburg soll sowohl als Gartendenkmal ersten Ranges als auch als wichtiges ökologisches Refugium dienen können.

hmw