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Hermine Hackl: Der Wald in Österreich#

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Hermine Hackl: Der Wald in Österreich. Wissenswertes und Interessantes von A bis Z. Verlag Anton Pustet Salzburg. 192 S. ill., € 24,-

Wenn eine Waldbotschafterin ein Buch über den Wald schreibt, darf man viel Wissenswertes und Interessantes erwarten. Hermine Hackl enttäuscht ihre LeserInnen nicht. Als frühere Direktorin des UNESCO-Biosphärenparks Wienerwald, Leiterin der forstlichen Ausbildungsstätte Traunkirchen und Koordinatorin des größten Waldkompetenzzentrums Europas bringt sie zahlreiche aktuelle Fakten "von A bis Z". Schon die Grafik auf dem Buchumschlag lässt die Bedeutung der Natur- und Kulturlandschaft ahnen: 3,89 Millionen Hektar Waldfläche, 47,9 % Waldanteil am Bundesgebiet, 65 Baumarten, 406 Bäume pro EinwohnerIn.

"Österreich ist als Waldland ein internationaler Superstar und erleidet dabei oft das Schicksal des 'Propheten im eigenen Land'." Österreich zählt zu den artenreichsten Ländern Europas. Hier leben 46.000 Tierarten (davon 242 Brutvogelarten), 21.000 Arten Pflanzen und Pilze. Rund die Hälfte von ihnen allen lebt im Wald. Es gibt 473 Naturschutzgebiete, 29% des Landes stehen unter Schutz, 3 % des Bundesgebietes sind Nationalparks. Ökologie und Ökonomie schließen einander nicht aus: "Die Wertschöpfungskette Forst-Holz-Papier ist nach dem Tourismus der zweitwichtigste Wirtschaftszweig in Österreich und gehört weltweit zu den innovativsten. Der jährliche Produktionswert beträgt rund 20 Milliarden Euro und erzielte im Jahr 2021 einen Exportüberschuss von 5,07 Milliarden Euro."

B wie "Baumapotheke" erinnert daran, dass die Heilkraft des Walds seit Generationen geschätzt wurde. Das älteste Schmerzmittel der Welt, Salicin, das nach der Einnahme zu Salicylsäure wird, befindet sich unter der Rinde von Weiden (Salix) und ist unter dem Namen Aspirin bekannt. Der Wald als Ganzes stärkt die Abwehrkräfte und tut der Seele gut. Dazu sollen schon ein Blick aus dem Fenster oder Bilder genügen. "Waldbaden" ein Trend, der aus Japan kommt, soll gestresste Seelen beruhigen. Inzwischen gibt es auch hierzulande ausgewiesene Heilwälder. Die Region Traunsee-Almtal bewirbt sie unter der Marke Waldness (Wald + Wellness), und "Waldness-Coaches" betreuen die Gäste.

Beim Buchstaben C darf der Christbaum nicht fehlen. 2,8 Millionen erstrahlen alljährlich im ganzen Land. Die beliebtesten Baumarten sind Nordmanntanne und Fichte. Ein Hektar Christbäume verbraucht während des zehnjährigen Wachstums 95 bis 143 Tonnen Kohlenstoff und produziert 70 bis 105 Tonnen Sauerstoff. "Die VolkskundlerInnen sind sich uneinig, ob dieser Brauch heidnisch oder christlich ist." Das mag schon sein, doch ist die Frage längst zugunsten der christlichen Herkunft entschieden. Noch ärgerlicher ist der Schlusssatz zum Maibaum: "Ursprünglich haben die Germanen mit dem Maibaum ihre Waldgottheiten verehrt." Der Maibaum hat nicht das Geringste mit einem heidnisch-germanischen Frühlingskult zu tun. Er ist einer aus der großen Familie der Festbäume, zu der u. a. Kirtagbaum, Hüterbaum, Sonnwendbaum oder die Bäumchen zur Dachgleiche zählen. Anno 1230 war von einem Maibaum am Babenbergerhof die Rede. Das Aufstellen und Schmücken war ebenso wie das anschließende Fest eine Pflicht der weltlichen Obrigkeit. Maria Theresia und Joseph II. verboten die Festbäume, wie auch das Fronleichnamsgrün, aus Gründen der Holzersparnis. Maibaum-Feste in den heute bekannten Formen mit Volkstanz etc. sind eine Erfindung des 19. Jahrhunderts. Die flächendeckende Verbreitung des Brauches setzte im 20. Jahrhundert ein. Der "keltische Baumkreis" mit dem "Baumhoroskop", hat mit keltischen Überlieferungen nichts zu tun. Es entstand vielmehr Anfang der 1970-er Jahre. Damals erhielt eine französische Journalistin den Auftrag, einige "alte" Horoskope zu entwickeln. Sie erfand nicht nur das "keltische Baumhoroskop", sondern auch "arabische" und "tibetische" Horoskope. Der "Lebensbaumkreis", eingerichtet und betreut vom Kuratorium Wald, befindet sich seit 1997 Am Himmel in Wien 19. Neben Naturschutz, Wirtschaft, Gesundheit und Brauchtum lassen sich eine Menge thematischer Schwerpunkte im Wald-Alphabet finden. Beispielsweise Ausbildung, Beruf und Titel: ForstwartIn, FörsterIn und ForstakademikerIn (ForstwirtIn) ist die Reihenfolge der Titel der Forstorgane. Wer eine Lehre abschließt, ist ForstfacharbeiterIn und kann ForstwirtschaftsmeisterIn werden. Wie in jeder Branche gibt es auch hier Pioniere und herausragende Persönlichkeiten. Zu ihnen zählt u. a. Wilhelm Franz von Exner (1840-1931), "einer der großen Lehrer an der Forstakademie in Mariabrunn", Gründer und Direktor des Technologischen Gewerbemuseums (TGM). Der Forstwirt Rudolf von Feistmantel (1805-1871) war der Urheber des Forstgesetzes von 1852, dessen Grundsätze bis heute gelten. Josef Ludwig Ressel (1793-1857) stand nach dem Abschluss seines Forststudiums im Dienst der österreichischen Marine. Der "Förster ohne Wald" erfand u. a. die Schiffsschraube, Windmühlen und ein Rohrpostsystem. Besondere Bäume, wie der Birnbaum auf dem Walserfeld oder die Breite Föhre von Mödling werden ebenso vorgestellt wie Traditionen der UNESCO-Liste des Immatriellen Kulturerbes (Falknerei, Flößerei, Köhlerei, Pecherei) oder Initiativen, die sich für den Wald engagieren.

Hermine Hackl hat hunderte - mehr oder weniger bekannte - Stichworte zum Thema "Wald" zusammengetragen und erläutert. Einige Beispiele: Assisted Migration, Baumkataster, Besitzstruktur, Digitalisierung, Energieholz, Erderwärmung, Eurojack, Forstfrauen, Gesetzlicher Schutz, Hallstatt, Hausindustrie, Innovationen, Jagd, Kalamitäten, Klimafitness, Literatur, Theater und Film, Museen, Naturdenkmäler, Orts- und Familiennamen, Pinus nigra austriaca, Quellschutzwälder, Rettung des Wienerwaldes, Spiegelrelaskop, Trittsteinbiotope, Urlaub, Verhaltensregeln, Weltausstellungen, Xylophon, Yggdrasil, Zuwachs: Jede Sekunde kommt in Österreich ein Kubikmeter Holz hinzu, das bedeutet, alle 40 Sekunden wächst ein Einfamilienhaus nach. Nach der Lektüre muss man der Autorin des WALD-Buchs Recht geben: Wir Alle Leben Davon.