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Gabriele Hasmann- Alexander Blümel#

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Gabriele Hasmann- Alexander Blümel: Baden bei Wien. Mondänes Kurbad für die noble Gesellschaft. Kral Verlag Berndorf. 328 S., ill., € 34,90

Was macht eine an einem übel riechenden Fluss gelegene Kleinstadt zu einem k. u. k. Sehnsuchtsort? Für Baden bei Wien an der Schwechat (swechant = die Stinkende) gibt es viele gute Gründe. Die Journalistin Gabriele Hasmann und der Kulturmanager Alexander Blümel stellen sie in einem reich illustrierten Buch vor: "Es ist in erster Linie das 'flüssige Gold', das seit den Römern hier genutzte Schwefelwasser. … Das große Glück Badens war auch die Anwesenheit vieler Mitglieder der kaiserlichen Familie. Und zwar nicht bloß, um einige Tage zu verbringen, sondern sie hatten sich hier ein Refugium geschaffen in ihren Villen und Palästen." Weitere Vorteile sind die vielen Attraktionen für die Sommergäste und die Nähe zur Hauptstadt Wien.

Die Geschichte Badens als Kurstadt reicht in die Zeit der Römer zurück, die bis ins 4. Jahrhundert in Aquae lebten. "Die Therme war etwa 53 Meter lang, bis zehn Meter breit und von einem heiligen Eichenhain mit Altären und Votivsteinen umgeben. Es gab darin geheizte Mosaikfußböden, einen Turnsaal, ein Dunstbad, Kalt- und Warmwasserbadesäle sowie eine Art Ärztezentrum. … Im weiteren Verlauf der Geschichte taucht die Erwähnung der Bäder erst wieder im Mittelalter auf, und da im Zusammenhang mit den Badestuben. … Im Jahr 1600 wurde von den Niederösterreichischen Landschaftsverordneten die erste Badeordnung erstellt." Es bestanden eine Reihe historischer Bäder: Mariazellerbad, Herzogshof und Antonsbad, Sauerhofbad, Petersbad, Josefsbad, Engelsbad, Peregrinibad, Ursprungsbad, Theresienbad, Johannesbad und Ferdinandsbad, Leopoldsbad, Frauenbad, Franzensbad, Mineralschwimmschule. "Um als Schwefelheilquelle zu gelten, muss das Wasser mindestens 1 mg/l freien Schwefel (Sulfid) enthalten. In Baden sind es 12 mg/l ! Weitere Bestandteile sind zahlreiche wertvolle Materialien wie Calcium, Natrium und Magnesium. Es besitzt eine entzündungshemmende, desinfizierende und schmerzlindernde Wirkung, wird für Güsse, Voll- und Teilbäder oder Schwefelmoorbäder genützt."

Im 19, Jahrhundert profitierte Baden von der Eisenbahn. Außerdem stellte die Badner Bahn eine Hauptverbindung nach Wien dar. Die Fahrt mit der Südbahn dauerte nur 35 Minuten. Um 1900 verkehrten täglich 130 Eisenbahnen und 80 elektrische Schnellzüge zwischen den beiden Städten. Damit erwachte Baden aus dem "touristischen Dornröschenschlaf, in den es nach dem Tod Franz II./I. gefallen war. Der Kaiser, sein Hofstaat und die Aristokratie verbrachten in Baden ihre Sommerfrische. "Der Monarch quartierte sich mit seinem Gefolge im Kaiserhaus am Hauptplatz ein, das seine Ehefrau Maria Ludovica vorab besichtigt hatte und für 'unfähig einer zweckmäßigen Verbesserung' hielt. Doch Kaiser Franz erwarb das Palais trotzdem … und zog … 1813 ein. "

Nach dem Großbrand von 1812 entwickelte sich der Kurort zur Biedermeierstadt. Der Stararchitekt jener Zeit, Joseph Kornhäusel, entwarf für Baden u. a. das Rathaus, den Sauerhof, das alte Stadttheater, das Engelsbad und die Weilburg. Diese gab Erzherzog Karl, der Sieger von Aspern, für seine Frau Henriette von Nassau-Weilburg in Auftrag. Das Schloss wurde in drei Jahren (1820-1823) erbaut und, abgebrannt, schließlich 1964 demoliert. Weitere historische Schlossbauten sind Schloss Weikersdorf und Schloss Leesdorf (heute HTL). Von der reichen Villenlandschaft des ausgehenden 19. Jahrhunderts bestehen nur noch Teile.

Die Kurstadt bot ihren Gästen damals ausreichend Hotels, Kaffeehäuser, Heurige und Unterhaltungsmöglichkeiten: Das Stadttheater, das 'die' Theaterarchitekten der Monarchie Ferdinand Fellner und Hermann Helmer anstelle der alten Bühnen bauten, das Kurhaus (heute Congress-Casino) oder die Trabrennbahn. Zur Erholung trugen historische Parkanlagen bei. Die älteste, der Guttenbrunnerpark, geht auf das 15. Jahrhundert zurück. Nach 1750 folgte der Doblhoffpark mit Orangerie, Teich und (seit den 1960er Jahren) Rosarium. Der Kurpark wurde 1792 errichtet. Obwohl die ersten Bepflanzungsversuche des verkarsteten Bodens gescheitert waren, avancierte die Anlage doch noch zur "Zentrale der gesamten Badegesellschaft". Kunstwerke wie Denkmäler, der Undinebrunnen oder die 1928 geschaffene, mit 5000 Pflanzen bestückte, Blumenuhr zieren ihn.

Auf ihren Spaziergängen konnten die Gäste prominente Persönlichkeiten treffen. "Hier war die größte Konzentration an Habsburgern zu finden und die Stadt wurde nicht umsonst seit den 1848er-Revolutionstagen "Schwarz-Gelbowitz" genannt." Künstler, besonders Musiker, hielten sich gerne in Baden auf, unter ihnen die Schriftsteller Franz Grillparzer, Peter Rosegger, Arthur Schnitzler, Stefan Zweig, Elias Canetti, die Maler Leopold Kupelwieser, Moritz Schwind, Hans Makart, die Schauspielerinnen Therese Krones und Fanny Elßler. Katharina Schratt wurde in Baden geboren, wo ihr Großvater als Mediziner und Wohltäter wirkte. Beachtlich ist auch das "Who is who" der Musiker: Willibald Gluck, Wolfgang Amadeus Mozart, Ludwig van Beethoven, Antonio Salieri, Franz Schubert, Johann Strauß (Vater und Sohn), Franz Liszt … Der Militärkapellmeister Karl Komzak, der die Kurkapelle leitete, starb 1905 in Baden. Er hatte versucht, auf einen abfahrenden Zug aufzuspringen und geriet unter dessen Räder.

Zu Beginn des Ersten Weltkriegs richtete der letzte Kaiser, Karl, das Armeeoberkommando (A.O.K.) in Baden ein und bezog das Kaiserhaus auf dem Hauptplatz. Nach dem Ende der Monarchie wollte die Stadt an ihre Tourismustradition anknüpfen. 1926 eröffnete sie das Strandbad "als Freibad mit dem größten Bassin Europas und echtem Sand. … 1939 erfolgte der Anschluss an das Deutsche Reich, das für Baden insofern Bedeutung hatte, als in der nun folgenden Periode die 'Martinek-Kaserne' errichtet wurde. … (Im Zweiten Weltkrieg) wurden durch Bombardements sowjetischer Flieger und im Zuge des Vormarsches auf Wien zahlreiche Menschen getötet und Gebäude zerstört, und auch während der anschließenden Besetzung kam es zu Gräueltaten und Plünderungen. … Die Sowjets erkoren die Kleinstadt in unmittelbarer Nähe von Wien zum Standort ihrer Kommandantur für die gesamte von ihnen kontrollierte Besatzungszone in Österreich. … Auch diese unerfreuliche Periode ging vorüber, hinterließ aber desaströse Zustände." Die 1960er Jahren brachten einen neuen Aufschwung, wenn auch um den Preis der Modernisierung, dem das Aussehen historischer Bauten zum Opfer fiel. Nach einer Bürgerinitiative wurden um die Jahrtausendwende Schutzzonen eingerichtet, etliche Gebäude sind denkmalgeschützt. "Wenn auch die öffentlichen Gebäude nur einen Teil dieser für Baden so typischen Kultur ausmachen, weil die privaten Sommervillen und die Vergnügungs- und Parkanlagen ebenso zum Gesamtbild beitragen, so sind sie doch einer der Hauptgründe für die 2021 erfolgte Aufnahme als UNESCO-Welterbe im Rahmen der 'Great Spa Towns of Europe'. …Und so bleibt die atmosphärisch so wundervolle Stadt auch heute noch ein Sehnsuchtsort, in dem das 'k. u. k.' eine bedeutende Rolle spielt."