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Peter Pfarl - Karin und Wolfgang Mayerhoffer: Rund um den Schafberg#

Bild 'Pfarl'

Peter Pfarl - Karin und Wolfgang Mayerhoffer: Rund um den Schafberg. Natur und Kultur erleben. Verlag Anton Pustet Salzburg. 184 S., ill., € 29,-

2023 feiert die Schafbergbahn ihr 130 Jahr-Jubiläum und eröffnet ein "ErlebnisQuartier". Gute Gründe, dieser herrlichsten Zinne der Alpen ein beeindruckendes Buch zu widmen. Es soll die einzigartige Vielfalt, welche der Schafberg und sein Umkreis bieten, zusammenfassen und vorstellen, schreibt Peter Pfarl, der dem Salzkammergut stets persönlich und beruflich verbunden war. Die ideale Ergänzung zu seinen Texten bilden die doppelseitigen Fotos von Karin und Wolfgang Mayerhoffer.

Urkundlich erwähnt wird der "Scefesperc" anno 841. Im frühen Mittelalter stritten das Erzbistum Salzburg und das Kloster Mondsee um Besitz und Hoheitsrechte. Die Grenze, so legte eine Kommission im Jahr 843 fest, sollte über die Spitze des Berges verlaufen. Das hinderte die Streitparteien noch Jahrhunderte später nicht, den Gipfel mit der eigenen Fahne zu markieren. Heute wechselt die Schafbergbahn nach kurzer Fahrt in Oberösterreich auf Salzburger Gebiet. Im frühen 19. Jahrhundert entdeckten Naturbegeisterte und Reiseschriftsteller den Berg. Sie waren von der Landschaft und dem Panorama, weniger von den Einheimischen begeistert, die bald den Tourismus als Einnahmequelle entdeckten. 1871 zählte man bereits 8000 Bergsteiger. Die Zeit war reif für ein neues Verkehrsmittel. 1892 begann die renommierte Firma Stern & Hafferl, die bis heute die Atterseeregion per Schiff und Bahn erschließt, mit dem Bau der steilsten Zahnradbahn Österreichs. Die 5,8 m lange Trasse, zwei Tunnels, zwei Bahnhöfe und Werksgebäude waren in 14 Monaten vollendet. Bei der Talstation wurde ein "Grand Hotel" und auf dem Gipfel das Schafberghotel errichtet. Dieses verfügte schon 1894 über elektrische Beleuchtung, brannte aber 1906 aufgrund eines Kurzschlusses ab.

Die literarische Reise beginnt am wundersamen Wolfgangsee. Großartige Fotos illustrieren die Gegend, die Pfarr- und Wallfahrtskirche mit dem gotischen Flügelaltar von Michael Pacher und den barocken Figuren von Meinrad Guggenbichler. Die Ursprungslegende erzählt, dass der heilige Wolfgang als Eremit auf dem Falkenstein lebte. Um die richtige Stelle für die Kirche zu finden, warf er sein Beil talwärts. Zahlreiche Mirakel sind in diesem Zusammenhang überliefert. Neben der Kirche erhebt sich an der Stelle eines alten Gasthauses das Hotel "Weisses Rössl". Das gleichnamige Singspiel erlebte seine Uraufführung zu Silvester 1897. 1930 wurde das Ross neu aufgezäumt … Das Operettenpferd setzte zu neuen Sprüngen an. … Allerdings war es zu einem braven Stalltier geworden, das sich von jedermann streicheln ließ. Der Heimatfilm hatte sich seiner angenommen.

Als Sommerfrische und Künstlerparadies bezeichnet der Autor die Salzburger Gemeinde Sankt Gilgen am Wolfgangsee. Klingende Namen sind hier zu finden: Marie von Ebner-Eschenbach, Theodor Billroth, Karl von Frisch, Emil Jannigs, Alexander Lernet-Holenia und - nicht zu vergessen - die Mitglieder der Zinkenbacher Malerkolonie. Es überwiegt heller, freundlicher Expressionismus in anmutigen Landschaftsdarstellungen, in Portraits oder in Kinderbildern …

Die Flanken des Berges sind gekennzeichnet durch Seen, Wälder und Almen. Hier liegen der Schwarzensee, über den Nikolaus Lenau dichtete, der Haleswiessee, der smaragdgrüne Krotensee, der Eibensee, Schloss Hüttenstein und das 1993 gegründete Europakloster Gut Aich der Benediktiner. Am Mondsee wurde im 19. Jahrhundert eine jungsteinzeitliche Seeufersiedlung entdeckt. Heute zählen die Reste der 6000 Jahre alten Pfahlbauten in der Gemeinde See zum Welterbe der UNESCO. Das im Jahr 748 gegründete Kloster Mondsee bestand mehr als ein Jahrtausend. Seine große Zeit war im 15. und 16. Jahrhundert. 1794 wurde es aufgehoben. Die gotische Kirche mit mehr als zwölf Barockaltären, darunter fünf von Meinrad Guggenbichler, blieb erhalten. Sie erhielt 2005 den Titel einer päpstlichen Basilika minor. Das ehemalige Stift ist zum Schloss Mondsee geworden und seit 1985 ein mondänes Hotel.

Am Südufer des Attersees verdienen Unterach, Weißenbach und Steinbach Erwähnung. Unterach war in der Monarchie und in der Zwischenkriegszeit ein besonders angenehmer und beliebter Sommeraufenthalt der Wiener Prominenz. Im Ort befindet sich der angeblich einzige Edelkastanienwald nördlich der Alpen. In Weißenbach findet man die Reste des "Aufzugs" aus dem Jahr 1722, der Holz aus dem Attergau zu den Salinen in Ebensee und Bad Ischl transportierte. Mit Hilfe eines Wasserrades hob man die Stämme 51 Meter über die Passhöhe des Weißenbachtals. Damit nähern wir uns dem Zentrum des Ortes Steinbach am Attersee, dessen Kirche, unübersehbar auf einem Hügel gelegen, die Gegend beherrscht. … Hinter dem eher bescheidenen Gotteshaus entfaltet sich ein Panorama von seltener Perfektion. Da breitet sich weithin glänzend der Attersee aus. Wenn er seine Farbenpracht entfaltet, kommt ihm kein anderer See unserer Gegend gleich. … Noch nachhaltiger prägt sich das Bild des Höllengebirges ein. Eine Gedenkstätte besonderer Art ist das "Komponierhäusl" (heute mitten auf einem Campingplatz), in dem Gustav Mahler an seiner 2.und 3. Symphonie arbeitete.

Die Reise endet am West- Ost- und Nordufer des Attersees. In der Kirche von Nußdorf hängt ein merkwürdiges Marienbild. Das Modell für die Madonna war Emma Adler, die Frau des Vorsitzenden der von ihm gegründeten Sozialdemokratischen Arbeiterpartei, Dr. Viktor Adler. In Weyregg kann man auf den Spuren der Römer wandeln. Schon 1767 stießen Bauarbeiter auf ein Mosaik. Vor kurzem fand man ein weiteres, das als größtes und schönstes Oberösterreichs gilt. Die einzige römische Hafenanlage nördlich der Alpen tauchte im Attersee auf. In Kammer-Schörfling waren es Pfahlbaureste, die als UNESCO-Welterbe anerkannt wurden. Das Schloss Kammer ist durch die Bilder von Gustav Klimt bekannt, der hier zwischen 1900 und 1916 zur Sommerfrische weilte.

Der faszinierende Bild-Textband endet mit dem Serviceteil Leichte Wanderungen rund um den Schafberg, dem sich Literaturhinweise und ein Register anschließen. In seiner Vielseitigkeit erfüllt er den Wunsch des Autors: Möge dieses Buch dazu beitragen, das Interesse an dieser einzigartigen Landschaft zu vertiefen und ihr neue Freunde zuzuführen.

hmw