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Michael Staribacher: Das große Weinviertler Dialekt-Lexikon#

Bild 'Staribacher'

Michael Staribacher: Das große Weinviertler Dialekt-Lexikon. Mit Zeichnungen von Rudolf Schuppler. Edition Winkler-Hermaden Schleinbach. 152 S., ill., € 24,90

Seit seinen Jugendjahren interessieren Michael Staribacher Dialektwörter und ihre Verwendung. Seine Mission ist es, dass diese Begriffe nicht in Vergessenheit geraten. Denn, so ist der Autor, von Beruf Projektberater, überzeugt: "Nur, wenn sie genutzt werden, überleben sie." Seit 2003 hat er alle zehn Jahre Bücher über den Weinviertler Dialekt veröffentlicht. Die nun vorliegende Gesamtausgabe vereint die bisher enthaltenen Begriffe und ergänzt sie. So sind mehr als 3000 Weinviertler Mundart-Ausdrücke zusammengekommen - von "a" (auch) bis "zwuzln" (schwerfälliges Gehen).

Elisabeth Donner, die (österreichisches) Deutsch als Fremdsprache unterrichtet, hat ein kluges Vorwort beigesteuert. Die Sprachwissenschaftlerin weiß von der "Rückkehr der Mundart." Sie erinnert sich noch gut an die Plakate vor dem EU-Beitritt mit dem Text "Erdäpfelsalat bleibt Erdäpfelsalat". Einige Jahre später war es chic, dass sich Jugendliche SMS mit österreichischen Worten schrieben, um sich von den 'Preißn' abzuheben. Inzwischen ist die Zahl der Medien explodiert und das bundesdeutsche Hochdeutsch ist auf dem Vormarsch. "Aber es ist genau so der Gegentrend zu beobachten: Das Regionale und damit auch die Mundart werden wieder aufgewertet. Es findet vielerorts eine Rückbesinnung auf sprachliche und kulturelle Wurzeln statt."

Michael Staribacher erläutert in seiner Einleitung "Theoretisches zu Sprache und Mundart/Dialekt". Darin geht er auf Unterschiede zwischen österreichischem und bundesdeutschem Hochdeutsch ein und fügt eine kleine Liste bei: Adventkalender - Adventskalender, Anrainer - Anwohner, Jänner - Januar, Karfiol - Blumenkohl, Kohlsprossen - Rosenkohl, köstlich - lecker, Kren - Meerrettich, Marille - Aprikose, Rote Rübe - Rote Beete, Schlagobers - Sahne, Sessel - Stuhl, Topfen - Quark. Daran knüpft der Autor die Bitte, "diese zwölf österreichischen Ausdrücke verwenden und nicht die bundesdeutsch-hochdeutsche Version." Und nicht zu vergessen: "Das österreichische Hochdeutsch oder österreichische Standarddeutsch ist die gebräuchliche Varietät der neuhochdeutschen Standardsprache. Es steht gleichwertig neben dem Schweizer Hochdeutsch und der hochdeutschen Standardsprache in Deutschland."

Unter den folgenden Mundart- (nicht schriftdeutschen) Ausdrücken "von A bis Z" finden sich regionale und lokale. Manche sind zu Recht verschwunden. "Man muss die einzelnen Teile eines Leiterwagens nicht mehr unbedingt mit Dialektwörtern benennen können, wie dies unsere Väter und Großväter noch konnten, denn es gibt keine Leiterwagen mehr im täglichen Gebrauch. … Dafür entstehen neue Formen, die funktional genauso wie die alten auf die regionale und soziale Verankerung des Sprechers hinweisen."

Einige Beispiele aus der reichen Sammlung: Ahnl (Großmutter), Ähnl (Großvater), Budlhupfa (Verkäufer), Dschollie (Person, die etwas nicht tut, was sie eigentlich tun sollte), Ees (ihr, 2. Person Mehrzahl), Fahdl (Fuhre), Farl (Ferkel), G'hupft wia ghadscht (gleichgültig), Haundtui (Handtuch), Irito (Dienstag, von Erchtag), Kluppna (Wäscheklammern), lisatiern (versteigern), Mamlass (seltsamer Mensch, dem es die Rede verschlagen hat), nika (beinahe), Offn Grammön (Erdnüsse), Pupperlhutschn (Motorrad mit Beiwagen oder Sozius), Reiha (Durchgang bzw. Regenrinne zwischen zwei Häusern), Säuli (Kurzform von Rosalia), Trift (Kellergasse), Ungustl (unsympathische Person), Wabi (Kurzform von Barbara), Zuwizara (Fernglas).

Der originelle Rote Faden im Dialektdschungel kommt wieder von Rudolf Schuppler. Der Cartoonist hat schon Staribachers Buch "Weinviertler Weisheiten" in humorvoller Art illustriert. Ein kleiner Tipp zum guten Schluss: Wem sich die Vokabel nicht gleich erschließen, der tut gut daran, sie laut zu lesen. Dann wirken sie auch für Zugereiste nicht exotisch, sondern fast vertraut.