Stephanie Rohringer – Barbara Weiss: Das historische Klosterneuburg von A bis Z#
Stephanie Rohringer – Barbara Weiss: Das historische Klosterneuburg von A bis Z. Katalog zur gleichnamigen Ausstellung im Stadtmuseum Klosterneuburg, unter Mitwirkung von Wolfgang Bäck und Veronika Gonaus-Pfaffel. 60 S., ill., € 10,- ‚
Von Albrechtsburg bis Zeitungswesen reicht das Klosterneuburger ABC, das sich in Form einer Ausstellung und dieser Broschüre präsentiert. Sogar für Q (Quellen) X (x-mal angedacht) und Y (Young Poets) haben Stephanie Rohringer und Barbara Weiss vom Stadtarchiv Beispiele gefunden. Stadtarchiv-Leiter Wolfgang Bäck und Museumschefin Veronika Gonaus-Pfaffel unterstützten sie bei der Recherche. Das Ergebnis kann sich sehen lassen, jedem Buchstaben ist in der Publikation eine illustrierte Doppelseite gewidmet.
Die Darstellung beginnt nicht nur mit dem ersten Buchstaben, sondern auch mit einem weit zurückliegenden Kapitel der Stadtgeschichte: Die Albrechtsburg als Bastion und Sitz der landesfürstlichen Verwaltung geht auf das 13. Jahrhundert zurück. 1817 musste das Bauwerk einer Schießstätte Platz machen, Reste des westlichen Rondells stehen noch. Die silberne, vergoldete Bürgermeisterkette aus dem Jahr 1908 wird bei der Festsitzung des Gemeinderats bis jetzt verwendet. Das Chorfrauenstift im Jungherrengarten, eine Stiftung der Markgräfin Agnes, bestand bis ins 16. Jahrhundert. Die ehemalige Kirche im Schiefergarten dient nun als Presshaus. Die Drahtseilbahn auf den Leopoldsberg entstand für die Wiener Weltausstellung 1873. Im ersten Jahr zählte sie 300.000 Passagiere, wurde aber bald von der Konkurrenz gekauft und stillgelegt. Das städtische Elektrizitätswerk nahm 1899 den Betrieb auf und arbeitete bis zum Zweiten Weltkrieg. Fledermäuse sollten die Gelsenplage im Strandbad eindämmen, waren aber nicht sehr erfolgreich. Die Gendarmerie war eine Folge der Revolution von 1848. In Klosterneuburg war sie ab 1850 aktiv.
Der Bau des 3 km langen Klosterneuburger Abschnitts der Höhenstraße erfolgte nach mehrfachen Verzögerungen zwischen 1936 und 1940. Der Beginn der Industrialisierung liegt in der Barockzeit. 1783 entstand in der Martinstraße die erste Kolonialzuckerfabrik im heutigen Österreich. Eine bewusste Industrieansiedlung erfolgte in den 1970er Jahren. Die Johannesbrücke über die Hundskehle war Teil einer Befestigungsanlage. Mehrfach umgebaut, wurde sie zuletzt 2019 renoviert. Der Schriftsteller Franz Kafka (1883-1924) starb im Sanatorium Hoffmann in Kierling. Ein Gedenkraum und eine Tafel erinnern an ihn. Die Lourdesgrotte in Maria Gugging ist mit jährlich rund 80.000 Besuchern die größte Wallfahrtsstätte der Erzdiözese Wien. Prälat Ignaz Seipel weihte sie 1925. Beim Bau von Museum und Musikschule ergab sich eine archäologische Sensation: 1238 figural verzierte Bodenfliesen aus dem 14. Jahrhundert kamen zu Tage und wurden in den Neubau integriert.
Notgeld war in der Zwischenkriegszeit üblich, weil es am Metall für Münzen fehlte. Oft trugen die Scheine künstlerisch gestaltete Ortsansichten, so auch in der Babenbergerstadt. Der O-Bus nach Weidling fuhr - zwischen 1908 und 1920 - in einer Viertelstunde vom Klosterneuburg-Weidling in die Katastralgemeinde. Er hielt an 17 Stationen. Eine Fahrt kostete 30 Heller, was dem Preis einiger Semmeln entsprach. Der Ursprung der Pfadfinderbewegung liegt 1907 in England, 1913 gab es die erste Gruppe in Klosterneuburg. Auf dem Buchberg befindet sich ein Gedenkstein an das Welttreffen von 1991. Die Reblaus wurde 1872 über die Wein- und Obstbauschule auf amerikanischen Reben eingeschleppt. In der Folge befiel sie große Teile der Weingärten in Klosterneuburg, Kierling, Weidling, Kritzendorf und Höflein. Nach der Rodung der Anbauflächen fand man Alternativen im Anbau von Ribiseln und Kirschbäumen.
Der Salzstadel in der Wasserzeile geht auf das 15. Jahrhundert zurück. Damals erlaubte Kaiser Friedrich III. der Stadt den einträglichen Salzverschleiß. Seit einigen Jahren in Privatbesitz, präsentieren sich die Reste des Gebäudes in ansehnlichem Zustand. Ein repräsentativer "Türkenbrunnen" sollte 1933 an die Zweite Osmanische Belagerung gemahnen. In vereinfachter Form befindet er sich an der Hundskehle. 1956 fanden hunderte Ungarnflüchtlinge in der Klosterneuburger Pionierkaserne Unterkunft. Ausstellung und Katalog berichten von einer Weihnachtsfeier für Kinder. Völkerverständigung war schon 1964 ein besonderes Anliegen von Klosterneuburger Vereinen. Seit 1971 besteht eine Partnerschaft mit der deutschen Stadt Göppingen. Der Bezirk Wien-Umgebung entstand im Zuge des Gebietsänderungsgesetzes, als die nach 1938 zu Wien eingemeindeten Orte wieder selbständig wurden. Ab 1998 war Klosterneuburg Bezirkshauptstadt. Dies änderte sich 2015/17, als die Gemeinde dem Bezirk Tulln zugeschlagen wurde. Das Klosterneuburger Alphabet endet mit Z wie Zeitungswesen. Die älteste Klosterneuburger Zeitung erschien ab 1884 wöchentlich. Es folgten die christlich-soziale "Zeitung für Stadt und Land", sowie die ursprünglich deutsch-national beeinflusste, 1929-.1938 unabhängige "Klosterneuburger Zeitung". Sie erschien, mehrfach umbenannt, bis 2005. Weiters informier(t)en das "Amtsblatt der Stadtgemeinde", die "Klosterneuburger Nachrichten", Medien der Katastralgemeinden und Pfarrblätter die BewohnerInnen über die Ereignisse in ihrer Stadt. Man kann sich leicht vorstellen, dass die Auswahl nur je eines Begriffes pro Buchstabe angesichts der historischen Fülle keinesfalls leicht gefallen ist, aber sie ist den Autorinnen hervorragend gelungen.