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Rita Henss u.a.: Europas grüne Paradiese#

Bild 'Paradiese'

Rita Henss, Katinka Holupirek, Yasmin Lössl, Rebekka Wittmann: Europas grüne Paradiese. Eine Reise zu den schönsten Gärten und Parks. Kunth Verlag München. 288 S., ill., € 29,95

Der Titel des Buches ist nicht übertrieben: Europas grüne Paradiese. Es lädt zu einer Reise zu den schönsten Gärten und Parks ein. Und das von den interessantesten Blickpunkten aus und ganz ohne schmerzende Füße. Wer aber nach der Lektüre des faszinierenden Buches Lust bekommen hat, die grünen Paradiese in natura zu erkunden, tut dies am besten mit diesem Reisebuch im Gepäck.

Fast zwei Dutzend Länder von Nord- bis Südeuropa stehen zur Auswahl. Man ist überrascht, wo es überall botanische Spezialitäten zu entdecken gibt. Bei Nordeuropa denkt man wohl eher an schneereiche Winter, ausgedehnte Seeflächen oder dunkle Wälder. Doch auch hier blüht und sprießt es kunterbunt, weiß das Autorinnenteam. Frauen waren es auch, die 1910 den ersten botanischen Islands anlegten, der heute die dreifache Fläche von damals einnimmt und 7000 Arten beherbergt. Botanik ist überall möglich, beweist der nördlichste botanische Garten der Welt in Tromsö (Norwegen). Auf dem Universitätscampus situiert, gedeihen in 25 Sammlungen Pflanzenfamilien, die nicht nur aus der Arktis oder den Alpen stammen, sondern auch aus Afrika oder Südamerika. In vielen Kapiteln wird ein Blick über den Gartenzaun angeboten, hier z.B. "Kultur in Tromsö". In Oslo (Norwegen) kann man im Frognerparken nicht nur die größte Rosensammlung des Landes, sondern auch zahlreiche Skulpturen des wohl berühmtesten norwegischen Bildhauers Gustav Vigeland (1869-1943) bewundern. In Uppsala (Schweden) trägt ein historischer Garten den Namen eines seiner Besitzer. Es war Carl von Linné, dem die Pflanzenkunde ihr Klassifizierungssystem verdankt. Über 1000 Pflanzenarten wurden hier nach seinem System ausgepflanzt.

21 Schauplätze bietet die nächste Region, Westeuropa. Die Gestaltungsstile "französischer Garten" und "englischer Landschaftsgarten" sind international ein Begriff. Die barocken Gartenanlagen Frankreichs zählen zu den prächtigsten in Europa. Sie wurden in ihrer Gliederung zum Vorbild vieler adeliger Anlagen in anderen Ländern. Das Parterre mit ornamentalen Rasenflächen, Blumenrabatten, Buchbaumhecken und Wasserspielen bildet den Übergang zwischen Schloss und Garten. Es folgt das symmetrisch angelegte Boskett ("Wäldchen") entlang der Hauptachse. Den größten Bereich nimmt der "Grand Parc", ein strukturierter Wald, ein, der als Jagdrevier diente. Hingegen soll der Englische Landschaftsgarten wie ein begehbares Landschaftsgemälde wirken: Die Natur wurde zwar kontrolliert, behielt aber trotzdem ihren wilden Charakter. …Natürliche Elemente wie Bäume, Büsche und Wiesen wurden durch künstliche wie Gebäude, Grotten und Gewässer ergänzt. Interessante Gärten aller Genres sieht man im Vereinigten Königreich von Schottland bis Südengland. Prominente Anlagen befinden sich in London, darunter die Royal Botanic Gardens in Kew, ein Garten der Superlative und zudem Weltkulturerbe. Er verfügt über die größte Pflanzensammlung der Welt und die beiden berühmtesten Glashäuser aus viktorianischer Zeit. Wenn von Holland und Blumen die Rede ist, denkt man gleich an Keukenhof: Auf 32 Hektar erblühen hier im Frühjahr vier Millionen Tulpen in 100 Varianten. Hinzu kommen Hyazinthen, Narzissen, Orchideen, Nelken und viele andere … mit Beeten in allen Farben und Formen, Kanälen, einem See und einer Windmühle. Holländischer geht's fast nicht.

Zentraleuropa ist durch Deutschland - Hamburg, Potsdam, Berlin, Dresden, München und die Blumeninsel Mainau - gut repräsentiert. Dazu kommen Anlagen in der Schweiz, Österreich, Polen und der tschechischen Republik. Vertreter Österreichs ist nicht nur Wien mit dem berühmten Schönbrunner Schlosspark, Volksgarten und dem Botanischen Garten. Es klingt wie eine Lobeshymne: Wien ist grün. Mehr als 13 Quadratkilometer nehmen allein die Parkanlagen der Donau-Metropole ein; etwa tausend sind es derzeit. Dazu kommen die Donauinsel und die Weinberge … Mit Palmenhaus und Tiergarten lockt das Schloss Schönbrunn Tausende Besuchende im Jahr an, die auch gerne den weitläufigen, mit Rondellen, Teichen, Brunnen und Statuen gestalteten Park durchwandern. Die Auswahl der Autorinnen umfasst auch den Botanischen Garten in Linz -Solch ein Juwel von einem Botanischen Garten können nicht viele Städte mit rund 200.000 Einwohnern ihr Eigen nennen - die Stiftsgärten in Altenburg - welche seit ihrer umfassenden Neugestaltung Geist und Gemüt anregen wollen -, und die "Garten Tulln" - ein wahres Vorzeigeprojekt!. Der sieben Hektar große Park entstand 2008 aus der Niederösterreichischen Landesgartenschau. Seither ist das Areal mit 70 Mustergärten und Attraktionen von einer temporären zur dauerhaften Einrichtung mutiert.

In Südeuropa - von Portugal bis Griechenland - wachsen Palmen nicht mehr nur in tropischen Gewächshäusern, sondern zieren die meisten Gärten in frischer Luft. In Lissabon (Portugal) lädt der Parque Eduardo VII., günstig gelegen im Zentrum der Stadt, zum Verweilen und Spazieren mit Ausblick auf den Tejo ein. Die Palastfestung Alcázar in Sevilla (Spanien) geht auf die Araber zurück. Die Gärten des Alcázar gleichen einem Labyrinth. Teiche, Brunnen, Bäume, Büsche, Hecken und Blumen fügen sich zu einer grünen Oase zusammen. Die Alhambra in Granada zählt zu den schönsten Beispielen islamischer Architektur in Spanien. Vor allen die Gärten wirken wie aus einer anderen Welt. In Italien findet man sehr unterschiedliche Anlagen, kein Wunder bei der bevorzugten geographischen Lage. So wächst in Padua die 1585 gepflanzte Zwergpalme, die zwei Jahrhunderte später durch Goethes "Italienische Reise" literarische Berühmtheit erlangte. Die Gärten der Renaissance, wie dieser Botanische Garten, wirken wohlproportioniert und sind auf Betrachtung von oben konzipiert. In den Grünanlagen des 15./16. Jahrhunderts scheint nichts dem Zufall überlassen. … Die Blumenbeete mit Veilchen, Primeln und Stiefmütterchen wirken heiter und freundlich. Buchsornamente dürfen im Renaissancegarten ebenso wenig fehlen wie Fontänen, Marmorstatuen, Kaskaden oder dekorativ geschnittene Bäume.

Wenn Gärten ein Abbild der Zeiten, Völker und Kulturen darstellen, dann ist dieses prächtig bebilderte Reisebuch ihr getreuer Spiegel. Man sollte ihn öfter betrachten. Denn, so der amerikanische Philosoph Ralph Waldo Emerson: "Blumen sind das Lächeln der Erde."

hmw