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Günther Löffelmann: Drehschluss#

Bild 'Loeffelmann'

Günther Löffelmann: Drehschluss. Fernsehgeschichten aus 43 Jahren. Ueberreuter Verlag Wien. 200 S. ill., € 25,-

Die Karriere von Dr. Günther Löffelmann war nicht die amerikanische Story "Vom Tellerwäscher zum Millionär". Seine Jugend verlief gutbürgerlich. Die Mutter war Bilanzbuchhalterin, der Vater Kriminalbeamter. Er starb, als der Sohn gerade in das Brundesrealgymnasium in der Singrienergasse eingetreten war. Den Eltern war es wichtig, mit der gesellschaftlichen und technischen Entwicklung Schritt zu halten. Wer damals einen eigenen Fernseher besaß, der war wer, schreibt der 1962 geborene Autor. Schon als Kind war ich vom Fernsehen begeistert. Und soweit ich mich erinnern kann, war dieses "Kastl" immer da. Mir kommen Serien wie Daktari, Bonanza und Flipper in den Sinn. Die große, weite Welt fand bei uns im Wohnzimmer statt. Die Studios hatten sich (vor Löffelmanns Gymnasialzeit) im BRG 12 befunden.

Frühe Berufswünsche des Maturanten waren Lehrer oder Journalist. Während des Publizistikstudiums wirkte Löffelmann zuerst als Komparse bei Heinz Conrads mit. Bald war er Testkandidat bei Hans Rosenthals "Dalli Dalli". Die nächste Station war Kabelhelfer im Kinderprogramm und beim spektakulären Projekt "Simsalabim Bam Bum - der Barometermachr auf der Zauberinsel" des Generalintendanten Ernst Wolfram Marboe. Es wurde das erste interaktive Fernsehspiel der Geschichte, und zwar mit enormem Aufwand. … Doch der erwartete Erfolg trat nicht ein. Nicht nur namhafte Künstler spielten mit, sondern auch wilde Tiere. Falco musste auf einem "singenden Kamel" reiten, das viel lauter als Rockstar war. Ein Elefant sollte dank modernster Bluebox-Technik mit drei Beinen auftreten, während das vierte in einem blauen Strumpf versteckt und daher unsichtbar sein sollte, aber der Koloss lehnte den Strumpf ab. Schließlich demolierte ein gezähmter Leopard, die blaue Stoffwand und flüchtete durch die offene Studiotür. Es war noch ein Glück, dass er nicht bei der nebenan aufgezeichneten Tiersendung "Wer will mich?" landete. Und diesen Leoparden hätte sicher niemand gewollt.

1986 machte ich den nächsten beruflichen Schritt von der Kabelhilfe zum Inspizienten. … (Sie) achten darauf, dass in den von der Regie festgelegten Momenten die richtigen Auftritte, Einsätze, Bühnenwechsel usw. erfolgen. Sie sind dafür verantwortlich, dass alle Requisiten an den richtigen Positionen sind, dass Drehzeiten eingehalten werden und sie überblicken den Anfang und das Ende der Pausen. Bei seinem ersten Einsatz durchschaute die Hauptdarstellerin Ingrid Burghard, dass der Autor neu in diesem Metier war. Schon fast mütterlich meinte sie: "Ich bin die Ingrid. Wir sind hier alle per Du. Und wir machen das schon. Du wirst sehen, wir sind alle ganz nett hier." Ingrid Burghard spielte am Burgtheater und im Theater in der Josefstadt. Bekannt wurde sie als Partnerin von Karl Merkatz in "Ein echter Wiener geht nicht unter."

Die nächste Stufe auf der Karriereleiter war Regieassistent. Sie unterstützen Regisseure und Regisseurinnen in Theater-, Film- oder Fernsehproduktionen, übernehmen organisatorische oder technische Aufgaben und koordinieren den Ablauf einer Produktion. Vom Journalisten (und späteren Europa-Parlaments-Mitglied) Hans Kronberger entdeckt, wurde Löffelmann 1988 redaktioneller Mitarbeiter beim Tourismusmagazin "Hello Austria- Hello Vienna" und erlangte seinen Doktortitel. Mit den neuen Aufgaben waren Auslandsreisen und Treffen mit prominenten Personen verbunden, darunter zu "Starlight Express" nach Deutschland, ins Disneyland nach Florida oder zu David Hasselhoff.

2002 bis 2004 lief in ORF 1 das Magazin "25". Es dauerte 25 Minuten und richtete sich an Zuschauer um die 25 Jahre. Meine Aufgaben waren Beitragsgestaltung und Studioregie und wieder Reisen zu interessanten Leuten, wie DJ Ötzi in Mallorca. Zur Zeit der Oskarverleihung 2003 erklärten die USA dem Irak den Krieg. Statt auf dem Flugplatz in Los Angeles Stars zu interviewen, gestaltete das "25"-Team einen Beitrag für "Zeit im Bild". Es war die Chance, endlich Nachrichten für den Hauptabend zu liefern - bis dahin sahen wir uns eher als Gaukler im Entertainmentbusiness denn als toughe Journalisten.

Nach dem Ende von "25" arbeitete der Redakteur, Gestalter und Regisseur vieler beliebter Fernsehsendungen für das Landesstudio Wien (Österreichbild, Erlebnis Österreich, Licht ins Dunkel-Gala) und Alpha, das Bildungsprogramm des Bayrischen Rundfunks. So kam er auf den "Mars" - eine simulierte Mars-Mission in der Wüste von Utah. Die Schimpansenforscherin Jane Goodall besuchte er sieben Mal und wurde ihr "Wiener Hofberichterstatter".

In seinen 43 Jahren für den ORF hat "Gü" oder "Coco", wie ihn Kollegen nannten, sechs Generalintendanten und eine Generalintendantin erlebt. Für ihn war es die schönste Zeit des Fernsehens. Unter den Stars, die er vor sein Mikrophon gebeten hat, waren die Badenixe Pamela Anderson, die mit einer Entourage von 15 Personen anreiste, der Sänger Al Bano Carissi, der Entertainer Thomas Gottschalk, der Komiker Otto Waalkes oder der Fotograf Manfred Baumann.

Viele sind nicht mehr unter den Lebenden, wie der erste Interviewpartner Werner Schneyder, der weise und warmherzige Willi Resetarits alias Dr. Kurt Ostbahn, der Meister des spitzen Bleistifts Manfred Deix oder die TV-Legende Peter Rapp. Unvergessen sind dem Autor Georg Danzer, Karl Merkatz, Waltraut Haas, Toni Stricker und Hugo Portisch. Ihnen habe ich viel zu verdanken, und ich habe viel von ihnen gelernt.

Der "Mann neben der Kamera" war maßgeblich am Erfolg von Quotenhits beteiligt, u.a. Confetti TV, Schiejok täglich, Treffpunkt Niederösterreich/Wien, Taxi Orange, Vera oder Studio 2, das seit 2007 unter verschiedenen Titeln läuft. Als "Wohlfühlfernsehen" bietet dieses Vorabendmagazin mit Servicecharatrer einen bunten Mix aus Gesundheit und Wellness, Lebenshilfe, Kulinarik, Gartenbau, Wohnen und Gesellschaft. Wie nahmen uns vor, dass jede Geschichte, die wir machten, ein positives Ende haben oder zumindest Hoffnung machen sollte.

Das trifft sich mit der Charakteristik, die der Musikproduzent Thomas Rabitsch über "Herr Dr. Günther" abgibt. Einer, der aus Leidenschaft arbeitet, Einer, den alle schätzen. … Einer, der sich nie in den Mittelpunkt stellt, sondern den anderen die Bühne überlässt. Und sie verstehen will. Eigentlich so, wie man es sich wünschen würde.

hmw