Mariazell "Heiliger Brunnen" Wallfahrtsbasilika mit Brunnkirche und Quelle#
A 9 - S 35 - Kapfenberg - B 20 Mariazell, Bruck an der Mur, Steiermark
Frei zugänglich, viel Wasser
Der Ort:#
Mariazell hat das bedeutendste mitteleuropäische Marienheiligtum und ist die Pilgerstätte von Päpsten, von Kaiserinnen und Kaisern, vom Adel, der bürgerlichen Gesellschaft (auch heute noch) und vieler einfacher Menschen, die "nur" zu Maria wollen, um ihr Anliegen vorzutragen.
Mariazell ist aber auch ein Fremdenverkehrsort in den Kalkalpen mit seinen Möglichkeiten für Wintersport und Bergwandern und mit dem zauberhaften Erlaufsee, zu dem man per Museumstramway befördert werden kann. Direkt vom Zentrum aus führt eine Seilbahn auf die Bürgeralpe, in die Erlebniswelt Holzknechtland. Es gibt Wachszieher und Lebzelter, Likör- und Keramikmanufakturen und einige Museen. Über allem aber thront die allgegenwärtige Basilika, die den Ort zum geistigen Zentrum der Donauvölker machte.
Das Gründungsjahr wird mit 1157 angenommen, damals entstand ein kleines Kloster (lat. "cella"). Um das Jahr 1200 baute Vladislav von Mähren zum Dank für seine Heilung die erste Kirche und der ungarische König stiftete 1370 die noch heute erhaltene Gnadenkapelle. Die Geschichte des christlichen Abendlandes ist auch die Geschichte der Wallfahrt nach Mariazell. Die bedeutendsten Künstler Mitteleuropas haben in Mariazell mitgearbeitet, so stammt die Basilika vom italienischen Baumeister Sciassia, der Hochaltar, eine Stiftung Kaiser Karls VI, von Fischer von Erlach, Maria Theresia ließ von dessen Sohn das prachtvolle Silbergitter gestalten; die Aufzählung der Kostbarkeiten füllt in der Zwischenzeit ganze Bücher.
Allgemeines:#
Die Legende berichtet vom Mönch Magnus, der von St. Lambrecht aus das Gebiet in den nordsteirischen Alpen christianisieren sollte. Er trug eine aus Lindenholz geschnitzte Madonna bei sich und wollte nach langer Wanderschaft eine Anhöhe erreichen, die ihn schon von weitem angezogen hatte. Da versperrte ihm plötzlich ein Felsblock das Weitergehen. Müde wie er war, bat er seine Muttergottes um Hilfe. Da spaltete sich der Block und er konnte seinen Weg fortsetzen. Die Statue setzte er auf einen Baumstamm, der sich heute noch im Gnadenaltar in der Kirche befindet. Um den Baum herum zimmerte er die erste Kapelle und für sich eine Zelle. Der Hinweis auf den Durchkriechstein, wie er in Mariazell und an vielen anderen Orten vorhanden ist, deutet auf den Eingang zur alten Kultstätte hin. Man muss erst das Alte abstreifen und "neu" werden, ehe man sich dem heiligen Bezirk, dem starken Platz, nähern darf. Der Ursprung wurde durch Dr. Franz Jantsch, einen der profundesten Kenner Mariazells, gerettet und revitalisiert. Zieht man auf den alten Pilgerwegen in Mariazell ein, passiert man auch diesen Felsen. Als 1532 die Osmanen auch Mariazell verwüsteten, stach ihr Anführer mit der Lanze auf die Gnadenstatue ein, er stürzte vom Pferd und war fortan blind, die anderen Türken flohen. Ein anderer Türkentrupp wollte den Halbmond in Mariazell aufrichten, ehe die Glocke Mittag schlug. Da läutete der Pfarrer bereits um 11 Uhr die Mittagsglocke, damit der Osmane seinen Schwur nicht halten konnte. Mariazell war wiederum gerettet. Zur Erinnerung an dieses Ereignis hört man das Angelus Domini seither immer um 11 Uhr.
Mariazell hat eine lange Geschichte der Wunder und wundersamen Heilungen, die in unzähligen Mirakelbüchern penibel aufgezeichnet sind. Die Betrachtung der außergewöhnlichen Votivgaben und der vielen gestifteten Kunstwerke der Regenten und des Adels in Kirche und Schatzkammer dauert Tage. Millionen von Wallfahrern sind auf den alten Pilgerwegen hierher gegangen, später gefahren, jetzt gehen sie wieder, denn auch der Weg zum Heiligtum ist bedeutsam, nicht nur das Heiligtum selbst.
Von der Brunnkirche und ihrer Quelle sagt die Legende, dass jeder, der in der großen Kirche ohne Erfolg bittet, hier erhört wird. Seit 1619 sind Heilungen und andere Wunder überliefert.
Der Weg zur Quelle:#
Am Hauptplatz vor der Basilika sieht man links das Info-Center, man ist hier auf der Wiener Neustädter Straße. Diese Straße entlanggehen und den Schildern folgen, die Brunnkirche liegt links und ist über den Heiligen-Brunn-Weg zu erreichen. Man ist in etwa 5 Minuten am Ziel. Mit ein wenig Ortskenntnis kann man auch mit dem Auto fahren, in Richtung "Gasthof zum Heiligen Brunnen", die Straßen sind steil und sehr eng.
Die Quelle:#
Die Heiligenbrunn-Kapelle oder Brunnkirche steht neben dem Kreuzweg und stammt in ihrer heutigen Form aus dem Jahr 1711. Sie überbaut eine altbekannte Gnadenquelle, die von Einheimischen auch "Nixquelle" genannt wird. Das Wasser fließt aus zwei von Engeln gehaltenen Silberkannen in die beiden Marmorbecken links und rechts des Hochaltars. Auf den Fresken sieht man, wie Moses mit seinem Stab aus dem Felsen Wasser schlägt, den Jordanfluss, der einen König heilt, wie Jesus am Teich von Siloa einem Blinden das Augenlicht zurückgibt und Jesus am Jakobsbrunnen. Über allen Wassern schwebt der Geist Gottes, der Heilige Geist.
Ein weiterer Auslass befindet sich an der Außenmauer der Kirche, hier hat man Zugang, wenn die Kapelle verschlossen ist, also auch nachts. Zahllose Kerzen brennen, bei den Standeln neben der Brunnkirche bekommt man noch die traditionellen Wachsopfer: Köpfe, Arme, Füße, Kinder, Kerzen.
Das Wasser:#
Die Pilger waschen sich damit die Augen und trinken aus den bereitgestellten Bechern. Sie füllen das Gnadenwasser ab, um daheim kranke Körperteile, besonders auch die Füße, damit zu waschen oder täglich einen Schluck zu nehmen, als Erinnerung an die Pilgerschaft oder als Sakrament, um eine Besserung ihres Gesundheitszustandes zu bewirken. Dr. Jantsch schreibt in seinem Buch "Kultplätze": "Warum eine Quelle heilig ist und die andere nicht, wissen wir nicht. Es wird nicht auf die chemische Zusammensetzung ankommen, es spielt etwas Geheimnisvolles mit. Wasser ist nicht gleich Wasser, das wissen wir heute. Dass man sich Quellen und Bäume früher beseelt vorgestellt hat, können wir nur schwer nachvollziehen. Nymphen und Quellgeister sind für uns Märchengestalten. Aber - wenn alles lebt, auch der Stein und der Baum, warum soll nicht auch die Quelle leben? Überall, wo fließendes Wasser ist, strahlt es. Besonders stark hier und um die Kapelle herum. Ich vermute, dass das Wasser der Quelle früher unter der Erde zur Kirche geflossen ist, und zwar unter ihr hindurch, dass man es aber später in einen anderen Kanal geleitet hat, der nicht mehr unter der Kirche verläuft wie z. B. in Santiago de Compostela oder in irischen Klosterkirchen. Es ist möglich, dass das Wasser von der Brunnkirche in den Graben abfließt oder abfloss, der nach Rasing zum Ursprung zieht. Zu den beiden Elementen Wasser und Stein kommt ein drittes hinzu, der Baum. Der Baum ist jetzt unter dem Altar der Basilika eingemauert. Wenn im vorchristlichen Mariazell zwei heilige Plätze waren, die Quelle und der Fels mit der Spalte, so ist es verständlich, dass man die Kirche dorthin gestellt hat, wo sie jetzt steht: dazwischen, im Kraft- und Wirkungsfeld von beiden Plätzen."
Das hervorragende kühle Wasser fließt beständig und reichlich. Es ist rechtsdrehend. Die Energie des Wassers neben dem Altar wird von Radiästheten etwas höher bewertet als jenes bei der Entnahmestelle im Freien, das mag an der Verrohrung liegen, die der Quelle etwas von ihrer Spontanität nimmt und sie zu sehr einschränkt. Trotzdem - auch das Wasser außen hat beste Eigenschaften - ein Lichtwasser ...
© "Heilige Quellen in Österreich"' von Siegrid Hirsch und Wolf Ruzicka.