Sagen aus dem Raum Enns in Oberösterreich Enns, Oberoesterreich #
Aus der Legende des hl. Florian
Der grausame Richter sprach das Urteil: der heilige Florianus sollte an die Enns geführt und dort von der Brücke in den Fluß gestürzt werden - es war am vierten der Nonen des Mai. Der heilige Florianus aber freute sich und jubelte, als dies Urteil gegen ihn gesprochen war, über seinen Eingang in das ewige Leben, das der Herr denen versprochen hat, die ihn lieben. Er schritt so fröhlich einher, als ob er zu einem Bade geführt werden solle. Als er zu der Stelle gekommen, wo er herabgestürzt werden sollte, banden sie einen Stein an seinen Hals. Der heilige Florianus aber bat die Soldaten, die ihn hielten, sie möchten ihn zum Herrn beten lassen. Und er stellte sich gegen Morgen, streckte die Hände zum Himmel aus und sprach: "Herr Jesus Christus, nimm du meine Seele auf!" Und er betete fast eine Stunde lang, sodaß die ihn führten, sich scheuten und sich fürchteten, ihn anzurühren. Da kam ein junger Mann hinzu und sprach voll Wut zu den Soldaten: "Was steht ihr da und führt des Befehl des Richters nicht aus?" Und mit diesen Worten stürzte er ihn von der Brücke in den Fluß, doch da barsten ihm sofort die Augen. Der Fluß aber nahm den heiligen Märtyrer Christi auf, erschrak, erhob seine Wogen und trug den Leib des Heiligen auf einen höhergelegenen Platz, einen Felsen. Da kam, von Gottes Gnade gesandt ein Adler, breitete seine Flügel wie ein Kreuz aus und behütete ihn.
Dann offenbarte sich der heilige Florianus einer Frau mit Namen Valeria, die Gott von Herzen ergeben war, auf daß sie ihn an einem stillen Ort beerdige. Durch genaue Angaben bezeichnete er den Ort, wo sie ihn bergen und wo sie ihn ins Grab betten solle. Als die Frau das Gesicht in sich aufgenommen hatte, spannte sie ihre Zugtiere an und eilte zum Fluß. Aus Furcht vor den Heiden hüllte sie ihn in Strauchwerk und Blätter und tat so, als ob sie das alles geholt hatte, um ihren Garten einzuzäunen. Als sie ihr Gespann an den Ort führte, der der Heilige bezeichnet hatte, da geschah es, daß die Zugtiere von der allzu großen Sonnenhitze ermüdeten, stehen blieben und nicht mehr weitergehen wollten. Da betete die Frau im Innersten bewegt zu Gott, daß er mit seiner göttlichen Barmherzigkeit zu Hilfe kommen möge. Und sogleich entsprang an derselben Stelle ein gar wasserreicher Quell, der bis zum heutigen Tage als ein Denkmal erhalten blieb. Und so kam sie an den Ort, den er ihr geoffenbart hatte und dort barg die Frau ihn - wegen der drohenden Gefahr insgeheim - mit großer Eile in die Erde. Und an diesem Orte geschehen wunderbare Heilungen, Kranke werden gesund, Fiebernde werden geheilt und alle, die dort beten, erlangen die Barmherzigkeit Gottes.
Der Teufel verleiht Riesenkräfte
Ein Mann in Enns hatte sich dem Teufel verschrieben. Der gab ihm solche Kraft, daß er zentnerschwere Steine mit der Faust zerschlagen und jede Kette zerreißen konnte. Als seine Frist zu Ende ging, kam er nicht aus dem Rausch heraus, bis ihn die Leute eines Tages vom Teufel erwürgt fanden.
Die unheimliche Kutsche zu Enns
An einem Sonntagvormittag jagte einmal in alter Zeit eine von vier glänzenden Rappen gezogene Herrschaftskutsche durch Enns. Vor einem Wirtshaus standen ein paar Männer und einer sagte, der Fuhrmann würde auch nicht mehr solange schnell fahren. Da hielt das Gefährt, ein schwarz gekleideter Mann sprang vom Wagen und hieb mit einer Axt drei Speichen aus einem Vorderrad. Dann schwang er sich wieder auf seinen Sitz und der Wagen sauste weiter. Der vorlaute Sprecher aber lag mit gebrochenen Rippen auf dem Boden und wußte nun, daß der dunkle Kutscher der Teufel gewesen war.
Der Teufelstritt an der Ennser Schlossmauer
In Enns war einst ein Wüstling, der sich nächtlicherweile immer bei einem Türlein hinausschlich, um seine Untaten desto ungestörter verüben zu können. Er hatte dieselben bereits zu einer großen Anzahl gebracht. Der Teufel erklärte ihn schon bei sich für eine gute Beute, sollte er ihn einmal nach den letzten Tönen der geweihten Abendgocke außerhalb der Tore der Stadt ertappen.
Um den Gefallenen desto sicherer zu fangen, lauerte er nun in einem Hinterhalte öfters in einiger Entfernung vor dem Türchen des schleichenden Buhlen zu Pferde auf denselben. Der Teufel mochte sich aber einmal nicht vorsichtig genug verborgen haben, denn als der Lüsterne wieder einmal seinen nächtlichen Streifzug unternehmen wollte, gewahrte er den Grimmigen mit den feurigen Augen und ergriff die Flucht. Der Fliehende kam noch vor dem letzten Schlage der Abendglocke glücklich durch das Türlein in die Stadt, der Teufel aber glitschte mit seinem Pferde aus. Noch heute sieht man neben der Mauer des Fürst Auersperg'schen Schlosses den Teufelstritt oder Teufelshuf als Wahrzeichen.
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