Sagen aus der Göstlinger Gegend Goestling an der Ybbs, Niederoesterreich #
Türkengräber am Hochkar?
Die Bergmandln in der Berlucka-Höhle
Im Bruneggerberg bei Göstling befindet sich eine Höhle, die von den Leuten die Berlucka genannt wird. Jetzt ist sie schon verschüttet und verwüstet. In früherer Zeit hausten aber in ihr Bergmanderln. Kleine, zierliche Leute waren es. Sie trugen einen Lederrock, eine kurze Lederhose, grüne Wadenstrümpfe und ein kleines, grünes Hütchen. Die Leute, die an der Höhle vorbeigingen, hörten in der Tiefe des Berges ein Klopfen und Hämmern. "Die Manderln sind an der Arbeit, sie suchen Gold", sagten die Bewohner. Gar mancher behauptete, er habe bei Nacht die Manderln gesehen, wie sie mit der Buckelkraxe Gold fortgetragen hätten. In der Höhle aber glänzt und funkelt es vor lauter Gold. Dort stehen die goldenen Becher und Krüge, die Teller und Schüsseln. Da hängen funkelnde Goldketten und aus den Kisten leuchten die runden, blanken Goldstücke. So berichten die alten Leute.
Es war in der Gründonnerstagnacht. Ein fremder Handelsmann zog mit seiner Kraxe durchs Land. Er kannte ein Zaubersprüchlein und damit beschwor er die Männlein. Sie füllten seine Kraxe mit blinkenden Goldsachen. Nun hätte er mit seinem Reichtum abziehen können, wenn er den zweiten Teil des Sprüchleins gewußt hätte. So aber mußte er nun seine Goldsachen wieder auspacken. Die Männchen jagten ihn durch finstere Gänge, zwängten ihn durch schmale Spalten und ließen ihn über eine Stunde durchs Wasser waten. Weit weg von der Höhle, an einer ganz anderen Stelle, brachten sie ihn wieder ans Tageslicht. Er aber mußte mit der leeren Kraxe wieder weiterwandern.
Das Flößermandl, ein Berggeist
Zwischen Göstling und Kogelsbach, wo die Felsen steil zum Ufer der Ybbs abfallen, hauste in einer Höhle ein Berggeist. Die Flößer, die mit ihren Holzflößen die Ybbs abwärts fuhren, nannten den Geist Flößermandl.
Das Männlein war zwar nicht groß, doch ungewöhnlich stark. Es konnte allein die längsten Flöße über die gefährlichsten Wasserschnellen führen. Gerne half es den Flößerknechten, wenn sie bei Hochwasser schwere Arbeit hatten. Nie ist ein Floß untergegangen, wenn das Flößermandl mitgeholfen hat.
Einmal fuhr ein Paßführer mit seinen vierzehn Knechten bei Hochwasser von Langau gegen Waidhofen zu. Als er an dem steilen Felsen vorüberkam, wo das Flößermandl hauste, rief ihm dieses zu: "Laß mich mitfahren, ich will dir helfen!" Der Flößer lachte über das Männlein und meinte: "Wie kannst du kleiner Wicht mir helfen? Glaubst du, du wärest stärker als ich?" Hochmütig fuhr er weiter. Vor Gstad kam er zu einem gefährlichen Wasserwirbel. Umsonst versuchte der Paßführer, das Floß geschickt durch die gefährliche Stelle zu führen. Die Gewalt des Wassers war größer und das Floß zerschellte an einem Felsen. Der Paßführer ertrank, seine Knechte aber konnten sich retten. Sie erzählten nachher, sie hätten gehört, wie das Flößermandl lachte, als das Floß zerbrach.
Der Selbstmörder als Gespenst
Im Friedhof von Göstling haben sie einmal einen Selbstmörder begraben. Der hat aber den anderen dort Begrabenen keine Ruhe gelassen. Er hat alleweil gegeistert und das ist mit der Zeit so arg geworden, daß man den Mann hat ausgraben müssen. Er ist dann im Pfarrwald von Göstling begraben worden. Dort hat er noch eine Zeitlang geistert, dann hat er aber doch endlich eine Ruhe geben. Das ist alleweil so erzählt worden.
Vom Grabenschimmel-Gespenst
Der Grabenschimmel ist vor langer Zeit in der Schwoaglehner Halt umgegangen. Der Brunegger Jogl hat ihn einmal gesehen. Auf ihm saß ein Reiter, der hatte seinen Kopf unter dem Arm und an der Seite ein riesiges Kettenscheit, das hat im Mondschein nur so gefunkelt. Das Gespenst ist aber nie mehr erschienen.
Spuk im Göstlinger Groß-Stanglau-Hof
Der Groß-Stanglau-Hof in Göstling an der Ybbs ist seit langer Zeit urkundlich bezeugt und seine heutige Gestalt ist auch schon mindestens 400 Jahre alt. Er scheint einst ein kleiner Wehrbau gewesen sein. Im Volksmund heißt es, daß hier auch die Kuenringer, von denen die Sage nicht viel Gutes zu berichten weiß, gehaust hätten. Weil sie ihre Gefangenen gar so schlimm behandelt hatten, soll es hier noch geistern
Man berichtet, daß es besonders auf der Stiege ins obere Stockwerk, auf der Hechstiegen, nicht ganz geheuer gewesen sei. Dort seien nachts unheimliche Mandeln gesessen sein und auch einen großen, schwarzen Hund hat man immer wieder gesehen. In einer Kammer dort oben habe sich niemand zu übernachten getraut, weil es hier besonders wild umgegangen ist. Einmal haben ein paar Burschen geprahlt, daß sie keine Angst hätten, dort eine Nacht zu verbringen. Aber als sie sich schlafen gelegt hatten, ist es um Mitternacht angegangen und es ist so arg gewesen, daß die Burschen Hals über Kopf die Flucht ergriffen hätten. Sie waren so erschrocken, daß sie kein Wort herausbrachten und davon liefen, ohne gesagt zu haben, was mit ihnen geschehen sei.
Auch erzählt man, daß in dieser Kammer früher besagter schwarzer Hund auf einer Truhe gesessen sei. Ein unheimliches Schaf ist manchmal in den Raum gekommen und ist auf alle, die dort waren, losgegangen und hat sie gestoßen. Dann war es wieder eine geisterhafte große Frau, die mit einem riesigen Schlüsselbund in Händen gesehen wurde. Noch vieles andere Unheimliche soll sich dort auf diesem Hof ereignet haben.
Rostige Hufnägel als Lohn für die Todesbotschaft
Fährt da einmal ein Schwerfuhrwerker von Lassing weg durch das Schwielegg und gleich beim Kuhtor, wo es schon mehr eng wird, geht ihn das Schwielegg-Manderl an. "Hollah, bleib ein wenig stehen, ich muß euch was sagen! Wo geht denn eure Fuhre hin?" Dem Fuhrmann sind die Haare zu Berge gestanden, so sehr hat es ihn erschreckt. "Über Hollenstein", bringt er gerade noch heraus und wäre viel liebe schon zuhause im Bett gelegen. "Dann tut mir den Gefallen", ruft ihm das Manderl zu, "und schreit bei der Zwieselbrücke zu den Steinwänden hinauf, das Grünhütel läßt das Spitzhütel schön grüßen und es möge übermorgen zum Begräbnis kommen, es ist ein Hammerschmied gestorben. Bei der Zwieselbrücke findet ihr auch gleich euren Lohn!" "Hüa!" schreit jetzt der Fuhrmann und ein paar Stunden so hügelauf, hügelab dahin bis zur Zwieselbrücke. Rundum ist es finster und unheimlich. Die Felswände schauen von allen Seiten turmhoch herunter und das Wasser rauscht von überall ungestüm daher. Dem Fuhrmann ist schon ganz unheimlich. Er zieht das Leitseil jäh an. "Äeäh!" ruft er, springt ab, räuspert sich ein wenig, nimmt den Hut ab, bekreuzigt sich und schreit gegen die Krautmauer so laut wie er nur kann: "Das Grünhütel läßt das Spitzhütel schön grüßen und es möchte übermorgen ganz gewiß zum Begräbnis kommen, es ist ein Hammerschmied gestorben!" Wie das nur so in den Bergen widerhallte in dieser stockfinsteren Nacht! Kaum daß er mit seinem Auftrag fertig ist, sieht er vor seinen Füßen einen Hefen voller verrosteter Hufnägel stehen, Hufnägel hat ein Fuhrmann nie zuviel, mögen sie auch verrostet sein. Drum steckt er sich eilig eine Faust voll ein und nach einem "Hü!" geht es mit dem Fuhrwerk wieder dahin. "Besonderes ist dieser Lohn wohl nicht", denkt sich der Fuhrmann, aber mit der Zeit spürt er, daß seine Tasche immer schwerer und schwerer wird, Er greift hinein und langt etwas glänzendes heraus. "Sind das nicht echte Dukaten?" Er greift noch einmal hinein und kriegt statt der Hufnägel lauter Dukaten in die Hand. "Ja, was ist denn das? Haben sich die Nägel vielleicht gar in Dukaten verwandelt?" Jetzt hält er den Wagen an und läuft zur Zwieselbrücke zurück. Aber den Hefen mit den Hufnägeln hat er nicht mehr gefunden.