Sagen aus dem Raum Gaming Gaming, Niederoesterreich #
Die Türken vor der Kartause Gaming
In der Türkennot im Jahre 1529 flüchteten sich die Bewohner der Umgebung von Gaming scharenweise mit Hab und Gut in das Kartäuserkloster. Die Türken kamen und umringten zum großen Schreck der Bewohner das Kloster. Da alle menschliche Hilfe vergeblich schien, half Gott; denn als der Anführer durch einen Schuß aus dem Kloster tot zur Erde stürzte, ergriffen die übrigen die Flucht.
Das heilsame Steinöl von Gaming
Zwei Besonderheiten weise das Kloster Gaming, die alte Kartause auf, erzählt uns ein alter Bericht: Erstens einen schönen Marmorbruch und zweitens eine Quelle, die "Loröl" hervorbringt. Das einfache Volk verwendet dieses offensichtliche Steinöl, wie es in Schieferschichten in der Natur vorkommen kann, als Arznei. Ein Prior des Klosters ließ diese Quelle einmal einmauern und versperren, um damit Geld verdienen und Geschäfte machen zu können. Da ist das Öl auf einmal ausgeblieben und erst nach Entfernen der Vermachung wieder zum Vorschein gekommen. Ein alter Mann, der zur Zeit der Abfassung des Berichtes noch lebte und Richter in Gaming war, diente in jungen Jahren als Pferdeknecht im Kloster. Als er von der wunderbar heilsamen Wirkung der Quelle hörte, ging er zur Quelle und schmierte dort mit dem Öl seine Stiefel. Von nun an floß es zwar, wenn andere Leute kamen. Wenn aber er erschien, blieb es aus. Das war die Strafe für seinen Frevel, den er wissentlich oder unwissentlich begangen hatte.
Kaiser Josef II. und der letzte Prälat von Gaming
Der letzte Prälat von Gaming, Stephan Braun, ein gebürtiger Mistelbacher, hat seine letzten Lebenstage in einem Haus in Scheibbs verbracht, ist hier gestorben und liegt auf dem alten Friedhof begraben . Sein Grabmal, ein einfaches kleines Steinkreuz, ist noch vorhanden. Wie nun alte Leute heute noch wissen, war die einzige Leidenschaft dieses Prälaten, wohlzutun. Da er aber mit dem einen Gulden täglich, welchen er aus dem Religionsfonds erhielt, seiner Leidenschaft wenig fröhnen konnte, soll er, als er eines Tages mit Kaiser Josef II. zusammentraf, diesen gebeten haben, ihm einen zweiten Gulden täglich zu bewilligen. Der Kaiser soll ihn ganz verwundert gefragt haben, warum er mit dem einen Gulden nicht das Auslangen finde, wo doch der Abt von Lilienfeld damit ganz zufrieden sei. "Ich bin aber auch", soll Prälat Braun dem Kaiser geantwortet haben, "doppelt so schwer wie der Abt." Braun war nämlich ein Hüne, der Abt aber ein kleines Manderl gewesen. Diese Antwort habe nun dem Kaiser so gut gefallen, daß er lachend den zweiten Gulden täglich genehmigte.
Das versunkene Schloss im Filzmoos
In Gaming breitet sich in der sogenannten Gamingrotte nahe dem ehemaligen Bauernhause "Filzmoos" eine große Wiese mit einer sumpfigen Stelle aus, dem Filzmoos, nach welchem das Bauernhaus seinen Namen führte; dieses ist heute ein Forsthaus.
Auf dem Schlosse im Filzmoos hat einst ein hartherziger Ritter gehaust, der seine Untertanen fürchterlich geschunden hat. Oft hat er sie sogar an einem Sonntag zur Arbeit gezwungen. Wie die Leute wieder einmal am Sonntag auf den Feldern um das Schloss haben arbeiten müssen, ist ein schreckliches Ungewitter aufgestiegen. Plötzlich hat es einen furchtbaren Kracher gemacht und in einem Augenblick sind Schloss und Ritter versunken. Später hat man oft eine Weiße Frau über der Stelle, auf dem einst das Schloss gestanden, geistern gesehen. Auch ein Schimmel ist dort in der Nacht gesehen worden, der Vorübergehende erschreckt hat.
Wildfräulein im Almengebiet bei Gaming
Eine der schönsten Almen im Ötschergebiete ist die Gföhleralm am Abhange des gewaltigenWildahorns . Dort hausten einst in der Frauenhöhle wilde Fräulein. Das waren wunderschöne Lichtgestalten mit goldigem Haar und lieblicher Stimme. Sie verließen zuweilen ihre Höhlenwohnungen und erschienen dem Menschen in weißem leuchtendem Gewande. Sie standen den Bauern bei den häuslichen und Feldarbeiten des öfteren helfend zur Seite. Dabei zeichneten sie sich durch ganz besonderen Fleiß aus. War ein fruchtbares Jahr im Anzug, so führten sie gewöhnlich ein weißes Lamm an einer Schnur hinter sich her. Wenn aber schlechte Zeiten oder eine Hungersnot über das Land kam, so folgte ihnen eine schwarze Ziege. Dem Bergvolk waren sie recht gut gesinnt, aber wehe den Neugierigen, die sie belauschen oder nach ihren Schätzen forschen wollten.
Da lebten einst in Lackenhof zwei Mägde, die vor Begierde brannten, die Wunder der Frauenhöhle zu schauen, und als sie bei der Heumahd auf der Gföhleralm ein Wildfräulein erblickten, schlichen sie ihm nach und betraten unbemerkt die Höhle. Sie kamen durch einen langen Gang in eine in den Felsen gehauene Säulenhalle, die einem gotischen Dome glich und feenhaft beleuchtet war. Unter einem herrlichen Baldachin saß auf einem Thronsessel ein wunderschönes Wildfräulein. Wie ein goldener Mantel wallten ihr die Haare rund um die Schultern und eine funkelnde Krone bedeckte ihr Haupt. Verwundert staunten die Mägde die Königin an und wagten keinen Schritt vorwärts. Als sich nun die lichtumflossene Erscheinung erhob, kam sie die Furcht an und sie liefen aus der Höhle. Genau nach einem Jahr darauf wurden beide Mägde blind, weil die Wildfräulein niemanden ungestraft in ihre unterirdischen Wohnungen eindringen ließen.
Weitere Geschichten von den Wilden Fräulein
In der Frauenhöhle auf der Gfölleralm am kleinen Ötscher hausten vor langer Zeit die wilden Frauen. Sie trugen das Haar aufgelöst und waren feenhaft gekleidet. Man glaubte, daß sie ungetaufte Wiegenkinder zuweilen mit Wechselbälgen vertauschten, was man sonst den Hexen und den Wechslern nachsagt. Als in der Gegend der Boden urbar gemacht wurde, wurden sie aus ihrer Einsamkeit vertrieben.
Noch heute erzählen alte Leuten von ihren Ahnen, daß diese als Halterbuben alle Tage auf der Halt mit den Peitschen geschnalzt hätten, um von den Wildfrauen mit Kuchen beschenkt zu werden. Die Wildfrauen, die bei Tag schlafen wollten, baten die Knaben um Ruhe und versprachen ihnen Eierkuchen, die sie auch erhielten. Kaum aber waren die Kuchen gegessen, begannen die Buben aufs neue zu lärmen und schnalzen und zwangen damit die Wildfrauen solange Kuchen zu backen, bis die Jungen gesättigt waren.
Die Todesbotschaft der Katze
Beim Bruckwirt haben sie einmal ein schwarze Katze gehabt, die hat Paunz geheißen. Die Leute aber haben sie weit und breit den "Bruckpaunz" genannt. Eines Tages ist ein Bauer von Neubruck nach Kienberg gefahren. Da begegnet ihm unter Peutenburg ein Fremder, der ihn anhält und sagt: "Wenn du beim Bruckwirt vorbeikommst, sag dem Bruckpaunz, morgen begrabens den Prälaten!" "Ist das ein närrischer Kund ", denkt sich der Bauer, wie er weiterfährt. Da er aber für einen Spaß etwas übrig hatte, ist er wirklich beim Bruckwirt eingekehrt. Dort sieht er sofort die schwarze Katze auf einer Bank in der Gaststube sitzen. Er geht auf sie zu und sagt zu ihr: "Bruckpaunz, morgen um 11 Uhr begraben sie den Prälaten!" Kaum aber hat die Katze das gehört, fährt sie mit einem Satz zum Fenster hinaus und niemand hat sie mehr gesehen.
Ein verstorbener Nachbar kehrt zurück
In der Urmannsau in Gaming ist ein Bauernhaus gestanden. Ich hab es noch gut gekannt, sein Name will mir aber im Augenblick nicht einfallen. Das Haus ist längst verschwunden und heute sieht man dort gleich linker Hand, wenn man in die Urmannsau hineingeht, nur mehr einen Steinerhaufen, der von den eingestürzten Mauern übrig geblieben ist.
Der letzte Bauer dieses Hauses war sehr gut mit einem seiner Nachbarn. Eines Tages ist dieser Nachbar gestorben. Der Bauer des verschwundenen Hauses ist gern, wie es auch mein Vater getan hat, abends nach des Tages Arbeit einmal zu diesem, dann wieder zu jenem Nachbarn gangen, um mit ihm zu plaudern, und ist manchmal erst recht spät wieder heimgangen. Wie er nun zwei Wochen nach dem Tode seines mit ihm befreundeten Nachbarn wieder einmal von einem Besuche spät abends heimgeht, begegnet ihm der verstorbene Nachbar. Der Bauer ist darüber so erschrocken, daß er gar nichts hat sagen können, und ist am anderen Morgen zum Pfarrer gangen, hat diesem von seiner Begegnung erzählt und den Pfarrer gefragt, was er machen solle, wenn ihm der Nachbar nochmals begegnen sollte. Da hat der Pfarrer gesagt: "So red ihn doch an und frag ihn, was er will; wahrscheinlich will er was von dir!" Wie der Bauer auch in der nächsten Nacht spät heimgeht, begegnet ihm wieder der Nachbar, und da sagt er zu ihm: "Ja, Nachbar, was ist denn mit dir? Willst was von mir?" "Ja, Nachbar", hat der drauf gsagt, "ich hätt a riesig große Bitt an dich! Du bist von allen Nachbarn alleweil am besten zu mir gwesen und darum glaub ich, daß du mir meine Bitte nicht abschlagen wirst. Ich hab in meinem Leben einmal eine Wallfahrt versprochen, die ich dann nicht gemacht hab, und jetzt kann ich in der Ewigkeit keine Ruhe finden und kann nicht selig werden. Willst du nicht eine Wallfahrt für mich machen, damit ich endlich erlöst werde? Wenn du die Wallfahrt für mich machst und mich so erlöst, versprech ich dir, daß ich dich und deine ganze Familie auch erlösen werden!"
Der Bauer hat ihm das gerne versprochen und gleich am nächsten Morgen die Wallfahrt angetreten. Genau acht Tage nach der Wallfahrt war der Bauer wieder wie gewohnt bei einem Nachbar und hat sich dort lange verplaudert. Und wie es schon ganz finster geworden und er heimgehen hat wollen, ist ein schreckliches Gewitter daherkommen. Da hat der Nachbar zu dem Bauern gesagt: "Bleib doch bei mir über Nacht, du wirst doch bei so einem fürchterlichen Wetter nicht so weit heimgehen wollen!" Da hat der Bauer zu ihm gesagt: "Na, ich kann nicht bleiben, ich muß heim, heute muß ich unbedingt heim!" Kaum aber war er daheim angelangt, hat der Blitz in das Haus eingeschlagen und er, seine Frau und alle seine Kinder waren tot. Das ganze Haus ist niedergebrannt und übriggeblieben ist nur der Steinerhaufen, den man heute noch dort sieht.
Wie der verstorbene Nachbar dem Bauern versprochen, daß er ihn mit seiner Familie erlösen werde, hat der geglaubt, daß dies nach einem späten, natürlichen Tode, aber nicht schon nach acht Tagen geschehen werde. Bevor der Bauer von dem Nachbarn, der ihn wegen des Gewitters hat zurückhalten wollen, weggegangen ist, hat er diesem noch die ganze Geschichte mit dem verstorbenen Nachbarn erzählt und deshalb weiß man auch, warum er mit der ganzen Familie hat sterben müssen.
Die eigene Mutter erlöst das Gespenst eines Selbstmörders
Am abgekommenen Gsoll-Hof in der Mitterau bei Gaming hat sich einmal ein Bursch das Leben genommen. Wegen eines Mädchens hat er sich aufgehängt. Im darauffolgenden Advent ist seine Mutter frühmorgens zur Rorate-Messe gegangen und sieht plötzlich am Boden vor sich ein kleines Licht. Sie wollte diesem ausweichen, aber wohin immer sie sich gewendet hat, das Lichterl war immer vor ihren Füßen. Da hat sie gerufen: "Alle guten Geister loben Gott, den Herrn! Was ist dein Begehrn?". Und dann ist sie draufgekommen, daß dieses Licht ihr toter Sohn Hans ist. Er bat seine Mutter, sie möge eine Wallfahrt machen und so und so viele Messen für ihn lesen lassen. Sie erfüllte diesen Wunsch, wallfahrtete und ließ die Messen lesen. Bei der letzten sah sie bei der Wandlung etwas Lichtes in die Höhe fuhr. Das war der erlöste Sohn gewesen!
Spuk beim Polzberg-Kreuz
An dem Wege, der von Gaming über den Polzberg nach Lackenhof führt, erblickt man, noch bevor man die Höhe gewinnt, eine alte Kapelle, die unter dem Namen Polzberg-Kreuz weit herum bekannt ist.
Vor vielen, vielen Jahren hat es bei dieser Kapelle auf dem Polzberg mitternächtlicher Weile gegeistert, weshalb sich jedermann gescheut, zu dieser Stunde an ihr vorüber zu gehen. Es begann nämlich, sobald jemand nahte, selbst bei sternklarem Himmel zu blitzen und zu donnern und um die Kapelle wälzte sich in rasender Eile ein großer schwarzer Wutzl, ein Knäuel, der jedem den Zutritt verwehrte. Da saßen wieder einmal die Männer im Gasthaus beisammen und redeten von dem Spuk beim Polzberg-Kreuz. "Das muß ich sehen", es war ein junger Bergknappe, der dies ausgerufen hatte. Und als die Mitternacht heranrückte, machte er sich, alle Warnungen in den Wind schlagend, auf den Weg. Als er bei der Kapelle anlangte, schlug eben tief unten in Gaming die Kirchenuhr die mitternächtliche Stunde. Der Knappe sprach ein Gebet und wartete. Da stürzte auch schon ein riesiger Hund von furchterregendem Aussehen aus der Kapelle und verschwand wieder. Der unerschrockene Knappe wartete noch eine Weile und ging dann wieder nachhause.
Aber schon in der folgenden Nacht stand er wieder vor der Kapelle. Zur gleichen Stunde wie nachts vorher sprang wieder ein Hund aus der Kapelle, der war noch größer und noch entsetzlicher anzusehen als der erste. "Was suchst du da?" herrschte er den Knappen an. "Gar nichts such ich", gab dieser ruhig zurück. "Dann grab hier neben der Kapelle in die Erde!" fuhr der Hund fort, "du wirst einen Häfen voll Gold finden. Gib ein Viertel davon den Armen, den Rest magst du für dich behalten". Und schon war der Hund verschwunden. Der Knappe stieg auch in der dritten Nacht hinauf zum Kreuz, grub an der bezeichneten Stelle in den Boden und fand einen Topf randvoll mit Dukaten. Von dieser Stunde an hatte der Geisterspuk bei der Kapelle ein Ende.
Der Teufel und die Holzknechte auf dem Grubberg
Vor Zeiten stand auf dem Grubberg bei Gaming eine Holzknechthütte, in welcher sich die Holzknechte am Feierabend am Samstag zu fröhlichem Kartenspiel zusammenfanden. Fleißig kreiste der Mostkrug in der Runde und unaufhörlich erschollen Lieder und Jodler die ganze Samstagnacht, aber auch noch am Sonntag vormittags. Dabei vergaßen sie Sonntag für Sonntag auf den Kirchenbesuch. Ja gerade am Sonntagvormittag ging das anfangs fröhliche in ein wüstes Treiben über. Sie kamen miteinander in Streit und fluchten ganz greulich und fürchterlich. Wie sie es wieder einmal an einem Sonntagvormittag ganz besonders arg treiben, springt plötzlich die Tür auf und der Teufel tritt in die Hütte. Er ist ganz schwarz gekleidet und von seinem roten Hute wippt eine lange Feder. Kaum eingetreten, donnert er die Runde mit fürchterlicher Stimme an: "Heute hab ich euch einmal alle beisammen! Auf, auf geht's zur Hölle in Satans Namen!" Die Holzknechte sind schreckensbleich aufgesprungen und drücken sich ängstlich an die Wände der Hütte. Nur ein junger Knecht hat die Geistesgegenwart, sich heimlich zur Eingangstür zu verdrücken, neben welcher der Weihbrunnkessel hängt. Flink taucht er seine Finger in das geweihte Wasser und spritzt es gegen den Schwarzen, der daraufhin das Weite sucht. Noch Wochen nachher aber war der Schwefelgestank in der Hütte zu spüren, den der Teufel zurückgelassen. Die Holzknechte aber, nachdem sie sich von ihrem Schrecken erholt, schwuren, nie mehr die Sonntagmesse zu versäumen, was sie in der Folge auch hielten. Und aus den wüsten Gesellen wurden sittsame, fromme Männer.
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