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Sagen aus dem Raum Palfau Palfau, Steiermark #


Legende vom Hl. Georg in der Palfau

Palfau
Palfau
© Fritz Bayerl, Karl und Inge Friedl

Warum wird in Niederösterreich das Georgifest um einen Tag später als in der Steiermark, nämlich am 24. April gefeiert? Damit hat es folgende Bewandtnis. Als der ritterliche Heilige Georg einmal aus der Grünen Mark nach dem Österreich unter der Enns wandern wollte, geriet er in die Nacht hinein, fand kein Quartier mehr und war gezwungen, unter der Hartlbrücke in der Mendling zu übernachten. So gelangte er erst am nächsten Tag über die Grenze. Und deshalb findet sein Fest hier mit einem Tag Verspätung statt.

Die Frauenmauer bei Palfau

Am unteren Gamsstein ist ein Felsen, die "Frauenmauer" genannt. Als eines Abends der Schafhirte von der Rinntaverne an diesem Felsen mit seiner kleinen Herde vorbeizog, drängte sich eines seiner Lämmer zur Wasserquelle, die aus dem Felsen sprudelte, um zu trinken. Da zeigten sich auf einmal drei schöne, weißgekleidete Bergfrauen. Eine davon begehrte das jüngste Lämmlein. Der Hirte willigte auch ein und gab es ihr. Auf das hin öffnete sich die Felsenmauer und ein herrliches Schloss war zu sehen. Zwei weißgekleidete Diener führten den Hirten in den prächtigen Saal, dessen Wände wie Kristall glänzten. In der Mitte saßen die drei Bergfrauen. Auf dem Tische stand eine goldene Schüssel, darin lag ein gebratenes Lamm. Davon mußte nun der Hirte mit ihnen essen, durfte dabei aber auf kein Knöchelchen beißen. Der Schafhalter wurde aber von der Pracht des Saales und dem stummen Benehmen der drei Bergfrauen so verwirrt, daß er auf diese Warnung vergaß und auf ein Knöchelchen biß. Da erbebte aber sofort unter lautem Donnerschlag der ganze Berg und der Hirte stand wieder mit seiner Herde vor der Felsenmauer und glaubte, geträumt zu haben. Er zählte seine Schafe und fand auch das jüngste wieder dabei, doch es hatte ein gebrochenes Füßchen und hinkte.

Als er mit seiner Herde ins Dorf kam, sah er überall fremde Menschen und niemand wollte seine Schafe einstellen lassen. Die Dorfleute standen verwundert um den Hirten, der ihnen begreiflich machte, er sei doch von der Rinntaverne und habe nur eine kleine Weile vor dem Gamsstein geschlafen.

Da erinnerte sich ein altes Weiblein, daß ihr einst die Großmutter erzählt habe, der Schafhalter von der Rinntaverne sei mit seinen Schafen nie mehr heimgekommen. Die Bergfrauen hätten ihn verzaubert.

Die unheimlichen Wetterlöcher

Überhaupt ist es in der Gegen der Palfauer Frauenmauer nicht recht geheuer. Die Natur verbirgt so manches Geheimnis. So gibt es die "Wetterlöcher", unergründliche Spalten, die in Höhlen hinunterführen. Wer hier einen Stein hineinwirft, ruft in Kürze ein schweres Gewitter hervor. Im Winter löst er damit Lawinen aus.

Ein übermütiger Knabe warf einst auf der Einsiedlerweise einen großen Stein in ein solches Loch. Da erhob sich ein plötzlicher Sturm, der eine kleine Keusche auf der Wiese wegriß und sogar noch das Mesnerhäuschen und den Pfarrhof bedrohte.

Geheimnisvolles Feuer verwandelt Kohle in Gold

Palfau
Palfau
© Fritz Bayerl, Karl und Inge Friedl

Beim Amtmann in der Eschau bei Palfau trat zu Lichtmeß eine neue Magd ein. Gleich am nächsten Morgen, am Blasiustag, sollte sie recht früh ihrem Dienstherrn ein warmes Frühstück bereiten, weil er nach Wildalpen mußte. Doch trotz aller Bemühung brachte sie kein Feuer zustande. Das blickte sie ganz verzweifelt um Hilfe zum Fenster hinaus. Und siehe, am Akogelwald erblickte sie ein kleines Feuer. Schnell nahm sie die Glutpfanne und eilte dem Feuerschein zu. Der Weg kam ihr wohl sehr lang vor, aber sie schritt mutig den Berg hinauf. Dort fand sie wirklich das Feuer, aber daneben saß eine tiefverschleierte Frau. Auf die Bitte der Magd, etwas von der Glut nehmen zu dürfen, deutete ihr die merkwürdige Frau, die ganze Glut zu nehmen. Doch die Magd nahm nur einige Glutstücke und eilte dankerfüllt wieder nach Hause. Hinter ihr hörte sie die Frau jammern: "Tausend und noch einmal tausend Jahre muß ich nun wieder auf meine Erlösung warten."

Als die Magd daheim die Kohlenstücke aus der Pfanne nahm, sah sie zu ihrer freudigen Überraschung, daß es lauter Goldstücke waren. Davon kaufte sie sich einen großen Bauernhof und wurde die Ahnherrin der Reichenpfader-Familie.

Die Schwarze Frau und der Schatz bei der Grubbauernbrücke

Als einst die Tochter vom Hebenstreit in der Schattseite zu Palfau nach der Christmette heimging, sah sie in der Nähe des Grubbauernkreuzes beim Salzasteg eine schwarz verschleierte Frau sitzen. Schon wollte das Mädchen vor Schreck davoneilen, da fing die seltsame Gestalt mit sanfter Stimmer an zu reden: "Habe keine Angst, du kannst heute noch reich werden. Sei standhaft und mutig! Geh zur Salzabrücke hinunter, dort wirst du eine eherne Kiste finden, auf welcher ein schwarzes Hündchen sitzt, das einen goldenen Schlüssel im Maul hält. Den entreiße dem Tier und die Kiste mit dem Goldschatz gehört dann dir."

In dem eitlen Gedanken, bald sehr reich zu werden, eilte die Hebenstreittochter zur genannten Stelle, fand dort auch wirklich die Kiste und darauf das Hündchen mit dem Schlüssel. Doch das Tier begann so fürchterlich zu heulen und zu wüten, daß das Mädchen vor Angst und Schrecken schnell nach Hause lief. Als sie über die Salzabrücke war, sah sie droben wieder die gleiche Frau sitzen, von einem hellen Lichtschein umgeben und aus ihrem Munde hörte sie klagend die Worte: "Nun muß ich wieder so lange warten, bis an dieser Stelle ein Baum wächst, aus dessen Holz eine Wiege gezimmert wird und das erste Kind, das in die Wiege gelegt wird, in der Christnacht hier vorübergeht und dem Hunde den Schlüssel wegnimmt. Wehe, wehe, wehe!"

Die Fuchsgeigerhütte

Eine Viertelstunde innerhalb der Drehfeldbrücke sieht man eine große Kohlstätte nahe der Straße , die nach Wildalpen führt. Rechts von der Straße steht eine Hütte, die allgemein die Fuchsgeigerhütte genannt wird, weil man dort oft durch das Fenster einen Fuchs sitzen sah, welcher die Geige spielte. Als die Hütte abbrannte, sah der Köhler, wie der Fuchs, die Geige am Rücken, aus der Hütte sprang.

Einmal kommt es doch an den Tag

In der Palfau gab es vor Zeiten viele Holzknechte. Einer davon war besonders flink, arbeitsam, überaus geschickt und sehr mutig. Ihm gelang alles. Darum war er auch sehr beliebt. Doch eines Tages verschwand er und kein Mensch wußte, was mit ihm geschehen war.

Es vergingen viele Jahre. Da kehrten eines Abends die Holzknechte vom Akogel zur gewohnten Stunde heim. Beim Brünnlein, das vom Akogel floß, hielten sie kurze Rast. Der Vorarbeiter schöpfte mit seinem Hute Wasser zum Trinken. Da bemerkte man auf einmal ein Knöchlein an seinem Hute und niemand konnte sich seine Herkunft erklären. Ein jeder der Holzknechte betrachtete es neugierig. Als es zum letzten kam, der unter ihnen der älteste der Holzknechte war, fing es an zu bluten. Auf das hin erbleichte dieser Holzknecht, und unter Zittern gestand er, daß er vor vielen Jahren den verschollenen Holzknecht aus Neid und Eifersucht mit einer Hacke am Fuße des Akogels zwischen Hebenstreit und Eschau erschlagen habe. Nach diesen Worten sank er um und war tot.

Der ermordete Holzknecht aber geht ohne Kopf in der Nacht herum, gesellt sich zu den Wanderern, begleitet sie ein Stück Weges und mahnt besonders jene, die auf sündigen Abwegen wandeln, zur Umkehr. Die Mordstelle heißt heute "Beim toten Mann".

Das Raffelmandl, eine furchterregende Sagengestalt

Palfau-Pfarrkirche
Palfauu - Pfarrkirche
© Fritz Bayerl, Karl und Inge Friedl
Unter den unheimlichen Sagengestalten der Gegend von Palfau nimmt das Raffelmandl eine besondere Stellung ein. Dieser Zwerg kann seine Gestalt ins Riesenhafte vergrößern und damit die Menschen schrecken. Im besten Falle nähert er sich armen Leuten, schenkt ihnen anscheinend wertlose Dinge, die sich aber nach einige Zeit in Silber verwandeln. Gefürchtet ist er vor allem aber deshalb, weil er Unheil, zuweilen sogar den Tod bringt. Über das Raffelmandl erzählt man viele Geschichten.

Einmal ereignete sich in der Gegend ein furchtbares Gewitter, das vom Gamsstein gegen die Raffelmauer hin niederging. Aus dem kleinen Raffelbächlein wurde ein reißender, tobender Wildbach, der die für den Verkehr der Transporte für die Eisenwurzen wichtige Bachbrücke wegschwemmte. Deshalb setzte man alles daran, um sie so bald wie möglich wieder instandzusetzen. In der Nähe befand sich auch eine Kohlstätte, wo ein fleißiger und gewissenhafter Köhler beschäftigt war, der nun auch beim Brückenbau tätig Hand mit anlegte. Selbst nach Feierabend, als die anderen Arbeiter längst ihren Werkzeug weggelegt hatten, grub der Köhler noch weiter, denn er hatte keine Eile zum Aufbruch, lag doch seine Wohnung gleich in der Nähe auf der Kohlstatt. Er war eben beschäftigt, für den Brückenkopf ein großes Loch auszuheben, als er auf einmal am Bachufer Holzkohleabfälle, sogenannte Braschen bemerkte. Das erschien ihm seltsam, denn er wußte genau, daß es dort noch nie Kohlenmeiler gegeben hatte. Mehr gedankenlos steckte er sich einige dieser Kohlenstücke in seinen Rucksack, ebenso einen großen alten Schlüssel, der ebenso dort lag. Als es dunkel wurde, ging der Köhler dann nach Hause, wo er von seiner Familie, die ihn schon längst erwartet hatte und wegen seines Ausbleibens ein wenig in Sorge war, begrüßt wurde.

Er erzählte ihnen von seinem Fund und langte dabei in seinen Rucksack. Zu seinem maßlosen Erstaunen fand er jedoch statt der Braschen lauter klingende und blitzende Silbermünzen. Eilig lief er noch einmal zur Fundstelle zurück und hoffte, noch den ganzen Schatz zu finden. Dort angelangt, erwartete ihn aber bereits ein kleines Männlein, das Raffelmandl, und hinderte ihn, die noch dort liegenden Holzkohlen einzustecken. Mit Gewalt wollte es der Köhler trotzdem zu erzwingen. Da wuchs der Zwerg plötzlich zu einem Riesen und verlangt von ihm mit Donnerstimme den alten Schlüssel zurück, den er ebenfalls eingesteckt hatte. Aber der lag bei seiner Familie, er hatte ihn nicht wieder mitgenommen. Die Rache des Raffelmandls folgte umgehend. Am nächsten Morgen fanden die wieder zur Brückenarbeit kommenden Leute den Köhler tot in einer Grube liegend vor.

Ein andermal fuhr in der Martininacht, also in der Nacht vor dem 11.November ein Fuhrmann des Hollensteiner Gewerken Martin Weingart mit seinem erzbeladenen Wagen über die Palfau heimwärts. Er freute sich schon auf den nächsten Tag, weil am Martinifest der Namenstag seines Dienstherrn festlich für alle begangen werden sollte. Als er mit seinem Gespann zur Raffelbrücke kam, hüpfte am Brückengeländer ein kleines Männlein herum und hinderte ihn daran, über die Brücke zu fahren. Kutscher und Pferde konnten nicht weiter.

Der Zwerg aber, niemand anderer als das Raffelmandl, rief ihm zu: "Merk auf, Fuhrmann, und schrei auf der Zwieselbrücke in den Wald: 'Das Spitzhütl (das bin ich) läßt das Grünhütl schön grüßen und ihm sagen, der Weingart-Martin ist gestorben. Du aber wirst unter der Brücke deinen Lohn dafür finden.' Der Fuhrmann wußte nicht wie ihm geschah, er konnte sich lange nicht fassen und fuhr in Gedanken versunken weiter. Als er zur erwähnten Brücke kam, entledigte er sich des Auftrages des Mandls. Als er aber unter der Brücke den versprochenen Lohn suchte, fand er nur einen Haufen alte verrostete und verbogene Hufnägel. Enttäuscht und ein weinig gedankenverloren steckte er trotzdem eine Handvoll davon ein und fuhr dann weiter.

Bei seiner Heimkunft in Hollenstein draußen im Österreichischen fand er alles in Aufregung und Trauer. Wirklich war sein Herr, der Gewerke in der Nacht zuvor gestorben. Die Todesbotschaft eines Dämons war Wirklichkeit geworden. Sinnend ging der müde Fuhrmann in seine Kammer. Er räumte seine Taschen aus und fand, daß die achtlos eingesteckten Nägel zu purem Silber geworden waren. Nun reute es ihn wohl, daß er nicht alle eingesteckt hatte.

Das Raffelmandl und das Veitlkreuz

An der Mündung des Mendlingbaches in die Salza ist die Erzhalde. Dort gab es zur Zeit der Hammerherrlichkeit eine große Eisenniederlage, von der das Rauheisen, Flossen genannt, nach Niederösterreich geführt wurde. Tag und Nacht mußten stets zwei Männer für das Aufladen der Flossen auf die Fuhrwerke bereit sein. Man nannte sie Flossenaufleger.

An einem Samstag hatte einmal Veit, der drinnen in der Mendling in der Jägerherberge wohnte, den Nachtdienst für das Flossenauflegen. Dies war ihm gerade an jenem Abend recht unangenehm, da er seine Braut in Lassing besuchen wollte. Er bat darum einen seiner Arbeitskameraden um Aushilfe für den Nachtdienst und ging nach Lassing.

Als Veit nun zur Raffelbrücke kam, trat ihm plötzlich das Spitzhütl entgegen und verweigerte ihm den Übergang. Veit war aber ein flinker und schneidiger Bursche, der sich über das kleine Männlein lustig machte. Da wuchs auf einmal vor seinen Augen der kleine Wicht zu einem riesig großen Menschen. Veit bekam nun Angst und floh so schnell er nur konnte zu seinen Kameraden zurück. Diesen erzählte er ganz aufgeregt, fiebernd und in Schweiß gebadet, die Begegnung und das Erlebnis auf der Raffelbrücke. Seine Kameraden begleiteten den schwerkranken Veit nach Hause, doch unterwegs sank er tot zusammen. Er war ein Opfer des Raffelmännchens geworden. Seine Braut ließ an dieser Stelle ein Kreuz errichten, im Volke das "Veitlkreuz" genannt.


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