Sagen aus dem Raum St. Anton a.d. Jeßnitz St. Anton an der Jessnitz #
Der hl. Antonius selber bestimmt den Platz für seine Kirche
Der Prior der Kartäuser von Gaming beauftragte seinen Hofrichter im Jeßnitztal einen Platz zum Bau einer Kirche auszusuchen. Der Hofrichter begab sich dorthin und fand auf den Feldern des Jeßnitzhofes in der Nähe der ehemaligen Burg den geeignetsten Platz. Während der dort umherwandelte und über den Bauplan nachdachte, kam ein unbekannter Mann zu ihm und fragte freundlich nach seinem Vorhaben. Der Hofrichter blickte auf und sah vor sich einen Mönch stehen, der ihn gar ernst ansah. Da sprach der Hofrichter, indem er mit der Hand auf die Felder wies: "Hierher soll eine Kirche gebaut werden". Da schüttelte der Mönch lächelnd das Haupt und winkte, ihm zu folgen. Sie gingen in der Talschlucht aufwärts, bis sie zu der Stelle kamen, wo das St.Antonius-Bründl aus dem Felsen quoll. "Hier", sprach der Mönch, "soll die Kirche stehen". Während der Hofrichter die Stelle beschaute, war der Mönch verschwunden. Der Mönch aber war niemand anderer als der heilige Antonius selbst, der den Ort bezeichnete, wo ihm zu Ehren jetzt die Kirche steht. An der Stelle aber, wo der Heilige dem Hofrichter erschienen war, wurde eine steinerne Denksäule errichtet, die noch heute steht.
Irrlichter im Linzgraben
Der Bach unter unserem Haus ist der Linzgraben. Bei dem Wasserfall ist, wenn jemand gangen ist, besonders zur Zeit der Bergknappen, aber auch später noch, ein Lichterl erschienen. Wenn man auf das zugangen ist, hat es zu rennen angefangen und ist den Bach owigrennt. Meine Mutter hat an die Sache nicht glauben wollen. Da ist sie einmal als junges Madl mit der Gupf-Relli (vom Hofe Gupf) bei einem Nachbar auf dem Hochpichl heigen gewesen. Und wie die beiden Madln auf d'Nacht heimgangen sind, haben sie sich zusammengejuchazt . Wie meine Mutter zum Wasserfall kommt, sieht sie dort das Lichterl. Sie hat aber glaubt, daß die Lena, ihre Schwester, sie schrecken will, und hat geschrien: "Wart, Lena, ich kenn dich schon! Mich kannst nicht schrecken!" und ist zu dem Lichterl hingelaufen. Das aber hat zu rennen angefangen, den Bach owi. Meine Mutter hat einen Abschneider gemacht und glaubt, daß sie noch vor der Lena zum Haus kommen wird. Wie sie aber da ankommt, findet sie die Lena schlafend im Bett und hat jetzt gemerkt, daß das ein anderes Lichterl gewesen ist. Und von dem Tag an hat sie daran geglaubt.
Das angebrannte Kreuz in der Angermühle
Beim Hause Angermühle in St.Anton a.d.Jeßnitz steht eine große Linde, an der ein Kästchen angebracht ist. Darin ist ein gedrucktes Bild der Muttergottes unter Glas. Nicht weit davon ist früher einmal ein Bildstock gestanden.
Als eines Tages ein Bauer, der einen Hof in der Urmannsau in Gaming besaß, zu Besuch kam, ist ein starkes Gewitter losgegangen, als sich dieser gerade auf den Heimweg machen wollte. Die Leute, bei denen er zu Gast war, haben ihn deshalb gebeten, doch die Nacht über da zu bleiben, da bei diesem Wetter der Heimweg viel zu gefährlich sei. Er ließ sich aber nicht davon abbringen und sagte, daß er heute noch unbedingt nach Hause müsse. Gerade als er bei seinem Hof angekommen war, schlug der Blitz ein und tötete ihn, seine Frau und alle seine Kinder. Das Bauernhaus ist dabei vollständig bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Als die Leute von der Angermühle am nächsten Tag die glimmenden Reste und den Schutthaufen durchstöberten, fanden sie nur mehr einen eisernen Herrgott, der, wenngleich er durch das Feuer beschädigt wurde, noch ganz geblieben war. Sie nahmen das Kreuz mit und hängten es in den Bildstock nahe ihrem Haus. Als dieser schadhaft wurde und abgebrochen werden mußte, hängte man das heutige Kasterl an die Linde, den Herrgott nahm aber ins Haus, wo er sich noch heute befindet.