Sagen aus dem Raum Waidhofen an der Ybbs Waidhofen an der Ybbs, Niederoesterreich #
Die tapferen Sensenschmiede von Waidhofen verjagen die Türken
Eine historische Begebenheit aus der Türkenzeit Waidhofens ist aus den Geschichtsquellen genau zu erweisen, klingt aber dennoch in den Ohren und Gemütern der Nachwelt wie eine Sage. Das trug sich so zu: Vom 8.bis zum 10.September 1532 kämpften die tapferen Hammerschmiede und Bürger von Waidhofen gegen die Türken, besiegten diese 3/4 12 Uhr mittags letzteren Tages unter Anführung ihres Stadtrichters Erhard Wild auf der Kreilhofer Wiese, nachdem die Feinde zuvor auf der "Schwarzen Wiese" noch 224 Gefangene massakriert hatten
Zur Erinnerung an diesen stolzen Sieg tapferer, wehrbereiter Männer erbauten die Waidhofener in der Folge den mächtigen Stadtturm, an dessen Spitze sie einen Stern über dem liegenden Halbmond anbrachten. Auch zeigt das westliche Zifferblatt der Turmuhr ständig mit 3/4 12 Uhr die Stunde des Sieges an. 1932 wurde an der Turmfassade eine Inschrift angebracht, die vermeldet: "Im Jahre 1532 schlugen Bürger, Schmiede und Bauern die Türken in die Flucht und erbauten zur Erinnerung diesen Turm."
Der grausame Amtmann wird zu Stein
Vor langer Zeit waltete in der Stadt Waidhofen a.d.Ybbs ein grausamer Amtmann, der die armen Leute grundlos in den Kerker werfen ließ, wo sie oft vor Hunger sterben mußten.
Eines Tages begab sich der Amtmann in die bescheidene Behausung eines Holzknechts und forderte von ihm seine Ersparnisse. Der Holzknecht weigerte sich, sein Geld herauszugeben. Es kam zu einem Wortwechsel, der damit sein Ende fand, daß der Amtmann den Holzknecht fesseln und im Hungerturm verschmachten ließ. Als den Bewohnern der Stadt diese böse Tat des Amtmannes zu Ohren kam, baten sie den Himmel, sie von diesem menschlichen Scheusal zu erlösen.
Kurze Zeit darauf war der Amtmann aus der Stadt verschwunden. Nicht weit von der Stadt fand man einen Felsen, der wie ein Steinbild aussah, an dem man die Gesichtszüge des Amtmannes erkannte. Der grausame Mensch war auf einem Raubzuge zu Stein geworden. Seine zusammengeraubten Reichtümer wurden unter die Armen der Stadt verteilt.
Im Palast des Wassermannzwergs
Ein Knabe aus dem Dorfe Windhag bei Waidhofen war seinen Eltern davongelaufen und kam an einen kleinen Fluß. Dort vernahm er ein Geächze und als er sich näherte, sah er einen Zwerg, welcher blutete. Mitleidig fragte er ihn, was geschehen sei, und der Zwerg erzählte ihm, daß er auf der Jagd ein Bein gebrochen habe. Er bat den Knaben, er möge ihn doch in das Wasser werfen. Der Knabe tat es und der Zwerg ging unter. Dann setzte er seinen Weg fort und kam über eine Brücke. Diese wankte und stürzte mit ihm ein, sodaß er alles Bewußtsein verlor. Als er zu sich kam, sah er sich in einem kristallenen Palaste, und jener Mann, welchen er in das Wasser geworfen hatte, stand an seinem Lager und sagte: Ich danke dir für den Dienst, den du mir erwiesen hast und ich bin froh, mich dankbar zeigen zu können. Ich bin der Beherrscher dieses Flusses und der Palast, in dem du dich befindest, ist mein Eigentum. Der Knabe war nicht wenig überrascht, stand auf und kleidete sich rasch an. Der Wassermann führte ihn nun im ganzen Gebäude herum, zeigte ihm alle seine Schätze und erlaubte ihm, davon zu nehmen, soviel er wollte. Der Knabe füllte sich alle Taschen voll an und wurde dann von dem Zwerge wieder auf die Erde zurückgebracht. Freudig kehrte er zu seinen Eltern zurück, welche nicht wenig erstaunten, ihn mit einem solchen Reichtum ankommen zu sehen.