Sagen aus dem Raum Ybbsitz Ybbsitz, Niederoesterreich #
Die Tannhäuserhöhle bei Ybbsitz
Im Südosten von Ybbsitz ragen die steilen Gehänge des Prochenberges empor. Die Phantasie des Volkes hat ihn zum Aufenthalt von Berggeistern gemacht und ihn mit mannigfachen Sagen umwoben.
So erzählt man, daß bei anhaltend starkem Regnenwetter aus dem Fuße des Berges Quellen hervorsprudeln, die aus dem Bergesinnern schwarze, blinde Fische mitführen. Erst nach geraumer Zeit werden sie sehend.
Unter den Höhlen des Prochenberges ist die Tannhäuserhöhle die bekannteste. Dringt man durch den engen und niedrigen Eingang ziemlich tief vor, so erweitert sich die Höhle und man kommt zu einem See. An seinem Ufer liegt ein Kahn, bei dem ein weißbärtiger Fährmann wartet, um den Fremdling ans andere Ufer zu bringen. Da steht man dann plötzlich vor einem Abgrund und in der Tiefe ist Tannhäuser im schmucken Ritterkleide zu schauen, wie er an einem steinernen Tische sitzt und große Gefäße voller Schätze bewacht. In seinen Händen hält er eine goldene Harfe. Sein silberweißer Bart wächst um den Tisch herum und zu seinen Füßen ruhen große schwarze Hunde, deren Gebell man zuweilen aus dem Berge hört. Zu gewissen Zeiten können Menschenkinder Tannhäusers Schätze heben, doch müssen sie ein gewisses Sprüchlein kennen und vor den großen Hunden keine Furcht haben.
Ein armer Sensenschmied aus der Umgebung wagte sich einst in Kenntnis des Sprüchleins in die Höhle und siehe, es mußte ihm gelungen sein, Schätze ans Tageslicht zu bringen, denn bald darauf begann er ein Haus zu bauen und lebte als reicher Mann bis an sein Ende.
Gar übel ist es drei Handwerksburschen ergangen, die auch die Höhle besuchten. Sie kamen nicht mehr heraus.
Viele hundert Jahre weilt Tannhäuser schon im Prochenberg. Sein Bart wird immer länger und länger und wenn er einmal um die Goldgefäße gewachsen ist, so naht das Ende der Welt heran.